231 - Der Preis des Verrats
auf einer Sklavengaleere begegnet. EUSEBIA nannte sie das Schiff. Agat’ol hörte nur mit halbem Ohr zu. Ungeduldig wartete er auf eine Gelegenheit, endlich etwas über den Aufenthaltsort von General Crow zu erfahren. Erst als Honeybutt Hardy von der derzeitigen Situation ihrer Stadt sprach, war er wieder ganz bei der Sache.
Vom Dach aus hatte sie ihm Waashton gezeigt. Innerhalb kürzester Zeit erfuhr der Mar’osianer, wo sich die vier Stadttore befanden, wie sie bewacht und wann sie geschlossen wurden. Auch von dem großen Markt und den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen berichtete die Hardy. »Eigentlich halten erst alle zusammen, seit dieser Mistkerl Crow seine Roboter auf Waashton gehetzt hat.« Agat’ol spitzte seine Gehörorgane.
Doch das Knallen einer Tür hatte Miss Hardy in ihren Ausführungen unterbrochen. Es kam von unten. Sie beugten sich über die Umfriedung der Dachterrasse. Der Mar’os-Anhänger sah eine dunkel gekleidete Gestalt mit einem riesigen Hut. Sie eilte zu einem glänzenden Gefährt. Während seine Gastgeberin Agat’ol erklärte, dass es sich bei der Gestalt um Rev’rend Torture handelte, sich das Gefährt »Motorrad« und das Anhängsel »Beiwagen« nannte, beobachtete der Mar’osianer, wie der Rev’rend das stählerne Rad mit dem Fuß startete.
Irgendwie berührte der Lungenatmer nur zögernd das Lenkgestänge der knatternden Maschine. Als er mit einer schnellen Bewegung den Griff des Lenkers betätigte, brüllte er sogar. Es musste sehr schmerzhaft sein, dieses Motorrad zu steuern. Während Rev’rend Torture in der Dunkelheit verschwand, setzte Miss Hardy ihre Ausführungen über die einst verfeindeten Gruppierungen in Waashton fort. Am Ende wirkte sie nachdenklich. »Vor einigen Wochen wäre es noch unmöglich gewesen, dass ein Rev’rend friedlich mit anderen Waashtonern in einer Schänke sitzt!« Sie seufzte. »Dafür bahnen sich jetzt Spannungen auf der anderen Seite an. Mr. Black versucht momentan vergeblich, mit Präsidentin Cross Kontakt aufzunehmen, sie hat das Pentagon abgeriegelt; Orguudoo weiß warum.«
Agat’ol hatte mehr wissen wollen über die Gruppierung, der die Präsidentin vorstand, und Honeybutt erzählte ihm von der World Council Agency, kurz WCA oder auch Weltrat genannt, der auch Arthur Crow schon als oberster Führer vorgestanden hatte. Sie, Mr. Black, Mr. Hacker und viele andere Rebellen hatten damals gegen die WCA und Crows Allmachtfantasien gekämpft.
»Mr. Black will sich morgen mit der Präsidentin treffen«, sagte Honeybutt, »ob es der Lady passt oder nicht! Deine Information, dass Crow im Besitz der Pläne für eine hydritische Superwaffe ist, duldet keinen Aufschub. – Um was für eine Waffe handelt es sich dabei?«
Innerlich atmete Agat’ol auf. Endlich war es so weit! Er schlug die Augen nieder. »Eine, deren Auswirkungen katastrophal wären für die ganze Erde«, sagte er. »Ein Hydrit aus dunkler Vergangenheit, der ebenso machtgierig war wie euer Crow, hat sie erbaut. Mehr darf ich dir augenblicklich nicht darüber sagen. Erst wenn der Kristall wieder in hydritischem Besitz ist. Aber ich fürchte, auch Mr. Black weiß nicht, wo dieser General Crow sich versteckt hält.« Er seufzte.
»Nun, wir haben immerhin eine Theorie«, hatte ihm Miss Hardy verraten. »Vor einigen Tagen wurden wir von Robotern angegriffen, die aus einer Produktionsanlage in den Appalachen stammen müssen.« Ihre Hand deutete nach Südwesten. »Das ist ein Gebirge, deren Ausläufer etwa fünfundvierzig Kilometer von hier entfernt beginnen. Wir vermuten, dass General Crow hinter dem Angriff steckt. Dann wäre er dort zu finden. Aber leider kennen wir die genaue Lage dieser Anlage nicht.«
Agat’ol folgte ihrer Bewegung. Im Dämmerlicht erkannte er am Horizont die dunklen Umrisse der Gebirgszüge.
Das war es, was er an nur einem Abend in Erfahrung gebracht hatte. Ein befriedigendes Ergebnis. Jetzt lag er zufrieden in dem erfrischenden Nass seiner Wanne. Über ihm funkelten die Sterne. Ein Stockwerk tiefer stritten die Afromeerakanerin und ihr Britanier.
»Du bist sturer als das sturste Wakudakalb!«, hörte Agat’ol den Britanier lallen.
»Und du bist engstirniger als das kleinste Bullauge der EUSEBIA! Außerdem solltest du dich schämen, dich so betrunken hier blicken zu lassen! Schließlich haben wir einen Gast!«
»Ha! Einen Gast, von dem du so gut wie gar nichts weißt! Würde mich nicht wundern, wenn er zu General Crows Spähern gehört!«, polterte
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