231 - Der Preis des Verrats
korrigieren, noch wusste er, welche Erfolge oder Niederlagen seine autark operierenden Warlynnes erlebt hatten. Aus der Ferne beobachtete er den traurigen Rest seiner Roboter-Armee, der immer noch gegen die Panzerbarrikaden anrannte.
Allmählich setzte sich die Erkenntnis in ihm durch, dass er die Schlacht verloren hatte. Doch wenn er die Stadt schon nicht einnehmen konnte, dann sollten ihre Bewohner wenigstens für viele Jahre an ihn denken. So ließ General Arthur Crow seinen Gleiter aufsteigen, um Waashton in Schutt und Asche zu schießen. Wie eine stumpfe Pfeilspitze raste sein Fluggerät über die Stadtmauer hinweg. Wir sollten mit der Capitol-Ruine beginnen, dachte er, während seine Augen durch das Radarbild sondierten.
Eine kleine Parkanlage mit uralten Eichen kam in Sicht. Dort unten wurde gekämpft; man sah Laserblitze und Raketeneinschläge. Und…
Crow stockte der Atem, als er Miki Takeo erkannte. Der verfluchte Android war also der Patrouille entkommen und nach Waashton zurückgekehrt! Und jetzt zerlegte er seine Warlynnes in ihre Einzelteile.
Aber nicht mehr lange!
Arthur Crow aktivierte die Zielerfassung. Das Fadenkreuz wanderte über den Schirm, hin zu dem Androiden, der wie ein gegossenes Denkmal dastand und zu ihm aufblickte.
In diesem Moment erkannte Crow die rohrförmige Waffe über Takeos Schulter. Ein Raketenwerfer! Ein ganz ähnliches Modell wie jenes, mit dem er den Androiden in Amarillo beschossen hatte! Seine Spitze richtete sich mit tödlicher Präzision auf den Gleiter.
»Ausweichen!«, brüllte Crow seinem Adjutanten zu. Hagenau reagierte sofort. Doch obwohl der Gleiter nach Backbord abkippte, schrammte Takeos Projektil an der Bordwand vorbei und explodierte im hinteren Bereich.
Ein Ruck ging durch das Fluggerät. Die Alarmsysteme kreischten. Sie verloren an Höhe. Aber sie stürzten nicht ab.
Erst nach einigen Manövern hatte Hagenau den Gleiter wieder halbwegs unter Kontrolle. General Crow übernahm den Pilotensitz. Ein Blick auf die Instrumente machte ihm klar, dass er seinen Vernichtungsplan endgültig aufgeben musste. Er würde von Glück sagen können, wenn sie es zurück zur Fertigungsanlage schafften.
Mit einem lästerlichen Fluch zwang er den Gleiter, der eine fette Rauchspur hinter sich her zog, nach Südwesten…
***
Während die Jubelrufe der Waashtoner über ihren Sieg in die kleine Gasse drangen, brüllte Honeybutt vor Schmerzen. Die Presswehe, die jetzt ihren Körper peinigte, war schlimmer als die beiden davor. Sie klammerte sich an den Arm des fremden Androiden. »Du hast es gleich geschafft«, ermutigte sie seine Stimme.
Honeybutt Hardy war froh, ihn an ihrer Seite zu haben. In der letzten Viertelstunde hatte er sich als talentierter Geburtshelfer erwiesen. Immer wenn sie glaubte, sie könne die Strapazen nicht eine Sekunde länger ertragen, hatte er ihre Hand genommen und beruhigend auf sie eingeredet. Gleichzeitig verhielt er sich distanziert, ja fast scheu. Aber was erwartete sie von einem Maschinenmenschen?
Auch jetzt wichen seine grünen Augen ihrem Blick aus. Obwohl sie kaum etwas über ihn wusste, kam er ihr merkwürdig vertraut vor. Aber Honeybutt kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken. Die nächste Presswehe beanspruchte sie voll und ganz. Gerade als sie glaubte, die Wehe würde ihren Unterleib sprengen, war es vorbei: Erst hörte sie ein leises Krähen, dann den kräftigen ersten Schrei ihres Kindes.
»Es ist ein Junge!« Der Android wickelte das Neugeborene in Honeybutts Jacke und legte es ihr vorsichtig in die Arme. Tränen des Glücks rannen über Kareen Hardys Wangen. Sanft strich sie ihrem Sohn über das kleine Gesicht. »Er hat die blauen Augen seines Vaters«, flüsterte sie. Dann schaute sie den Androiden nachdenklich an. »Wie heißt du?«, fragte sie lächelnd. »Ich will meinem Sohn nach dir benennen!«
Der Androide senkte den Kopf. Er antwortete nicht.
Honeybutt blickte ihn verwundert an. »Hast du keinen Namen?«, fragte sie. Mein Gott, wie dumm von mir! Das ist doch nur eine Maschine!
»Er… würde dir nicht gefallen«, entgegnete der Android. Damit stand er auf. »Die Aufgabe ist erfüllt. Ich muss jetzt gehen. Ich werde Hilfe schicken.«
Irgendetwas hielt Honeybutt davon ab, ihn zurückzurufen, als er durch die Gasse davon stapfte.
Sie ahnte nicht, dass in diesem Augenblick fast die Prozessoren durchschmorten in Aikos künstlichem Gehirn. Sie ahnte nicht, wie sehr der Androide in diesem Augenblick seine menschlichen
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