2318 - Der Dunkle Obelisk
es an ES und seinem rätselhaften Rückzug aus der Milchstraße?
Das knisternde Geräusch ließ ihn aus jenem seltsamen Stadium aufschrecken, in dem er schlief, aber noch nicht ganz, und in dem er wach war, aber nicht mehr ganz.
Neben dem Zifferblatt der Uhr bildete sich vor seinen Augen eine zweite Lichtquelle in seinem Schlafzimmer. Wie aus weißem Rauschen verdichtete sich eine Gestalt - die Manifestation eines Mädchens. Sein Körper war verschwommen, sein Gesicht völlig verwischt, wie überlagerte Schatten, aber er wusste, es dürfte etwa siebzehn Jahre alt sein.
Fawn Suzuke.
Er galt zwar als Sofortumschalter, aber das Zwischenreich aus Traum und Wirklichkeit forderte seinen Tribut. Er musste an Kiriaade denken, die erste Manifestation des Nukleus der Monochrom-Mutanten, die ihm erschienen war und ihn nach Andromeda gerufen hatte und in die er sich ... ja, verliebt hatte.
Aber das war eine ganz andere Geschichte gewesen, und die Geschichte wiederholte sich nicht.
Oder doch?
Dann schaltete er endlich um und war wieder in der Gegenwart.
Die Botin des Nukleus schien wie bei ihrem ersten Besuch in der Solaren Residenz allergrößte Schwierigkeiten zu haben, sich körperlich zu stabilisieren. Ihre Konturen blieben verschwommen, fast durchsichtig.
Noch schwerer schien ihr das Sprechen zu fallen. Sie öffnete den Mund, doch kein Geräusch drang über ihre Lippen. Rhodan fühlte sich an einen Fisch erinnert, den eine Welle auf das Festland gespülte hatte und der nun verzweifelt nach Luft schnappte, die seine Kiemen ihm nicht liefern konnten.
Schließlich vernahm er den Hauch eines Geräusches. „Marc ... Marc London ... ich suche ihn. Doch Marc ist nicht da ..."
Rhodan richtete sich in seinem Bett auf. „Er wird bald wieder auf Terra sein. Noch ein paar Tage ..."
„So viel Zeit bleibt uns nicht ... der Traitank hat seine Ankunft vorbereitet, und wenn er erst einmal auf Terra ist, ist alles verloren ..."
„Wer kommt?", fragte Rhodan. „Drück dich doch nicht immer in Rätseln aus!"
„Der Dunkle Obelisk", erklärte Fawn Suzuke nicht minder rätselhaft. „Der Dunkle Obelisk?"
„Auch ich habe nicht mehr viel Zeit", überging sie seine Frage. „Als ich Marc nicht gefunden habe, bin ich zum Nukleus zurückgekehrt, doch jetzt benötige ich dringend eine Zuflucht. Da die Zeit dermaßen drängt, hat der Nukleus mich endgültig ins Solsystem geschickt. Eine Rückkehr ist mir nicht mehr möglich, doch nun kann ich Marc London nicht finden!
Ohne ihn kann ich im Solsystem nicht mehr lange meine Existenz bewahren."
„Marc London befindet sich im Anflug auf die Erde. Er wird nur noch vier Tage brauchen ..."
„Vier Tage habe ich nicht mehr. Ich wurde diesmal endgültig zur Erde entsandt. Ich kann nicht mehr zum Nukleus zurück!" Übergangslos verwandelte die umrisshafte Gestalt sich in eine winzige, Funken sprühende Kontur, die mitten in seiner Kabine schwebte, Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.
*
An Schlaf war nicht mehr zu denken.
Rhodan fragte sich, ob es an der Müdigkeit lag oder ob nach 3000 Jahren sein Gedächtnis überfüllt war.
Es fiel ihm zunehmend schwerer, sich Namen zu merken. Er hatte sechs Adjutanten, die rund um die Uhr auf Abruf bereitstanden, und brachte sie manchmal durcheinander. Er forderte Spezialisten an, die zu den Besten ihres Fachs gehörten, und wusste zehn Minuten später nicht mehr, wie sie hießen.
Jetzt hatte er sämtliche Fachleute mobilisiert, die in seinem Fall etwas aussagen oder ausrichten konnten. Ein Techniker, dessen Namen er sich gar nicht erst gemerkt hatte, rief ein Holo auf, das Fawn Suzukes Funken sprühende Gestalt zeigte. „Unsere Messungen haben ergeben, dass die Leuchtkraft der Kontur mit jedem abgegebenen Funken nachlässt", sagte der Mann.
Rhodan runzelte die Stirn. „Und was heißt das?"
Der Techniker zuckte die Achseln. „Das müssen andere Spezialisten analysieren.
Aus dem Bauch heraus würde ich sagen ...
Fawn Suzuke verzehrt sich."
„Wie lange noch?"
„Wir haben Extrapolationen und Simulationen durchgeführt. Sozusagen die Simulation einer Simulation... Die Hochrechnung ist eindeutig. Entweder Marc London trifft ein und stabilisiert die Botin des Nukleus, oder sie ist binnen zwei Tagen tot. Dieses Ergebnis müssen natürlich noch Spezialisten anderer Fachrichtungen bestätigen, aber ich würde an deiner Stelle davon ausgehen, dass es stimmt."
„Also hält sie bis zum vierten Oktober durch, wenn nichts
Weitere Kostenlose Bücher