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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aber ein Tyrann herrschte dort.
    Die Idylle trog.
    Wächter sammelten sich auf dem Wall. Sie hatten den Toten gefunden. Nun ging alles sehr schnell. Arrick konnte den Schergen sehen, der zum Haus Offenbarung stürmte, um Meldung zu machen. Bald kam der Patriarch, um die Lagerhallen zu inspizieren. Und dann geschah etwas, mit dem Arrick überhaupt nicht gerechnet hatte: Die Ratsglocke läutete.
    Es war ein ungewohnter Klang. Metallene Töne verbogen sich in der Luft. Sie dröhnten tief, dann wieder schlug hell der Klöppel auf und ließ erneut die Töne sich biegen.
    Warum in aller Welt rief der Patriarch die Familienoberhäupter zusammen? Hoffte er, die alten Weisen leichter von der Notwendigkeit eines Rachefeldzugs überzeugen zu können? Es war ein drastisches Mittel. Der Rat wurde nur zusammengerufen, wenn die Existenz Vulgatas bedroht war. Arrick hatte das erst einmal erlebt, in seiner Kindheit, als sich die Spinnen so sehr vermehrt hatten, dass sie - aus Übermut oder vor Hunger - über die Palisaden geklettert kamen, um sich ihre Opfer zu greifen. Damals hatte man Fallgruben ausgehoben und den Wassergraben verbreitert, denn nichts hassten die Spinnen so sehr wie das Wasser. „Was hast du vor, Gotha?", murmelte er.
    Arrick sah die würdigen alten Herren aus den Häusern treten, manche über einen Krückstock gebeugt, andere zwar ebenfalls weißhaarig, aber noch gut zu Fuß. Es waren 65 Älteste, für jedes Haus einer. Der Patriarch war der 66. Älteste. Er vertrat das Haus Offenbarung, und er hatte im Rat nur eine Stimme wie alle anderen. Das erklärte, warum der Rat so selten einberufen wurde. „Geächtete!", rief Arrick. „Ich will, dass sich jeder bewaffnet. Ob es ein Spieß ist, ein Beil oder für die Kräftigen eine Axt - jeder von euch soll eine Waffe tragen! Und die Kornsäcke sollen zu einem Wall aufgeschichtet werden, dort!" Er zeigte in Richtung des Abgrunds. Hier führte kein Weg aus der Tiefe herauf, ihr Rücken war sicher. „Setzt den Wall so, dass wir alle dahinter Platz haben!"
    Die Rebellen verfielen in Geschäftigkeit.
    Gerade schleppten sie den letzten Kornsack an seinen Platz, da meldete Terbo: „Es kommen vier alte Männer den Weg herauf!"
    „Was meldet die Rückseite?", rief Arrick zur anderen Seite des Felsens hin. „Versuchen sie nur, uns abzulenken?"
    „Nichts zu sehen hier", kam zur Antwort.
    Er befahl: „Trotzdem, hinter den Wall, alle, bis auf die Spähposten!"
    Die Rebellen gehorchten. Es herrschte Anspannung. Unsicher starrten sie auf die Wegmündung. Sie spürten, dass Arrick der Sache nicht traute. „Sie kommen!", rief Terbo.
    Die vier Alten erschienen über dem Hang.
    Sie beachteten Terbo nicht. Arrick hatte das Gefühl, sich in zäher Langsamkeit zu bewegen, als sei Honig über ihn ausgegossen worden. Er wollte seinen Großvater mit einer Verbeugung begrüßen, den Großvater, den er zuletzt bei der Landung der Terraner gesehen hatte. Aber für die Verbeugung hätte er den Blick von dem Alten lösen müssen, und er hing fest an ihm in angstvoller Erwartung dessen, was er sagen würde. „Arrick Aargrefe", begann der Großvater, „du hast dem Haus Erstes Buch Samuel Schande gemacht. Ich fordere dich im Namen des Rates auf, dich freiwillig zu stellen. Wenn du ein Fünkchen Ehre im Leib hast, wirst du dieser Aufforderung Folge leisten. Da unten warten würdige alte Männer im Versammlungssaal des Hauses Levitikus. Lass sie nicht zu lange warten. Es würde ihr Urteil über dich noch härter machen."
    Die Alten drehten die Köpfe zum Wall hin, hinter dem die Rebellen standen mit Beilen und Spießen. Auch sie fürchten sich!, fuhr es ihm durch den Kopf. Sie haben Angst, nicht wieder lebendig nach Vulgata zurückzukehren. Vermutlich war der Großvater gezwungen gewesen, mit ihnen zu gehen, um die Schmach für die Familie nicht durch seine Weigerung noch ärger zu machen, und auch die anderen drei Ältesten hatten sich wohl etwas zu Schulden kommen lassen, dass sie diese unangenehme Aufgabe bekamen.
    Der Gedanke gab ihm Kraft. Er fragte: „Kennst du das erste Buch Samuel?"
    „Ich bin sein Familienoberhaupt, und das weißt du!"
    „Nein, das meine ich nicht." Arrick schüttelte den Kopf. „Ich habe dich nach dem Buch gefragt. Nach dem ersten Buch Samuel."
    „Wir tragen den ehrwürdigen Namen seit Urgedenken. Du wagst es, darüber zu spotten?"
    „Ich spotte nicht, Großvater. Wenn du behauptest, ich hätte dem Haus Schande gemacht, dann solltest du wissen, was das Fundament

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