2315 - Kampf ums Salkrit
blieb."
„Nun hör sich das mal einer an!" Empört stieß er mir mit einer Faust gegen die Schulter. „Dm hast mich verdorben mit deiner Kindsköpfigkeit und deinem Starrsinn ..."
Wir alberten herum oder grübelten über die nahe und ferne Vergangenheit. An geregelten Schlaf war nicht mehr zu denken. Jeder Augenblick, jede Sekunde schien uns unendlich kostbar geworden.
Also nutzten wir die Zeit, so gut es ging.
Zu tun gab es in dieser Phase der Vorbereitung nichts mehr. Alle Pläne waren geschmiedet, alle Eventualitäten bedacht.
So hofften wir zumindest. Irgendwie seltsam: Die letzten Stunden bis zur Ankunft im Tsaba-System vergingen, trotz unseres Hungers nach Leben, in nervtötender Langsamkeit. „Ich bereue gar nichts, Bengel!", sagte Sheerdurn plötzlich und klopfte mir auf die Schulter. „Ich bin stolz, dass ich dabei sein und zusehen durfte, wie du erwachsen wirst."
„Es war mir auch immer ein Vergnügen", antwortete ich.
Ach, was redeten wir da! Warum hörten sich die Worte so lächerlich, so nichtssagend an? Wie gern hätte ich ihm gezeigt, dass ich ihn liebte. Am liebsten hätte ich ihn dafür abgeknutscht, dass er mir Vater, Freund und Helfer in der Not gewesen war. Irgendetwas hinderte mich daran.
Die Distanz zwischen uns war in den letzten Tagen größer geworden. Er sprach es zwar nicht aus, aber ich konnte spüren, dass er wegen meines Schäferstündchens mit Leilila böse war. Aber wie sollte ich ihm diesen... Ausrutscher erklären, wenn ich selbst nicht wusste, was mich in die Arme der Pilotin getrieben hatte?
Das Hauptschott der Zentrale öffnete sich. Srecno kam mit stierem Blick hereingestolpert. Seltsam. Seine Schicht begann erst in ein paar Stunden. Wahrscheinlich fand er genauso wenig Ruhe wie die meisten von uns. „Gibt's was?", fragte ich ohne besonderes Interesse. „Ja."
Er torkelte auf mich zu, als wäre er betrunken. Sein Hemd war schweißgetränkt, vom Gesicht tropfte ebenfalls das Wasser.
Er griff mit der Linken in die weit ausgebeulte Hosentasche, holte einen länglichen Gegenstand hervor ...
Was hatte Atlan vor wenigen Tagen zu mir gesagt? „Es haben sich schon Bessere als du verbrannt", waren die exakten Worte gewesen.
Reflexartig sprang ich beiseite. Der unvermittelte Stich fuhr an mir vorbei in die Wand, erzeugte ein hässlich quietschendes Geräusch, als die Klinge über das Metall unter der Kunststoffverkleidung kratzte.
Die Reflexe, die ich mir im Nahkampf antrainiert hatte, machten sich früher als erwartet bezahlt. Noch bevor sich Srecno von seiner Überraschung erholen konnte, hatte ich den ausgestreckten Arm gepackt, ihn verdreht, über die Kante des Tisches gebogen, auf dem ich gesessen hatte, und mit einem Ruck nach unten gedrückt.
Ein hässliches Knacksen ertönte.
Dann der Schrei.
Lang gezogen, voll Schmerz und Überraschung.
Ein unterarmlanges Messer fiel zu Boden, glitzerte, von den Lichtstrahlen der Deckenbeleuchtung vielfach gebrochen.
Jetzt erst reagierten die anderen Besatzungsmitglieder. Sheerdurn fluchte in einem Dialekt, den ich nicht verstand, während zwei der anwesenden Piloten ihre Konzentration aufgaben. Sie packten Srecno an den Schultern und zogen ihn auf mein Geheiß mit sich. Er musste weg, so rasch wie möglich raus aus diesem empfindlichsten Bereich des Schiffes. „Was ... was ist passiert?", fragte mich Budwian völlig entgeistert.
Ich unterdrückte das Zittern in meiner Stimme, als ich antwortete. „So, wie es aussieht, reicht der Arm der Loge weiter, als wir bisher angenommen haben."
Die Betroffenheit war groß. Ich tat mein Bestes, um die Aufregung so niedrig wie möglich zu halten. Sheerdurn übernahm wieder einmal die wichtigsten Koordinationsarbeiten und sorgte dafür, dass zumindest die Strukturpiloten ihre Überwachungsaufgaben so rasch wie möglich wieder aufnahmen. Ich kümmerte mich währenddessen um den Attentäter.
Irgendwie fühlte ich mich fast erleichtert. Das nervenzermürbende Warten hatte ein jähes Ende gefunden. Ich gönnte mir keinen Augenblick Zeit zum Überlegen und wollte eine körperliche Reaktion auf die Belastung erst gar zulassen.
Ein Mann meiner Crew hatte zur Waffe gegriffen, um mich zu töten!
Ich hatte die Macht des Rates unterschätzt und die Warnungen Atlans geflissentlich ignoriert. Ich musste mir eingestehen, dass selbst ich von der Einlullungstaktik meiner Feinde überrascht worden war.
Palankan, die Bordärztin der DORYNA, kümmerte sich um den Verletzten. Es bestand keine
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