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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Hauses ist. Wir sind benannt nach einem Abschnitt der Heiligen Schrift. Kantur Gotha aber verbietet uns, den Text zu lesen, der uns seinen Namen geliehen hat."
    „Hier geht es nicht um einen Text. Hier geht es um Rauben und Morden! Die Siedlerfamilien zürnen dir. Stell dich dem Urteil des Rates, oder du wirst mitsamt deiner Gefolgschaft erschlagen, hier oben und heute."
    Arrick sah sich um. Die Rebellen standen wie ein Mann. Ihre Gesichter zeigten Trotz. Der gelungene Raubzug in der Nacht hatte ihnen Mut gegeben.
    Vermutlich gingen sie davon aus, dass Arrick auch jetzt einen Ausweg wusste.
    Einer der Alten sagte rasch: „Warum erklärst du deine Beweggründe nicht vor uns allen? Es ist doch Unfug, wenn wir hier oben streiten." Sein Blick wanderte zu den Bewaffneten hin. „Denkt ihr, ich fürchte mich? Wer sich fürchtet, das ist der Patriarch. Sonst hätte er wohl kaum den Rat einberufen wegen eines Fünfzehnjährigen und ein paar Männern und Frauen." Arrick nahm einen tiefen Atemzug. Er hatte noch den Schutzgürtel, der ihm im Notfall ein zweites Mal das Leben retten mochte. „Wenn der Rat bereit ist, mich anzuhören, steige ich mit euch hinunter."
    „Allein?", fragte der Großvater. „Allein."
    Jetzt trat Bestürzung in die Gesichter der Rebellen. „Tu das nicht!", riefen sie. „Es ist eine Falle! Du kommst doch nie lebendig wieder da raus!"
    Er zwang sich, selbstsicher zu lächeln. „Traut ihr mir so wenig zu? Ich verspreche euch: In zwei Stunden bin ich wieder hier.
    Bisher habe ich alles eingehalten, was ich gesagt habe, oder?"
     
    *
     
    Am Tor des Palisadenwalls hatte sich eine große Volksmenge versammelt. Sie säumte die Straße bis zum Haus Levitikus hin.
    Fäuste wurden in die Luft gereckt und Flüche ausgestoßen: „Mögen dich sämtliche Krankheiten befallen! Sollen dich die Spinnen holen!" Andere streckten Arrick die Hände zu, um ihn zu berühren, und riefen: „Sei stark! Kämpfe für uns!"
    Da tauchte seine Mutter auf und hängte sich an seinen Arm. Sie sah alt aus, tiefe Falten hatten sich in ihr Gesicht gegraben, die Arrick noch nicht kannte. „Junge", sagte sie, „geh nicht vor den Rat, ich flehe dich an! Die lassen dich nicht lebendig wieder ziehen. Kehr um, bleib bei deinen Leuten!" Ihre Augen waren gerötet.
    Dunkle Schatten lagen darunter.
    Er blieb kurz stehen und küsste sie auf die Stirn. „Sorge dich nicht, Mutter. Es wird geschehen, was Gott will. Ich will nicht zum Jona werden und Gottes Auftrag zu entfliehen versuchen. Das wäre töricht."
    Unverständig sah sie ihn an. „Was redest du da, Kind? Von wem sprichst du?"
    „Du kannst es jetzt noch nicht verstehen.
    Bald aber - Mutter, ich möchte, dass jeder in Vulgata die Heilige Schrift kennen lernt!" Er drückte noch einmal ihre Hand, dann eilte er den Alten nach.
    Sie warteten am Eingang des Hauses Levitikus auf ihn. Schergen standen hier, jede Menge Schergen mit finsteren Gesichtern. Sie hassten ihn, weil er für den Tod eines der ihren verantwortlich war.
    Aber was war mit dem Patriarchen? Hatte der nicht viel mehr Menschen auf dem Gewissen? Kantur Gotha schaffte es, seine Greueltaten so zu verüben, dass niemand wagte, sie ihm zu Lasten zu legen.
    Unsinn, Arrick!, schalt er sich. Du bist für den Tod eines Menschen verantwortlich.
    Es bricht eines von Gottes Geboten und wird um keine Winzigkeit besser dadurch, dass ein anderer mehr Menschenleben auf dem Gewissen hat.
    Er blieb vor den Schergen stehen. Tief verneigte er sich. „Ich bedaure sehr, dass heute Nacht ein Mensch gestorben ist. Es hätte nicht sein dürfen. Die Schuld liegt bei mir, und ich bereue, sie auf mich geladen zu haben. Bitte vergebt mir."
    Eine Weile standen sie stumm. Dann sagte einer der Schergen: „So hat noch niemand gesprochen. Niemand. Es macht Surdoto nicht wieder lebendig, aber du denkst ehrenhaft von ihm, und das ist ..." Er stockte. „Gut."
    Arrick nickte. „Sagt seiner Familie, dass es mir sehr Leid tut."
    Er betrat das Haus Levitikus. Die große Verkaufshalle musste er durchqueren. An ihrem Ende warteten die vier Alten. Als er eintraf, stießen sie die hölzerne, mit Menschenfiguren beschnitzte Tür auf. „Der Verantwortliche, ehrenwerter Patriarch", sagten sie dabei.
    In keinem anderen Raum auf Vanderbeyten hingen geknüpfte Stoffbilder an den Wänden. Es gab auch niemanden auf diesem Planeten, der die Kunst beherrschte, solche Bilder herzustellen.
    Arrick sah über die Köpfe der Familienoberhäupter hinweg auf die

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