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2304 - Schatten über Atlan-Village

Titel: 2304 - Schatten über Atlan-Village Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Das Gespräch mit Wesen zu suchen, die vielleicht simpler als er gestrickt waren, aber die Liebe zur Wissenschaft mit ihm teilten ...
    „Träumst du?", fragte Zerbone argwöhnisch. „Ich spüre, dass deine Gedanken Terrain betreten, von dem sie fernbleiben sollten."
    „Du fantasierst von Knöpfen, die du drücken möchtest. Ich denke an die Unterhaltung mit jemandem, der mich besser versteht als du."
    „Wir sind eins!", mahnte ihn Zerbone. „So war es immer, so wird es immer sein."
    Aroff ersparte sich eine Antwort, konzentrierte sich stattdessen weiter auf das bunte Treiben unter ihm.
    Selbst jetzt, während der dunkelsten Nachstunden, wurde gedacht, gesucht, geforscht.
    „Genug!", unterbrach ihn Zerbone erneut. „Ich möchte noch etwas über das Leben hier erfahren."
    „Dort unten findest du ausreichend Leben!", protestierte der Ganschkare.
    „Das ist bloß eine Seite der Terraner.
    Jene Seite, die dich interessiert. Aber ihr Sinnspruch, dieses ›Terra darf nicht fallen‹, hat mich neugierig gemacht. Ist ihre Standhaftigkeit – oder Sturheit – tatsächlich so ausgeprägt?"
    „Du willst eine Charakterstudie anstellen?"
    „Unsinn! Ich will lediglich ihr Leben spüren und nicht nur über Trivid vermittelt bekommen."
    „In Ordnung." Aroff überlegte. „Atlan Village wurde mehrmals als Zentrum der Unterhaltung genannt. Bist du damit einverstanden?"
    Der Mor’Daer nickte und setzte die Dunkelkapsel in Bewegung.
    Patrouillengleiter rasten an ihnen vorbei. So nahe, dass sie die Gesichter der Menschen darin erkennen konnten.
    Ernsthaft und konzentriert wirkten sie, auch wenn sich Aroff mit der Deutung der Physiognomie nach wie vor ein wenig schwer tat.
    „Ich hätte gute Lust, eines dieser Spielzeugschiffchen ..."
    „Nein!", sagte der Ganschkare schroff. Er übernahm das Schiff und zwang die Mor’Daer-Persönlichkeit, sich aus der Steuerung des gemeinsamen Körpers zurückzuziehen.
    Der Aggressionsschub Zerbones verging so rasch, wie er gekommen war.
    Eigentlich, so wusste Aroff, besaß ihre Persönlichkeit durch die Dualität einen vernünftigen Ausgleich. Emotion und Ratio blieben stets in der Parität und beeinflussten einander, so es notwendig war.
    Atlan Village kam in Sicht. Der Ganschkare schickte mehrere Dutzend Spionkameras aus, um Eindrücke aus nächster Nähe einzufangen.
    Es war Aroff, als blickte er auf eine unbekannte Bazillenkultur in einer Petri-Schale. Überbordendes Leben, wild und unkontrolliert, herrschte dort unten. Die Menschen fielen übereinander her, tanzten, kreischten, tranken, feierten, lachten. Jegliche Struktur war verloren gegangen. Jegliche Kontrolle. Angewidert über derlei Primitivität, wollte er sich zur Seite drehen und die Beobachtung abbrechen ...
    „Das ist es, was den Menschen ausmacht!", rief Zerbone aus. Seine Aufregung zwang den gemeinsamen Körper zu heftigerer Atmung. Der Mor’Daer reagierte, als wolle er die Bilder in sich hineinfressen oder sich daran aufgeilen.
    „Das ist widerlich!", rief der Ganschkare aus.
    „Die Mikro-Bestien agieren ähnlich unbändig", entgegnete Zerbone.
    „Dank ihrer Aggressivität erfüllen sie einen bestimmten Zweck. Aber was ich hier sehe, ist so sinnlos ..."
    Schauspieler deklamierten würdevoll. Maler bannten ihre Visionen mit Holoprojektoren im Kreidemodus auf Gehsteige. Zwei Zirkusclowns balancierten auf meterhohen Antigravseilen und intonierten zugleich Schmählieder auf Bostich, den Arkoniden. Huren wetteiferten mit unglaublichen Implantaten um die Gunst der Freier.
    Jugendliche grölten und tanzten den „Schweineangriff", wälzten sich voll Inbrunst auf dem Boden, schrien hemmungslos. Ein würdevoller Mann mit Bart, der ihm bis zum Bauch hinabreichte, wetterte, auf einem bunt flimmernden Geschenkkarton stehend, gegen die Regierung, ohne dass jemand auf ihn achtete. Ein kleiner und schlanker Taschendieb huschte zwischen Betrunkenen umher und erleichterte sie geschickt um ihre Galax. In einer dunklen Ecke unterhielten sich flüsternd zwei verhüllte Gestalten, während gleich daneben ein Springer über seinen geflochtenen Bart erbrach.
    „Aufhören!", forderte Aroff. „Mir verschwimmt alles vor den Augen. Wie kannst du dieses ... dieses Chaos nur ertragen?"
    „Chaos ist unsere Domäne", erwiderte Zerbone gelassen.
    Sie schwiegen und beobachteten weiter. Der eine mit Abscheu, der andere mit zunehmendem Interesse.
    Trotz all dem, was zwischen ihnen stand, fanden sie im Singulären Intellekt stets zu einer

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