2317 - Arkons Fall
doch andererseits hatte Rhodan ihm dieses Leben auch gerettet.
Hinzu kam noch, dass der Imperator ein hochintelligentes Wesen war, das die Bedrohung durch die Terminale Kolonne wohl richtig einzuschätzen wusste. Nur deshalb hatte Bostich die Gesandten der LFT auf die bloße Ankündigung hin, der terranische Emissär habe wichtige, hoch geheime Nachrichten zu überbringen, wohl ohne jede übermäßige Verzögerung empfangen. „Der Imperator", riss der Thantan den Diplomaten aus seinen Gedanken.
Kavalliter drehte sich langsam um, und da war er: Bostich I.
*
Er trug eine schmucklose leichte Schutzmontur ohne die geringsten Verzierungen. Die roten Augen musterten die beiden Besucher mit einem aufmerksamen und vielleicht ein wenig misstrauischen, aber keineswegs unfreundlichen Blick.
Thamel Kavalliter überlegte, wie er den Imperator begrüßen sollte. Jede Verletzung des Protokolls vor seinen Untertanen würde Bostich nicht unbedingt für die Emissäre einnehmen.
Die traditionelle Begrüßung, die dem Imperator zustand - vor ihm niederzuknien und die Fingerspitzen über die Augen zu legen -, kam Thamel übertrieben vor.
Stattdessen begrüßte er den Imperator, indem er die Beine spreizte und die rechte Hand gegen die linke Brustseite drückte.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass Bostich, wie Arkoniden es untereinander seit Jahrtausenden taten, die Hände ausstreckte, damit sie die Handflächen aneinander legen konnten, und der Imperator entschied sich tatsächlich anders. Er nickte knapp - ein weniger arkonidischer als typisch terranischer Gruß, mit dem er dem Gesandten Respekt für dessen arkonidische Ehrerbietung zollte.
Kavalliter atmete auf, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Bislang war alles gut verlaufen. Bislang.
Er stellte sich und seinen Begleiter vor.
Der Imperator winkte ungeduldig mit der Hand. „Perry Rhodan hat eine wichtige und geheime Nachricht für mich persönlich?"
„So ist es. Der Resident wollte Arkon schon einmal an terranischer Technologie teilhaben lassen ..."
Bostich lachte leise auf. „Du bist über die Bedingungen des Handels informiert?"
„Natürlich", erwiderte der Diplomat. „Rhodan macht dir nun ein neues Angebot. Diesmal jedoch verlangt Terra keine Gegenleistung. Du kannst das Angebot in Anspruch nehmen oder nicht, ganz wie es dir beliebt."
„Und was ist das für ein Angebot?"
Alles hat seine Zeit, dachte Kavalliter.
Bostich verzichtet auf jedes diplomatische Geplänkel. Also kann ich es mir erlauben, ebenfalls darauf zu verzichten und direkt zur Sache zu kommen. „Die CARDEX führt zwei Kantorsche Ultra-Messwerke mit."
Der Diplomat empfand Bewunderung für die Selbstbeherrschung des Imperators.
Er ließ sich nicht anmerken, dass er Überraschung verspürte - falls er welche empfand. „Und die will der Resident mir zur Verfügung stellen?"
„So ist es."
„Rhodan bewertet die Bedrohung, die von der Terminalen Kolonne TRAITOR ausgeht, also als so existenziell, dass seiner Meinung zufolge die ganze Milchstraße zur Abwehr zusammenarbeiten muss", sagte er nachdenklich. „Insbesondere auf das ... Kristallimperium kommt logischerweise ein hoher Teil der Last zu, da Arkon auch nach dem Hyperimpedanz-Schock die meisten Systeme, die meisten Schlachtschiffe und die größte Wirtschaftsmacht kontrolliert ..."
Kavalliter registrierte die Verwendung des Begriffs Kristallimperium mit einem Hauch Überraschung. Als Bostich den Thron bestiegen hatte, war das Arkonidenreich noch als Kristallimperium bezeichnet worden, doch der Imperator hatte seine eigene Form der Apotheose im Sinn gehabt und Pläne vorangetrieben, nach denen das Kristall- in das Göttliche Imperium überführt werden sollte.
Unglücklicherweise war diese Apotheose nicht mit Bostich, sondern mit der negativen Superintelligenz SEELEN-QUELL an der Spitze durchgeführt worden; Bostich hatte dies allerdings übernommen, sobald er wieder - unsterblich geworden - auf dem Kristallthron saß.
Was mochte es zu bedeuten haben, dass er nun erneut vom Kristallimperium sprach?
Gewann der unsterbliche Herrscher allmählich wieder menschliche Maßstäbe, stand neues Tauwetter zwischen den galaktischen Großmächten zu erwarten?
Thamel überlegte kurz, ob er darauf eingehen sollte oder nicht. „Uns ist bewusst, dass das Imperium etliche Probleme gleichzeitig zu bewältigen hat", entschied er sich schließlich für eine neutraldiplomatische Aussage.
Bostich lachte erneut, diesmal lauter und länger.
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