2315 - Kampf ums Salkrit
spüren. „Dann hoffen wir, dass der Flug tatsächlich ereignislos bleibt."
Er grüßte und desaktivierte die Funkverbindung. Ihm war ein Rätsel, warum die Charonii den persönlichen Kontakt mit ihm und den Terranern explizit vermieden. „Du bist in letzter Zeit besonders misstrauisch", sagte Alysha Saronn. „Mag sein, aber ich rieche, wenn etwas faul ist. Der Junge wirkt höchst gehemmt.
Natürlich habe ich ihm und den anderen Charonii während des Unterrichts anständig eingeschenkt, und sie waren mit Dingen konfrontiert, die sie bislang nicht kannten. Das allein darf jedoch nicht der Grund sein, warum sie uns von den Strukturdolben fern halten wollen. Ich könnte Kempo unter Garantie helfen, wenn ich während des Kampfes neben ihm stünde ..."
„Er wird wissen, was für ihn das Beste ist." Die Kommandantin der VERACRUZ blickte skeptisch. „Dessen bin ich mir nicht sicher." Atlan erhob sich und streckte die Glieder. „Gibt es Schadensmeldungen nach dem Flug durch dieses Strukturgewitter?"
„Alles in Ordnung. Die Charonii haben uns perfekt geschützt. Nicht einmal die besten Geräte haben Messergebnisse aufgezeichnet, die in irgendeiner Form beunruhigend gewesen wären."
„Sonst irgendwelche Vorkommnisse?"
„Nein. Alles ist ruhig."
„Nicht mehr lange, befürchte ich ..."
Atlan verabschiedete sich mit einem knappen Kopfnicken und zog sich in seine Kabine zurück
12.
Die Tage zogen sich mehr oder weniger ereignislos dahin. Der Arkonide wurde immer drängender und griesgrämiger. Er wollte uns helfen, durchaus mit den besten Absichten. Er konnte und durfte allerdings nicht wissen, dass sich die Mitglieder des Charon-Korps an einem Todeskommando beteiligten. Denn die Explosive Kraft brachte, wie ich auf besonders tragische Weise hatte herausfinden müssen, schreckliche Folgen mit sich. Wir wollten über dieses Thema mit keinem Außenstehenden reden. „Er hätte dir den Kampf verboten", murmelte Sheerdurn, als könnte er meine Gedanken lesen. „So ist es", pflichtete ich ihm bei. „Atlan würde nach einer besseren Lösung suchen. Nach einer taktischen."
Sheerdurn schüttelte den Kopf. „Ich dachte nicht an den Arkoniden, sondern an deinen Vater. Er wollte dich zeit seines Lebens daran hindern, dass du die Explosive Kraft in dir entdeckst - auch wenn er dir den inwendigen Gesang gezeigt hat. Er wusste, worauf es hinauslaufen würde. Er ahnte, welche Konsequenzen aus der Nutzung der Dritten Gabe erwachsen."
„Warum kommst du ausgerechnet jetzt auf Danoit?" Mir war das Thema zutiefst zuwider. Es war weder der Ort noch die Zeit, um an mein persönliches ... Problem zu denken.
Wenn wir wider Erwarten den Verteidigungskampf gegen die Charnaz Bakr überlebten, wollte ich Vater in seinem Heim besuchen und mit all meinen Vorwürfen konfrontieren. Ich besaß selbstverständlich keine Möglichkeit, die Wahrheit aus ihm herauszuquetschen. Sein Geist war Gemüse. Ein Struktursturm nahe dem Goldenen System hatte ihn ausgebrannt. „Erlaube einem alten Mann, dass seine Gedanken ein wenig sprunghaft sind", brummelte Sheerdurn.
Er gähnte und blickte wie ich etwas dröge auf den zentralen Holo-Schirm.
Morgen würden wir die Sonne Tsaba erreichen. Der Countdown für die letzten Vorbereitungen lief bereits. Wir näherten uns dem Bösen, und es machte mir gehörige Angst. „Warum, glaubst du, hat sich Danoit der Charon-Loge angeschlossen?", fragte ich. „Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Wir wissen so gut wie gar nichts über diesen Geheimbund. Möglicherweise hatte er gar keine andere Wahl. Wenn die Mitgliedschaft stets vom Vater auf den Sohn übertragen wurde ..."
„... hätte er mich eingeweiht", widersprach ich dem Alten. „So, wie du. dich ihm gegenüber benommen hast, ist das nur zu verständlich, dass er es nicht getan hat. Ich an seiner Stelle hätte dir nicht einmal verraten, wie man sich die Schnürsenkel richtig bindet.
Du warst - zumindest aus seiner Sicht - keinesfalls der Sohn, den er sich wünschte."
„Ob er darunter gelitten hat?"
„Er hat sich sicherlich jemanden gewünscht, der brav >Man fügt sich< und >Das Leben geht weiter< nachbetet. Und was passiert? Er bekommt den renitentesten Bengel zwischen hier und da. Von wem hast du eigentlich dieses Aufmüpfigkeits-Gen geerbt?"
„Keine Ahnung. Ich kenne aber gewisse ältere Leute, die mir immer wieder Springflöhe ins Ohr setzten, mich mit revolutionären Ideen fütterten und dafür sorgten, dass ich mit nichts zufrieden
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