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2302 - Die Mikro-Bestie

Titel: 2302 - Die Mikro-Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Vogelschädel in seine Richtung blickte. Für ihn entstand der Eindruck, dass der gefiederte Kopf mit dem kantigen Schnabel und der riesigen Brille suchend über die Raumkapseln hinwegschaute.
    Hatte dieses Wesen bemerkt, dass es beobachtet wurde? Demetrius Luke war versucht, dem extremen Körper ebenso extreme Fähigkeiten zuzuschreiben.
    Auf jeden Fall war der Schädel, den er sah, der eines Ganschkaren.
    Der zweite Kopf, momentan von Luke abgewandt, wirkte gedrungen.
    Es war ein geschuppter Schlangenkopf, am Ansatz von dichtem Haar umflossen. Vor allem die seitlichen Augenklappen verrieten, dass es sich um einen Mor’Daer handelte.
    Zwei Wesen, zu einem zusammengefügt!
    Luke konnte sich des von seinem Magen aufsteigenden heißen Würgens kaum erwehren. Nicht dieses Geschöpf als solches rief Übelkeit hervor, sondern der Gedanke an die ungeheure Perversion, die sich dahinter verbarg.
    Er konnte nicht einmal erahnen, welchen Zweck die Erschaffer dieser Kreatur verfolgt haben mochten.
    Luke hörte Dani krampfhaft schlucken und dann hastig atmen.
    Wenn er sich nicht täuschte, war die Gestalt komplett aus den beiden grundverschiedenen Wesen zusammengefügt. Modernste Medizin machte vieles möglich, doch so mit Leben umzuspringen entbehrte jeglicher Verantwortung. Die Körper mussten unmittelbar am Hals entzweigeschnitten und miteinander verschmolzen worden sein – der dürre und gefiederte Leib des Vogelabkömmlings und der deutlich größere humanoide Körper, der zudem eine klobige Fülle einbrachte.
    Das dunkelblaue und hochgeschlossene Kleidungsstück, das dieses multiple Wesen trug, offenbarte die verschobenen Proportionen erschreckend deutlich. Wer dazu verdammt war, so zu existieren, der erlebte täglich die Hölle. Luke konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Ganschkare und der Mor’Daer mit diesem ... dualen Schicksal jemals einverstanden gewesen waren.
    Duales Dasein ... Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er die bedeutendste Persönlichkeit des Kolonnen-Forts TRAICOON 0098 sah. Im Funkverkehr der Baustelle, den Danis Positronik-Modul aufgefangen und Zug um Zug übersetzt hatte, war mehrfach von einem „Dualen Kapitän" die Rede gewesen. Ohne darüber nachzudenken, schlug Luke die Verbindung. Dieses absonderliche Geschöpf, vor dem die Soldaten salutierten, konnte nur der Befehlshaber des Forts sein.
    Mit schrecklich verzerrtem Gang humpelte der Duale Kapitän auf den Dunklen Ermittler zu, und als er endlich die wabernde Düsternis erreichte und in sie eindrang, glaubte Luke endgültig, seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen.
    Die Vogel-Reptil-Chimäre war kleiner geworden. Und sie schrumpfte weiter. Eben noch knapp so groß wie die Mor’Daer, reichte der Duale Kapitän Sekunden später den Soldaten nur mehr bis an den Brustpanzer, und je weiter er in die brodelnde Düsternis eindrang, desto mehr schrumpfte er in sich zusammen.
    Das war kein optischer Effekt. Luke gewann den Eindruck, dass dieses Albtraumwesen tatsächlich mit jedem Schritt ein Stück kleiner wurde.
    Was war diese Dunkelheit? Ein anderes Universum, der Zugang in einen Mikrokosmos? Hastig klappte der Siganese den Helm nach vorne und nutzte die optische Vergrößerung, um den Dualen Kapitän wenigstens noch einige Sekunden lang verfolgen zu können.
    Das schrecklich verdreht laufende Geschöpf blieb nur noch kurz sichtbar, von scheinbar pulsierender, atmender Schwärze umflossen, dann war da nichts anderes mehr als ein undefinierbarer düsterer Punkt in der Unendlichkeit, vielleicht schon Äonen weit entfernt.
    Noch während Demetrius Luke sich ernsthaft fragte, ob er diesem Spuk ein Ende bereiten konnte, und seine Hand den Strahler langsam aus dem Holster zog, ohne dass er auch nur daran gedacht hätte, das nicht zu tun, verschwand der winzige Punkt.
    Es blieb still ringsum.
    Keiner der Mor’Daer machte Anstalten, seinen Platz zu verlassen. Unheimlich und drohend hing da noch immer die wabernde Schwärze.
    Luke hatte die optische Erfassung aufgezeichnet. Jetzt spielte er die letzten Sekunden ab, stoppte die Wiedergabe, vergrößerte das Bild positronisch. Der Punkt inmitten der Düsternis schwoll an, wurde aber zugleich undeutlicher. Eine vage Gestalt mit auffasernden Umrissen, nur noch aus einem groben Raster zusammengesetzt.
    Ein besserer Schutzanzug als der, den er trug, hätte vielleicht mehr aus der Aufnahme herausgeholt, irgendeinen Hinweis wenigstens, was da vorging. Doch es gab keine

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