2312 - Die Unschlagbaren
abgestellt. Seiner Schätzung nach waren sie auf etwa einem halben Kilometer Höhe. Der Gebirgsgrat lag hoch über ihnen. Er konnte auf die Stadt und das Landefeld hinab sehen. Alles war ruhig. Nur die im Sonnenlicht glitzernden Gleiter über Aram Verger zeugten davon, dass es Leben im Kessel gab. Ansonsten war alles still - und grenzenlos langweilig.
„Aber es war deine Idee", maulte Gyra.
„Ja, und ihr wart gleich Feuer und Flamme!"
„Es muss etwas geben", bekam er unverhofft Hilfe von Leyton. „Ich schlage vor, wir hängen noch eine Stunde dran - wir sind einmal hier, oder? Wenn wir dann nichts gefunden haben, gehen wir zurück und vergessen die ganze Sache."
„Was sollen wir denn schon noch finden?", fragte Gyra.
„Ruinen.„„Ley!"
Der Rothaarige grinste. „Das sollte ein Witz sein", erklärte er.
„Auf so dumme Witze stehe ich nicht."
„Klappe", knurrte Praulynd und winkte. „Wir klettern weiter."
Er ging voran, wie immer. Seine Füße taten ihm weh, aber er biss die Zähne zusammen und hoffte, dass sie irgendetwas fanden oder dass irgendetwas passierte. Er brauchte den Erfolg. Und wenn es tatsächlich Geister wären, alles war besser, als mit leeren Händen und der Blamage umkehren zu müssen. Ceppink würde sie auslachen. Gyra würde noch vorlauter werden und Leyton noch kesser.
Es war nicht sein Tag. Er hatte überhaupt eine verdammt schlechte Zeit.
Zuerst die Sache mit dem Gleiter und jetzt...
Sie arbeiteten sich weiter über Steine und durch manchmal knöchelhoch liegenden Staub. Als die Stunde fast um und nichts geschehen war, begann Praulynd sich mit einer Verteidigungsstrategie zu befassen. Was er jetzt brauchte, war eine zündende Idee, um den Tag noch zu retten. Er musste sich irgendwas einfallen lassen. Die anderen erwarteten es von ihm.
Wenn sie wenigstens in ein „Schwerkraftloch" getappt wären, wo die künstliche Schwere des Kraterbeckens aussetzte, und plötzlich davongeflogen, lediglich getragen von der schwachen natürlichen Gravitation des Mondes. Oder wenn plötzlich keine Atmosphäre mehr da gewesen wäre. Irgendetwas; etwas Gefährliches, wovor Ceppink und die Erwachsenen gewarnt hatten. Alles wäre besser gewesen als gar nichts.
„Was ist das da?", fragte Leyton auf einmal und blieb stehen. Er zeigte auf eine unregelmäßige Erhebung rechts vor ihnen, etwa zweihundert Meter entfernt. Etwas ragte da aus dem Staub, ziemlich groß und viel zu gleichmäßig geformt, um natürlichen Ursprungs zu sein.
„Ein alter Bunker?" Praulynd ahnte, dass er gerade vor der womöglich letzten Gelegenheit stand, es spannend zu machen. „Ich wette, es ist ein uralter Schutzbunker - oder eine vergessene Station; vielleicht eine verbotene!" Als keine Reaktion kam, fügte er hinzu: „Da gibt's vielleicht alte Waffen und noch ganz andere Dinge. Oder sogar ... Leichen. Ja, alte, konservierte Leichen, die ..."
„Prau!", kreischte Gyra. „Hör auf!
Ich will es nicht hören! Ich geh da nicht hin! Das ist eine von diesen verdammten, spukenden Ruinen!"
„Bei dir im Kopf spukt's", antwortete er unwirsch. „Willst du jetzt etwas erleben, oder ...?"
„Geheimnisse", sagte Leyton mit leuchtenden Augen. Er grinste. „He, Leute, ich wette, das ist eins von den Dingen, weshalb wir nicht hierher kommen sollen, versteht ihr?"
„Ist mir ganz egal", sagte Gyra. „Es ist eine Ruine, und ich gehe keinen Schritt weiter in diese Richtung!"
Leyton hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. „Ich seh mir das an. Eine alte Station. Ich wusste, dass wir so was finden würden. Alte Leichen, die ein Geheimnis bewahren. Geheimnisvolle Artefakte ..."
„Du bist ein verdammter blöder Spinner!", rief Gyra ihm nach, als er weiterging. „Du träumst, Ley! Verdammt, bleib endlich stehen!"
„Er hat aber Recht." Praulynd nickte ihr zu. Da war sie, seine Chance.
Leyton war natürlich ein romantischer Träumer, aber manchmal ganz nützlich. „Na, komm schon, Gyri."
„Nenn mich nicht so, ich hasse das!"
„Dann komm endlich." Er setzte sich in Bewegung. „Oder sei stur und bleib hier, du mit deiner Angst vor Gespenstern."
„Da kannst du deinen ... deinen Dings drauf wetten! Geht doch, ich halte euch nicht zurück. Aber ich hole euch da nicht raus, wenn ihr ..." Sie schlug mit den Fäusten Löcher in die Luft. Dann heulte sie wie ein Tier.
„Ach Mann - ihr habt mir versprochen: keine Ruinen, Prau. He, Prau, lass mich hier nicht allein! Hörst du nicht? Prau! Du verdammter Roboter!
Prau, Ley, ich
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