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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinüber und hob einen auf. „Von der Waldseite her schleichen wir uns an. Kommt! Bis wir an den Waldrand gelangt sind, ist die Sonne untergegangen."
     
    *
     
    In absoluter Finsternis und bei strömendem Regen krochen die Rebellen aus dem Wald. Sie zogen Leitern bis an den Wassergraben heran und schoben sie darüber hinweg auf die Spitzen der Palisaden hinauf. Einer nach dem anderen überquerte Graben und Wall. „Ist da jemand?", rief ein Wächter. Er kam herangeschritten.
    Arrick erstarrte. Auch die anderen Rebellen hörte er nicht mehr, jeder stand auf seinem Flecken und rührte sich nicht.
    Der Wächter blieb kurz vor Arrick stehen, beugte sich über die Palisaden und betastete eine der Leitern. „Was ist das?"
    Er sah auf. Es ging ein Ruck durch seinen Körper. Hastig nestelte er am Signalhorn im Gürtel.
    Schon hob er das Horn an die Lippen.
    Arrick war unfähig, sich zu bewegen. Er sah den Wächter Luft holen, wartete auf den verhängnisvollen Ton.
    Da sprangen Rebellen heran, von beiden Seiten, und rissen dem Wächter das Horn aus der Hand. Er zog ein Schwert und brüllte etwas, aber eine Hand über seinem Mund dämpfte den Schrei. Immer mehr Rebellen kamen hinzu. Sie wanden ihm das Schwert aus der Hand, drückten ihm den Hals zu.
    Erst als sie den Wächter zu Boden gleiten ließen, begriff Arrick, dass sie ihn erdrosselt hatten. Sie hatten einen Menschen umgebracht.
    Er zwang den Gedanken daran beiseite.
    Konzentriere dich auf deine Aufgabe!
    Jeden Augenblick können weitere Wächter kommen.
    Unter seiner Führung drangen die Rebellen in die Lagerhallen ein, die sich an das Haus Levitikus anschlossen, und schleppten Felle und Kleider heraus. Arrick ließ sie die Beute über den Wall tragen und im Wald verstecken. Sie kehrten zurück, holten Getreidesäcke, Lederpakete mit Pökelfleisch, Werkzeuge. Er achtete darauf, dass Äxte darunter waren und kleinere Beile, Hämmer, Kisten mit Nägeln, eiserne Pflugscharen, Sensenblätter. Auch einen Vorrat an Phosphorsteinen stahlen sie und eine Kiste mit Brennpilzen und Funkenschlägern.
    Arrick verließ als Letzter die Hallen.
    Am Ausgang blieb er stehen. Draußen rauschte der Regen, gleichförmig, unerbittlich. Arrick empfand plötzlich Sehnsucht nach seiner Mutter. Er war in Vulgata, er konnte sie doch kurz besuchen!
    Aber es war zu gefährlich. Jeder Augenblick, den er hier verbrachte, konnte bedeuten, entdeckt zu werden.
    Wie er es geplant hatte, zog er den Armreif aus seinem Gewand. Er hatte ihn am Waldrand abgenommen, damit das Blinken sie nicht verriet. Sorgfältig legte er ihn auf den Boden, etwas abseits, damit man nicht seine Ziele durchschaute, aber doch so nah am Ausgang, dass er mit Sicherheit gefunden werden würde.
    Denn es war erst die Hälfte erreicht. Die Siedler würden sich den Raub nicht so einfach gefallen lassen. Wenn sie morgen zum Felsen hinaufzogen, um die Rebellen anzugreifen und die gestohlenen Güter wiederzuerlangen - es würde ein schreckliches Blutvergießen geben. Von den zwei Dutzend Rebellen würde keiner überleben. Ob auch einige Angreifer starben, war dem Patriarchen zweifellos gleichgültig.
    Arrick musste erreichen, dass die Siedler ihn für stark hielten. Fand man morgen den Armreif, würden die Schergen und Nachtwächter behaupten, Arricks Maschinenkräfte hätten die Räuber unsichtbar gemacht. Es war nicht einmal unwahrscheinlich, dass die Wächter das tatsächlich glaubten. Traute man ihm aber übermenschliche Fähigkeiten zu, so würde der Patriarch wenig Rückhalt finden in einem Aufruf, die Rebellen anzugreifen und die Güter zurückzuerobern.
    Sie schleppten die gestohlenen Güter auf das Plateau hinauf. Dann tanzten die Rebellen im Regen. Die Beute machte sie glücklich. Sie traten sich in der Dunkelheit auf die Füße, stießen Köpfe und Ellenbogen aneinander. Darüber lachten sie nur
     
    10.
     
    Vom Rand des Plateaus ließ sich alles gut beobachten. Die Dächer. Vulgatas dampften im Morgenlicht. Hunderte Schakrakeie weckten ihre Besitzer mit Gesang, so viele verschiedene Lieder waren es, dass Arrick kein einziges heraushören konnte. Nach dem Regen war die Luft frisch und klar. Der erste Schmied begann mit seinen scheppernden Hammerschlägen. Innerhalb kurzer Zeit kam ein zweiter hinzu, die Hämmer fanden einen gemeinsamen Rhythmus, drifteten auseinander, fielen wieder zusammen nieder auf die Werkstücke. An den Brunnen bildeten sich Schlangen von Frauen mit Eimern.
    Es sah friedlich aus und angenehm vertraut.

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