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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dich gar nicht."
    Auhara hängte sich bei ihm ein. „Ohne dich noch zusätzlich belasten zu wollen, aber ich habe ein ungutes Gefühl. Alles läuft erstaunlich reibungslos. Das beunruhigt mich. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mir mehr Widerstand von Seiten dieser ominösen Loge erwartet."
    „Wieso? Das Korps – von dessen Existenz ohnehin kaum jemand weiß – greift den Status quo nicht an. ›Man fügt sich. Alles bleibt gleich.‹ Sämtliche Fettärsche können unbesorgt auf ihren Pfründen hocken bleiben. ›Das Leben geht weiter.‹" Er kickte einen Kieselstein, sodass dieser viele Meter dahinschlitterte. „Und damit gibst du dich zufrieden? Das nehme ich dir nicht ab, mein Lieber."
    „Um mich geht es nicht, schon lange nicht mehr. Sondern um unser Volk und um das Charon-Korps, das die Grenze zur Außenwelt überwacht."
    „Ach ja?" Seine Partnerin blieb stehen, musterte ihn forsch. „Jedes neu aufgenommene Mitglied schwört, seine Pflichten getreu zu erfüllen, niemals in der Aufmerksamkeit nachzulassen sowie die Weltenwolke und die Charonii notfalls mit seinem Leben gegen Gefahren von außen zu verteidigen."
    „Recht so."
    „Mhm. Und wie, bitte?"
    Er schluckte. Sie traf einen wunden Punkt. Was sollte konkret werden, wenn es fremden Mächten tatsächlich gelang, in die Wolke vorzustoßen? Wenn sich herausstellte, dass diese Eindringlinge böse gesinnt waren und sich einen Dreck um die Charonii und deren Eigenheiten scherten?
    Ihren einzigen Schutz stellte das Gestöber dar. Wer allerdings die Hyperwirbel überwand, dem waren sie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das gesamte Charon-Korps vermochte gegen feindliche Schiffe, noch dazu so riesenhafte wie die ausgespähten, buchstäblich gar nichts zu unternehmen: Ihre Strukturdolben verfügten über keinerlei Offensivbewaffnung. „Ich kenne dich, Kempo Doll’Arym. Immer, wenn du dich mir gegenüber verschließt, brütest du etwas aus."
    Er sah ein, dass er sie nicht länger hinhalten konnte. Dies war der Moment, ihr seine Pläne offen zu legen. Wie er Auharas Blick und Tonfall entnahm, befand sie sich sowieso bereits auf der richtigen Fährte. „Wir haben sehr wohl etwas, womit wir uns wehren können", sagte er gepresst. „Eine geradezu ultimate Waffe."
    „Nein." Sie erbleichte, fummelte unwillkürlich an ihrer Pilotenbrille. „Doch: die dritte Gabe der Charonii. Die Explosive Kraft."
     
    *
     
    Das letzte Tabu.
    Sofern man vom Goldenen System absah; jenes zu erkunden stand seit langem auf Kempos Liste. Jedoch ging zurzeit fraglos das Außen vor. Das Innerste musste warten.
    Ein weiteres Mal brach die DORYNA zu einem Flug ins Ungewisse auf. Nicht räumlich: Sie hielten Kurs auf die Enklave der planetenlosen Sonne Pravor. Dorthin verirrte sich so gut wie nie jemand, denn alle besiedelten Systeme lagen selbst unter idealen Bedingungen viele Tagesreisen entfernt.
    Auhara, die als Leitpilotin fungierte, beendete die letzte Linearetappe so nahe an der Systemgrenze, dass sie diese auch im Unterlichtflug erreichen konnten. Sämtliche Piloten der DORYNA hielten sich zum Eingreifen bereit. Links und rechts neben Kempo standen Sheerdurn und Palankan, Narkosesprays in der Hand, um ihn notfalls unverzüglich zu betäuben. „Fertig? – Dann los."
    Kempo konzentrierte sich, aktivierte seine übersinnlichen Fähigkeiten. Mit dem Pilotensinn erspürte er das Strömen und Wallen des Hypergestöbers; mit der Pilotenkraft verstärkte er das Strukturauge, das Auhara und die anderen rings um die Dolbe stabilisierten.
    So weit, so normal. Nun aber versuchte er, das gestalterische Element seiner Gaben zu modifizieren. Er verschob vorsichtig, ganz vorsichtig den Fokus weiter hinaus, weg von der DORYNA und der sie schützenden Blase.
    Das war nicht leicht. Instinkte schlugen an, jahrelang trainierte Reflexe setzten ein.
    Alles in ihm sträubte sich gegen das obszöne Vorhaben, die Fähigkeiten der Charonii ins Negative umzukehren. Sein Talent war ihm gegeben, um das Gestöber zu befrieden, es schiffbar zu machen, nicht zusätzlich aufzuwühlen; Leben innerhalb der mörderischen Anomalien zu ermöglichen und zu bewahren, nicht mutwillig in Gefahr zu bringen.
    Kempo begann inwendig zu singen. Jedoch verfälschte er die uralten Melodien, verzerrte auch sie ins Gegenteil; und beging, im vollen Bewusstsein der Sündhaftigkeit, Verrat am Erbe seiner Ahnen.
    Zugleich erweckte er die Wut, die er so lange unterdrückt hatte. Rief sich die grässlichsten, demütigendsten

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