2313 - Das Goldene System
Anwesenheit wussten, bezeichneten das Büro längst als Gregorians Klause. Es war ohnehin das kleinste im wissenschaftlichen Trakt, aber daran schien Gregorian sich nicht zu stören.
Ersichtlich war nur, sobald die Biopositronik eine deutliche Steigerung ihrer Kapazitätsauslastung erkennen ließ, dass er aberwitzig viel arbeitete.
Natürlich konnte Gregorian nur deshalb ungehindert seiner Einsiedlerrolle nachgehen, weil ich dieses Verhalten duldete. Perrys Dokumentation hatte mich davon überzeugt, dass es besser sei, Malcolms Schützling nicht dreinzureden. Einen Freibrief hatte ich ihm zwar nicht ausgestellt, aber dennoch hinter seinem Rücken alle Widerstände abgeblockt - in der Hoffnung, dass sich mein Vertrauen auszahlen würde.
Dr. Gregorian bedachte mich nur mit einem kurzen Blick, als ich die Halle betrat. Abwehrend hob er den Arm, als Major Delazar zu einer Erklärung ansetzte.
„Beschränken wir uns auf das Wichtige!", sagte er dumpf, und sein mächtiger Schnauzbart zitterte. „Atlan, ich habe lange und vor allem ausführlich in diesem lächerlich kleinen Labor gearbeitet. Andererseits lagen mir die Ergebnisse des Ultra-Messwerks wenigstens zeitnah vor."
Nicht einmal wenn er redete, wurde sein Mund sichtbar. Die Mimik einiger der umstehenden Personen ließ erkennen, dass sie sich fragten, wie dieser Mann überhaupt Nahrung zu sich nahm.
Gregorian blickte triumphierend um sich. Er trieb die Spannung auf die Spitze. Als er die Brauen zusammenkniff, schienen sich sogar seine Augen hinter den Haarbüscheln verstecken zu wollen. „Ich habe erkannt, dass es mit unseren Raumschiffen und dem aktuellen technischen Standard unmöglich ist, in der Charon-Wolke zu manövrieren."
Mit einem Mal war es totenstill. Nicht ein Atemzug war zu hören. Dr. Gregorian nickte, als müsse er die eigene Aussage bestätigen, weil es sonst niemand tat.
Die Augen der Chefwissenschaftlerin schienen aus den Höhlen zu quellen. „Ist das alles?", brachte Marya tonlos hervor. „Um das herauszufinden, haben wir keine zehn Minuten gebraucht."
Gregorian. ging nicht darauf ein. Sein Kinn ruckte ein klein wenig höher. Trotzig, schien es. Von oben herab streifte sein Blick über die versammelten Kapazitäten.
„Der Unterschied ist, dass ich alles, was ich sage, auch beweisen kann." Mit einer barschen Geste unterband er jeden Widerspruch im Voraus. „Mit Hilfe meiner abstrakt mathelogischen Methoden ist ab sofort alles rechnerisch belegt."
Stille.
Dann fragte jemand: „Dafür hast du diese enorme Kapazität benötigt? Nur um zu berechnen, was wir ohnehin wissen?"
Dr. Gregorian rümpfte die Nase. Seine Augen verengten sich, Dennoch schwieg er. Ruckartig wandte er sich mir zu.
Seine Rechte griff in eine Tasche seiner Kombination, dann zuckte sie mir entgegen. „Nimm das, Atlan! Auf dem Speicherkristall ist alles verzeichnet, was du wissen musst."
Die Männer und Frauen wichen zurück, als er sich zwischen ihnen hindurch seinen Weg bahnte. Eine halbe Minute später hatte Dr. Gregorian die kleine Halle wieder verlassen.
Plötzlich redeten alle durcheinander, als sei eine unerklärliche Starre von ihnen abgefallen. Jemand lachte hell.
„Ein Verrückter", erklang es spöttisch.
„Arrogant und inkompetent..."
„Warum sagst du nichts dazu, Atlan?
Müssen wir uns das bieten lassen?"
„Wer ist der Kerl überhaupt, und woher kommt er?"
„Ich glaube nicht", bemerkte Serg Moustagh spöttisch, „dass dieser Mann mehr über Hyperphysik weiß, als seit Jahren in den Trivid-Infoprogrammen verbreitet wird."
„Und ich glaube nicht, dass ich mich in Dr. Gregorian täusche", sagte ich leise.
„Gregorian ist in direkter Linie mit Sato Ambush verwandt."
Die Wirkung dieser Aussage war ungefähr so, als hatte ich behauptet, der Mond sei ein Schweizer Käse. In dem Moment starrten mich alle entgeistert an.
„Es ist wahr!",, bestätigte ich.
Sato Ambush. Wer kannte ihn nicht, den eigentlichen Begründer des modernen Zweigs des Naturwissenschaft, der seine Pararealistik einst als einen Bereich der f fünf dimensionalen Kosmologie definiert hatte?
Ich gab den kleinen Speicherkristall an Major Delazar weiter. „Das lasse ich sofort auslesen!", bestätigte die Chef-Wissenschaftlerin. „Dann wird sich zeigen, was wir wirklich von Gregorian zu halten haben."
Keine zwanzig Minuten vergingen, dann wirkte Marya Delazars rotblondes Struwwelhaar, als wäre es bis in die Spitzen elektrisch aufgeladen. Dr. Moustagh blickte mich
Weitere Kostenlose Bücher