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2304 - Schatten über Atlan-Village

Titel: 2304 - Schatten über Atlan-Village Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte keinen blassen Schimmer. Wirtschaft und Politik interessierten ihn nicht sonderlich. Seine Gedanken galten dem Studium. Fawn Suzuke. Der Waringer-Akademie. Fawn Suzuke. Mädchen. Fawn Suzuke.
    Marc hinterließ eine weitere kurze Botschaft für seine Schwester. Er benötigte dringend ihren Rat. Solange er sich zurückerinnern konnte, hatten ihn die Mädchen mehr oder minder links liegen lassen. Mirna Lamarr hätte ihn wahrscheinlich rangelassen. Allerdings als Nummer 42 auf ihrer Warteliste. Und das erschien ihm doch nicht ganz als das Wahre.
    Er suchte jemanden, mit dem er plaudern konnte, der seine Probleme teilte, der ihn so mochte, wie er nun mal war: introvertiert und schüchtern und ... und ... langweilig.
    Die erste Vorlesung begann erst in zwei Stunden. Aber es trieb ihn hin zur Uni, in die Parkanlagen. Dorthin, wo er sich mit Fawn unterhalten hatte.
    Seit gestern gab es nichts Wichtigeres mehr für ihn, als das Mädchen mit den Sommersprossen wiederzusehen.
    „Mann – dich hat’s ganz schön erwischt", murmelte er, während er das elterliche Haus verließ. Mit einem seltsamen Gemisch aus Hoffnung und Verzweiflung bestieg er den Zubringer der Rohrbahn.
    Wie groß war eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass ihn seine Göttin ein drittes Mal unter Zehntausenden Studenten ausfindig machte?
    Marc wollte es gar nicht wissen.
     
    *
     
    Fawn Suzuke war nicht da, und sie erschien auch nicht. Sooft er auf und ab marschierte, die Wege abging und in den Hörsälen suchte – sie blieb verschwunden. Der ganze Tag war ihm verleidet.
    Umso mehr, als er anhand des Studentenregisters feststellte, dass niemand mit dem Namen Suzuke immatrikuliert war.
    Hatte ihm jemand einen dummen Streich gespielt? Hatte sich Mirna Lamarr für ihre Zurückweisung gerächt?
    Nein! So bedeutend war er nicht, dass sie sich auf seine Kosten amüsierte.
    Der Frust saß so tief, dass er einem Professor, der ihn mit einer Frage aus seinem dumpfen Selbstmitleid riss, mit „Halt ’s Maul!" antwortete.
    Nun – das Fach „Kosmische Exegetik" konnte er für dieses Semester abhaken. Er weckte damit zwar die Bewunderung mehrerer Studienkolleginnen; als Held des Tages wurde er in der Mensa sogar auf einen Milchshake eingeladen. Die Begeisterung unter den Mädchen legte sich jedoch rasch wieder, als er seine Nase in den Becher mit dem widerlich schmeckenden Getränk hängte und nicht weiter auf ihr angeregtes Geplapper achtete.
    Was interessierten ihn diese Gören?
    Sie hatten bei weitem nicht die Klasse Fawns ...
    „Du bist verliebt", sagte eine spöttische Stimme.
    „Wie bitte?"
    Mirna Lamarr blickte auf ihn herab.
    Sie ließ ihr Schwebetablett kurzerhand neben das seine herabsinken und setzte sich an den langen Tisch. „Ich kenne diesen trotteligen Hundeausdruck, den du schon den ganzen Tag vor dir herträgst."
    Sie zwinkerte ihm vertraulich zu.
    Hatte ihr Parfüm immer schon so billig und abgeschmackt gerochen?
    „Es kann dir herzlich egal sein, was mit mir los ist!", schnappte er.
    „Ist schon gut, Marc", sagte sie besänftigend. „Ich wollte dich keinesfalls ärgern." Sie runzelte die Stirn und sah mit einem Mal zehn Jahre älter aus.
    Übernächtigt, verbraucht, ausgelutscht. „Ich verrate dir jetzt etwas", fuhr sie leise fort. „Wenn du ein Mädchen gefunden hast, an dem dir wirklich etwas liegt, dann schnapp es dir – und lass es nicht mehr los."
    „Das sagst ausgerechnet du?" Marc beutelte verwundert den Kopf. „Wo du doch mit jedem herummachst, der willig ist?"
    „Autsch!", flüsterte sie und duckte den Kopf zwischen die Schultern. „Das hat gesessen."
    Marc seufzte. „Es ... tut mir Leid. Ich hab’s nicht so gemeint. Ich wollte nur ...
    Ach, verdammt! Du hast ja Recht!
    Mich hat’s erwischt. Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder sagen soll, kann mich nicht mehr konzentrieren, laufe wie ein Blinder durchs Leben ..."
    Mirna lächelte ihn mit einer Sanftmütigkeit an, die er nie zuvor an ihr bemerkt hatte. Entdeckte er da eine Spur von Bitterkeit oder Sehnsucht?
    „Du Glücklicher! Ich wäre froh, wenn ich einmal in meinem Leben so gefühlt hätte." Sie öffnete die Schutzfolie des Suppentellers. Sofort erhitzte sich die klare Brühe. „Ich rate dir nochmals: Fang dir die Glückliche ein."
    „Zuerst muss ich sie finden. Sie scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein."
    „Wenn ihr etwas an dir liegt, wird sie wieder auftauchen, keine Sorge. Und wenn nicht", – sie sah ihn liebevoll von der Seite an,

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