2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel
Selbstbeherrschung. „Du bist sehr jung für einen Kalbaron", züngelte sie.
„Vielleicht halb so alt wie du", entgegnete er und erntete damit das leise Gelächter der Umschwebenden.
Sie steckte die offensichtliche Beleidigung weg. In ihrem Beruf war Härte zu sich selbst eine Grundvoraussetzung.
Sonst hätte sie es nie geschafft, ihren Ruf zu erringen.
„Ist denn das Alter eines Schlängelpartners ausschlaggebend?", fragte sie.
Er konnte die kosmetischen Duftwölkchen erahnen, die sie durch geschicktes Zusammenpressen ihrer schlanken Kiefer über die Paarungsdrüsen ausstieß. Sie benutzte ein Parfüm mit einem Hauch von fauligem Holz, überlagert von öligem Wasser und geschickt gemengt mit elektrostatisch geladenem Hitzegas.
„Nein, das ist es selbstverständlich nicht", antwortete er, während er seinen Widerstand schmelzen fühlte. „Es kommt lediglich auf die Chemie an."
„Und was sagt dir deine ... Körperchemie? Glaubst du, bis zur siebzehnten Lektion der Lust mit mir mithalten zu können?"
Sie hätte tatsächlich seine Großmutter sein können. Ihre aufreibende Arbeit hatte Spuren hinterlassen. Tiefe Spuren.
Narben, Flecken, zerrissenes Nervengewebe. Zerstörte Schuppenteilchen, geschickt kaschiert und dennoch für jedermann sichtbar.
Schlängelorgien kosteten enorme Energie und endeten nicht selten blutig.
Trotz allem war sie eine Schönheit geblieben. Ihr schlanker Körper, die wahrlich unvergleichlichen Schlängelbewegungen, der aufreizend hochgezogene Kieferbogen, die verwirrende Muster erzeugenden Tanzhände, der hypnotisierende Lustblick – dies versprach unbändiges Paarungsvergnügen. Athanis war die passende Partnerin für den Höhepunkt eines rasenden Lustkampfes, der ein oder zwei Tage andauern sollte, bevor er sich wieder seinen Pflichten widmen musste.
„Es wird mir ein Vergnügen sein, dich in die Paarungsorgie aufzunehmen und zu umschlängeln", hauchte Zirium in ihre zartgrün geschminkte Ohrmuschel.
„Ich werde dir, wenn es sein muss, bis zur neunzehnten Lektion folgen." Zum Beweis seiner Begierde deutete er einen Biss in ihren trockenen Hals an und hinterließ mit der Zunge eine glitzernde Spur der Feuchtigkeit.
„Du hast mich nicht richtig verstanden, Kapitänchen", sagte Athanis unbeeindruckt. „Ich werde mich dir nicht in einer Schlängelorgie hingeben. Das wäre zu ... banal für uns beide."
„Sondern?"
„Nur du und ich. Alle Lektionen. Jede einzelne Schlängelung. Siebzehn – oder neunzehn – Erfahrungen zu zweit genossen."
Ringsum erhob sich empörtes Gezische.
„Ganz allein? Das wäre ... der Gipfel der Perversion!", rief Zirium fassungslos aus.
„Ja", antwortete sie ruhig. „Stört dich etwa der Neid niederer Chargen, die nicht einmal erahnen, was Lust wirklich bedeutet?"
Sie meinte es ernst! Ihre Blicke, düster und verlockend, versprachen so unendlich viel ...
Nur zu zweit. Ohne weitere Schlängelpartner. Ohne die Wärme vieler aneinander gepresster Körper, die sich überlagerten, trennten, Muster bildeten, Triebe bis zur Erschöpfung ausreizten ...
„Ich biete dir das alles ganz allein", züngelte die Königin der Konkubinen, als hätte sie seine Gedanken erraten.
„Vertraust du etwa nicht auf meine Fähigkeiten?"
„Lasst uns allein!", rief Zirium wie im Fieber den Umschwebenden zu. „Die Paarungskammer wird auf Höchsttemperaturen aufgeheizt!"
*
Leidenschaftslos wandte er sich von ihr ab, wusch die Schaumflecken ihrer hitzigen Leidenschaft weg und zog sich die prachtvolle, makellos schwarze Uniform über.
„Du bist dein Geld wert", sagte Zirium, während er in die Stiefel schlüpfte.
„Du musstest mich nicht kaufen", entgegnete Athanis, während sie kleinere Bisswunden pflegte und vom Speichelgift befreite. „Ich bin freiwillig gekommen, Kapitänchen."
Zornig drehte er sich um. „Warum nennst du mich andauernd ›Kapitänchen‹? Willst du meine Leistungen herabwürdigen, die ich für das Volk der Mor’Daer erbracht habe?"
„Keineswegs", antwortete sie kühl. „Entschuldige."
In aller Stille beendeten sie die Morgentoilette. Für Zärtlichkeiten, wie Zirium sie bei Angehörigen vieler anderer Völker beobachtet hatte, herrschte bei ihresgleichen kein Verständnis. Leidenschaft und Paarung waren ein Privileg, das man sich durch besondere Leistungen erringen musste und nur selten genießen durfte.
Oder man schlug den Weg des professionellen Lustschlänglers ein und riskierte eine deutlich niedrigere
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