2319 - Die Siedler von Vulgata
befeuchteten die Nasen, um ihn besser wittern zu können.
Sein Instinkt sagte ihm, dass es sich um eine intelligente Form von Raubtieren handelte. „Uns bleibt nicht viel Zeit." Velved Karwai blähte die Nüstern. „Ich muss umgehend mit eurem Kommandeur sprechen, sonst bricht ein großes Unglück herein."
„Ich verstehe." Welches Raubtier bat darum, den Kommandeur sprechen zu dürfen? Er war doch vorbereitet worden auf diesen Augenblick! Niemand wusste so gut wie er, dass es andersartige Intelligenzen im Universum gab. Der Text über die Cherubim letzte Nacht - war es ein Zufall gewesen, dass er auf ihn gestoßen war? Sicher nicht. „Sage mir, wie heißt dein Volk? Wie nennt ihr euch?"
„Wir sind Galchinen." Das Wort „Galchinen" sprach die Bestie merkwürdig aus. Sie bleckte die Zähne dabei und streckte ihre breite, pockenbesetzte Zunge nach vorn. Es war sicher ungewohnt für sie, ihr Volk in Interkosmo zu bezeichnen.
Hab Vertrauen!, sagte er sich. Ihr Äußeres darf dir keine Angst einjagen. Du bist der einzige Mann auf Vanderbeyten, der mit ihnen umgehen kann, und an dich haben sie sich gewandt. Er sagte: „Leicht wird es nicht werden, aber ich bahne für euch den Weg. Wartet hier auf mich."
Erst kurz vor dem Tor im Palisadenwall wurde ihm bewusst, dass er Vulgata nicht betreten durfte. Und dass man ihm unmöglich glauben würde.
*
Velved Karwai fuhr mit der rechten Pranke über die Kornähren. Er fragte sich, warum die Terraner das minderwertige Gestrüpp kultivierten. Auf jedem anderen Planeten hätte es als Unkraut gegolten. Seinen Informationen nach waren die Terraner ein hochentwickeltes Volk, das man ernst zu nehmen hatte. Der Außenposten auf Vanderbeyten jedoch wurde aus irgendeinem Grund von jeder technischen Fortentwicklung ausgeschlossen. War es möglich, dass es sich hier um eine Gefangenenkolonie handelte? Ohne Raumschiffe war es den Terranern unmöglich, vom Planeten zu entkommen.
Generäle der Terraner auf den hoch entwickelten Welten würden es nicht gern sehen, dass sich Galchinen unter ihre Gefangenen mischten. Sobald die Kolonne die Verfolgung aufgegeben hatte, mussten sie sich rasch Waffen bauen, um sich im Zweifelsfall verteidigen zu können. Oh, es lag ein weiter Weg vor ihnen...
Was, wenn sich die ortsansässigen Beutetiere, diese achtbeinigen Baumbewohner, nicht schnell genug vermehrten, um als Nahrungsspender zu dienen? Im Notfall mussten die Galchinen auf Körnerfraß umsteigen. Verved Karwai zerdrückte die Ähren in seiner Pranke. Er dachte an die fetten Lammel, die sie an Bord ihres Schiffes gezüchtet hatten, und ein hungriger Knurrlaut entfuhr ihm. Aber es war zu riskant gewesen. Die Zuchttiere mitzubringen hätte bedeutet, der Kolonne einen Hinweis zu geben.
Von guter Nahrung hing viel ab. Aßen sie reichlich und gesund, würden die Weibchen wieder häufiger Gelege absetzen, und die Galchinen würden endlich wieder mehr werden. Wenn sie erst tausend Galchinen waren, in fünfzig, sechzig Jahren, würde etwas mit der Psyche der Weibchen geschehen: Sie würden die tiefliegende innere Verfassung der Ruhe gewinnen, die sich so schwer durch Medizin oder Suggestion hervorrufen ließ, und eines von ihnen würde über körpereigene Duftstoffe die anderen unterdrücken und statt des Geleges das königliche Ei absetzen. Dann würde er, Velved Karwai, es befruchten, und die Galchinen würden wieder einen König haben nach all den Jahrhunderten. Seinen Sohn. Der König würde die Ehre haben, drei Namen zu tragen: Velved Karwai Schakaza. „Dieser eingebildete Terranerschwächling!", sagte Aschuk. „Er hält sich für wichtig!"
„Er ist wichtig für uns, Krieger Aschuk."
Velved Karwai riss die Ähren endgültig ab und warf sie in die Luft. „Die Terranerkolonie muss ein Abbild des Friedens sein, wenn die Kolonne Vanderbeyten aufsucht. Und wir kennen die Terraner nicht gut genug, um sie im Zaum zu halten. Es genügt, wenn einer von ihnen die Beherrschung verliert, das weißt du."
„Ich sage, wir töten einige und fressen sie roh. Dann werden sie schon gehorchen."
Aschuk spie einen Speichelbatzen auf den Boden. „Wer ist noch meiner Meinung?"
Sofort scharte sich eine Gruppe Galchinen um Aschuk. Sie fletschten die Zähne, um Angreifer zu warnen. Ihre Drüsen begannen, einen eigenen Rudelgeruch zu verströmen.
Velved Karwai zögerte nicht. Er durfte nicht darauf warten, dass sie Aschuk ihre Instinkte unterordneten, denn dann würde er das ganze Neurudel gegen
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