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2304 - Schatten über Atlan-Village

Titel: 2304 - Schatten über Atlan-Village Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„dann ... dann würde es mich freuen, wenn du einmal mit mir ausgehen würdest."
    Er lächelte und zuckte die Achseln. „Ihr seid ein komisches Völkchen, ihr ›schwaches Geschlecht‹, wie’s früher mal hieß! Ist denn eigentlich wissenschaftlich gesichert, dass terranische Männer und Frauen vom gleichen Planeten stammen?"
    „Da musst du Rhodan fragen; der kann sich vielleicht daran erinnern, sollte es einmal anders gewesen sein."
    Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn zart auf die Wange. „Ich wünsch dir viel Glück bei deiner Suche."
     
    *
     
    Frustriert trat er in den frühen Abendstunden den Rückweg an. Als er Atlan Village erreichte, begann es zu schneien. Eine Seltenheit in Terrania.
    Dicke Schneeflocken tanzten durch die Straßen. Sorglose Kinder jagten danach, fingen sie mit ihren Mündern aus der Luft. Andere kratzten die dünne Eisschicht von parkenden Gleitern und warfen sich in eine Schneeballschlacht.
    „Du wirst dich verkühlen, wenn du die Jacke nicht zuknöpfst", sagte eine Stimme hinter Marc.
    „Ist mir egal!", antwortete er trotzig und marschierte weiter, ohne sich umzudrehen.
    „Es wäre schade. Dann könnten wir uns nicht mehr treffen."
    „Fawn?" Er hielt inne, wartete auf die Antwort, traute sich nicht zu bewegen. Vielleicht saß er einer Halluzination auf, die verschwinden würde, sobald er sich rührte.
    „Ja." Ihre Stimme klang näher.
    Lautlos, durch den Schnee gedämpft, musste sie sich ihm angenähert haben. „Willst du mich nicht begrüßen?"
    Schüttelfrost packte ihn, und es war keineswegs die Kälte, die er spürte, als er sich umdrehte. „Ja ... guten Abend, ich meine, hallo, ich freu mich sehr, und es ist schön, öhm ..." Er brach ab und blickte verschämt zu Boden.
    Immerhin machte er Fortschritte und brachte schon ganze Worte heraus.
    Sinnvoll war es allerdings nicht, was er zu sagen hatte.
    „Lass uns ein wenig spazieren gehen", schlug sie vor, ohne sich über sein Gestotter lustig zu machen.
    Ihr blondes, widerspenstiges Haar stand steil in die Höhe. Die Schneeflocken tanzten über ihrem Kopf, berührten sie nicht. Vermutlich hatte sie einen transparenten Regen-Schirmschutz übergezogen, wie er diesen Winter en vogue war.
    Schweigend marschierten sie durch enge, verwinkelte Gassen, Fawn Suzuke immer ein kleines Stückchen vorneweg. Sie gab die Geschwindigkeit – und auch das Ziel? – vor.
    Dies war eine Gegend, in die er selten kam. Prostituierte und Drogenhändler machten den düsteren Stadtteil des Atlan Village aus, der allgemein nur „Yellow Prick Road" genannt wurde.
    „Ein tolles Gör!", rief ihm eine Gestalt aus einem Hauseingang zu. „Ist das Mädel zu kaufen?" Der Schatten wurde breiter und länger, als sich eine hässliche, zernarbte Visage, von der Deon-Droge gezeichnet, ins Licht schob. „Die ist nichts für dich, Kleiner.
    Das sieht man. Poppa wird sich um das Frollein kümmern, damit es sich hier nicht verläuft und in schlechte Hände gerät." Der Mann, mindestens zwei Köpfe größer als er selbst und allem Anschein nach eine geistigkörperliche Kreuzung aus Ertruser und Amöbe, schlenderte hinter ihnen her.
    „Schnell weiter!", drängte Marc das Mädchen. Das Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Wie hatte er es nur erlauben können, dass sie in dieses Schandviertel gerieten? „Vorne links abbiegen und Beine in die Hand. Der Papageorgiu Circle ist nur 50 Meter entfernt, und dort stehen meist die Bullen."
    „Warum sollen wir uns beeilen?"
    Fawn sah ihn mit großen Augen an. „Von mir aus könnten wir eine Ewigkeit so weiterschlendern."
    War sie so naiv, oder tat sie nur so?
    „Bitte", drängte er, „mach’s mir zuliebe!"
    „Na gut." Sie zuckte mit den Schultern.
    „Jetzt!", rief Marc, als sie die kleine Quergasse erreichten.
    Er rannte los, so schnell er konnte.
    Fawn hielt mühelos sein Tempo, während weite, ausholende Schritte hinter ihnen immer näher kamen. Schon vermeinte er den Atem des Verfolgers in seinem Nacken zu spüren ...
    „Weiterweiterweiter!", feuerte Marc das Mädchen an, trieb es hinein in das bunte Treiben, das auf dem kleinen Papageorgiu Circle herrschte.
    Im Zentrum des Platzes hielt er an, völlig atemlos, suchte den Narbigen inmitten der Menschenmenge. Dort, links von ihnen, schossen Kids mit ihren Flugbikes kreuz und quer, hinauf und hinab, zeichneten mit gelbem Rauch Schriftzeichen in die Luft. War er dort bei den Zusehern? Oder hier, bei jener Gruppe, die einem bluesschen Acappella-Chor

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