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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Obwohl es Fieber hatte, fühlte es sich kalt in ihrer Hand an.
    Sie ließ sich von Tava einen Krug bringen und versuchte, Shana Milch einzuflößen. Sie nahm ein Stück Brot, kaute es vor und versuchte, das Kind zu füttern. Nichts half. Am Ende fing ihre Tochter wieder an zu schreien. Sie stimmte in den Chor der anderen Kinder des Dorfs ein.
    „Nimm sie!", bat Ela Bani. „Ich muss zu den anderen."
    „Wozu?", fragte ihre Gefährtin. „Du kannst ihnen nicht helfen. Es ist überall das Gleiche, und ..."
    „Ich muss wissen, was das alles bedeutet!", sagte die Fischerin heftig.
    „Entschuldige, aber ... es muss doch ..."
    Sie fand keine Worte für das, was sie fühlte. Bani nahm das Kind. Ela stand auf, drehte sich um und ging gebückt zum Ausgang.
    Als sie im Freien stand, schlugen die Schreie der Kinder über ihr zusammen wie die Brandung des Meeres. Es begann schon wieder zu dämmern, und über dem dunklen Wald tobte heftiges Wetterleuchten. Die Wolken zogen am unheimlichen Himmel wie Boote in einem Meer aus Blut.
    Ela verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts gegen die Zeltwand. Es war schwarz um sie herum. Wieder hatte sie das Gefühl, dass sich alles um sie drehte, und es war schlimmer als jemals zuvor. Es gab keinen Halt. Sie hatte ihn verloren, ihren Anker in der Welt. Es gab keine Wärme mehr. Alles war kalt und ... fern, wie gar nicht mehr da.
    „Ona!", schrie sie. „Ona, wieso strafst du uns so?"
    Als der Anfall vorbei war und sie wieder fest auf den Beinen stand, sah sie einen Schatten auf sich zukommen.
    Es war Arga, die Läuferin. Sie blieb dicht vor ihr stehen und stieß außer Atem hervor: „Ofras Kind, Ela, ist ... tot. Und zwei Mädchen atmen nicht mehr ..."
    „Nein", flüsterte Ela. „Dann hat Ona uns wirklich ... verstoßen?"
    Sie rannte los. Arga rief ihr nach und fragte, wohin sie wolle. Ela rief, ohne sich umzudrehen: „Fort! Irgendwohin, wo ich denken kann! Ich muss für mich sein!"
    „Du lässt deine Tochter im Stich?"
    Die Frage traf sie wie ein Speer ins Herz. Sie blieb stehen, drehte sich um, sah die Zelte im Schein der nun auch wieder zwischen ihnen brennenden Feuer – und die Alten, die sich jetzt wie auf ein Kommando aufrichteten und zum Himmel zeigten.
    Ela hob den Blick und sah am nun fast dunklen Firmament einen neuen Stern, heller als alle anderen bis auf Matra und Ana, die aber jetzt nicht zu sehen waren. Immer wieder verdeckt von den Wolken, zog das Licht über den Himmel und schien dabei noch heller zu werden – bis es hinter den Bäumen des Waldes verschwand.
    „Es ist ein Zeichen!", rief Arga.
    „Komm zurück, Ela! Du darfst jetzt nicht gehen! Wir müssen alle zusammenbleiben und ..."
    Die Fischerin hörte nicht mehr hin.
    Sie rannte wieder los, hinein in den schweigenden Wald, der ihr fremd geworden war wie alles, was ihr je etwas bedeutet hatte und mit dem sie glücklich gewesen war.
    Wie glücklich, das wusste sie erst jetzt, als sie es nicht mehr spürte.
    Ein Donnergrollen, wie sie es noch nie gehört hatte, rollte über den Himmel. Es war, als folge es der Bahn des fremden, neuen Lichts, das sie gesehen hatte.
     
    *
     
    Als sie sich eingestand, was ihr Ziel gewesen war, war es gleichzeitig zu spät.
    Sie hatte nicht einfach davonlaufen wollen. Ela erkannte, dass sie noch einmal zu den Schattenlosen hatte laufen wollen, als es plötzlich keinen Weg mehr gab.
    Sie stand mitten im Wald und wusste nicht, wo sie war. Sie hatte keinerlei Orientierung, und das war nicht nur das Schlimmste, was einer Frau, die sowohl Fischerin als auch Jägerin war, bei Nacht passieren konnte – es war auch völlig unmöglich!
    Aber sie sah keinen Pfad mehr, sosehr sie sich auch drehte und wendete. Sie sah nur die Stämme der Bäume und das dunkle Strauchwerk im selbst jetzt noch blutroten Schein des nächtlichen Himmels.
    Ela kämpfte gegen die Panik. Sie wusste nicht, auf welchem Weg sie gekommen war. Dabei kannte sie jeden Baum im weiten Umkreis – musste sie alle kennen, aber es war, als könne sie sie nicht mehr sehen. Sie schienen vor ihr zurückzuweichen. Alles zog sich zurück.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das schreckliche Gefühl, ganz allein zu sein. Sie spürte, wie ihr Herz in der Brust raste. Das Blut hämmerte und rauschte in ihren Ohren. Die Umgebung verschwamm vor ihren aufgerissenen Augen.
    „Ona!", schrie sie, aber Ona gab keine Antwort.
    Sie fror. Sie versuchte, die Welt zu erlauschen, ihre vertrauten Geräusche.
    Doch die Welt schwieg. Es

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