2315 - Kampf ums Salkrit
Gefahr mehr für mich oder die anderen. Der Möchtegernattentäter wirkte wie ein Häufchen Elend. Srecno schluchzte hemmungslos vor sich hin. „Wer hat dir den Auftrag gegeben?", fragte ich, während die Ärztin eine semielastische Kunststoffmasse anrührte, die sie über den gebrochenen Arm gießen würde. „Was meinst du?", fragte Srecno. Unbeholfen wischte er sich Rotz von der Nase. Seine Backenknochen traten deutlich aus dem sonst so runden Gesicht hervor. Er litt nach wie vor starke Schmerzen. „Erzähl mir nicht, dass du selbst auf diese Idee gekommen bist!" Ich stellte mich breitbeinig vor ihm hin und blickte so finster wie möglich. Es fiel mir nicht allzu schwer. „Ich wollte nur ..."
Palankan räusperte sich leise. Sie hatte ihre Arbeit beendet. „Lass uns allein!", befahl ich ihr. „Aber ..."
„Ich kann auf mich aufpassen." Für Freundlichkeiten blieb keine Zeit. Ich musste jetzt, solange sich Srecno noch in diesem Schockzustand befand, herausfinden, wer ihm den Auftrag gegeben hatte.
Palankan verließ zögerlich die Krankenstation. Ich wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Die hitzende Plastikmasse verteilte sich gleichmäßig über Srecnos Arm. Binnen weniger Minuten würde sie versteifen. Sie hielt zwei bis drei Wochen und zerfiel dann zu porösem Schaum, wenn man sie nicht mit einem zusätzlichen Bindemittel nachbehandelte. „Ich will dich nicht nach dem Warum fragen", sagte ich. „Dazu bin ich viel zu müde. Sag mir lediglich, wer dich so weit gebracht hat, einen Freund zu verraten."
Srecno schlug die Augen nieder. Er litt wohl mehr unter der Situation als ich. Der Pilot hatte nicht nur das Undenkbare getan - er hatte zusätzlich auch noch dabei versagt. „War es ein Ratsmitglied? Khal Pif'Deran? Ein Bruder der Charon-Loge?"
Wie unter Peitschenhieben zuckte er zusammen. Die feisten Wangen schwabbelten hin und her, die breiten, zusammengewachsenen Brauen verdeckten die betroffen dreinblickenden Augen. „Was soll ich mit dir machen, Srecno?"
Erschöpfung übermannte mich plötzlich, und meine Hände begannen zu zittern. „Wir haben so vieles gemeinsam erlebt und waren fast so etwas wie Freunde.
Nicht bloß Kollegen - nein! Mit jeder Faser meines Körpers glaubte ich daran, stets das Richtige zu machen und das Einverständnis meiner Mannschaft zu besitzen. Mann - du und ich gehören zum Charon-Korps! Wir waren etwas ganz Besonderes!"
Srecno atmete hektisch, presste ein paar Worte hervor. „Ja - und es war ganz toll.
Ich ... ich habe es als eine Art Spiel gesehen. Als ein Abenteuer. Ich wusste doch nicht, worauf es hinauslaufen würde." Je länger er redete, desto mehr fand er zum gewohnten Selbstbewusstsein zurück. „Hast du nie bemerkt, in was wir da eigentlich hineinrutschen?", fragte er anklagend. „Ich verstehe nicht."
„Wir wollten forschen und vielleicht einen Weg nach draußen finden. Sehen, ob es außerhalb der Charon-Schranke anderes Leben gibt..."
„Ja - und?" Worauf wollte Srecno hinaus? „Und dann geriet alles ins Rollen. Immer mehr prasselte auf uns herein, immer mehr Steine lösten sich aus dem Gefüge unserer Welt. MaLganz ehrlich: Hast du jemals geahnt, was auf uns zukommen würde?"
Ich schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Wer konnte das schon wissen?"
Srecno redete sich mehr und mehr aus der Defensive. Er war mit Worten stets sehr geschickt gewesen. Wenn ich nicht aufpasste, würde er mir plausibel machen, dass ich am drohenden Untergang der Charon-Wolke Schuld hatte und mich deswegen besser gleich selbst ins offene Messer stürzen sollte. „Irgendwann war für mich das Spiel zu Ende. Ich erwaehte aus diesem seltsamen Traum, in dem unser ganzes Leben, unsere Kultur, unsere Zivilisation umgekrempelt werden soll. Kempo - es ist doch alles in bester Ordnung gewesen, nicht wahr? Uns ging es gut, wir hatten keinerlei Probleme."
„Nach außen hin zumindest..."
„Ach - was gehen uns der Rat und seine Machenschaften an! Sollen die Großkopferten machen, was sie wollen. Seit zwölftausend Jahren geht alles seinen gewohnten Gang. Niemand kann sich beschweren."
„Außer vielleicht die Deportierten und die für geisteskrank Erklärten. Jedermann, der anders denkt, wird dorthin abgeschoben, wo er keine Probleme machen kann.
Das solltest gerade du am besten wissen.
Du erinnerst dich an deine Zeit auf Erenesa? Gewissermaßen wollte der Rat dasselbe mit uns vom Charon-Korps tun.
Die paar renitenten Mädels und Jungs sollten sich an der
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