2319 - Die Siedler von Vulgata
sich haben.
Mit einem Satz war er über ihnen. Er riss Aschuk von den Hinterläufen, duckte sich unter den scharfen Krallen eines Verteidigers hindurch und biss in Aschuks Hals. Den Krieger fest wie ein Beutetier umschlossen, sprang er aus ihrer Mitte. Er machte noch ein paar Sätze, um Entfernung zwischen sich und die Abtrünnigen zu bringen, dann legte er Aschuk ab und drehte sich um. Die Abtrünnigen zerstreuten sich.
Aschuk röchelte unter Velved Karwais Pranke. „Ein falscher Blick, und ich beiße dir die Kehle durch", sagte Velved Karwai.
Aschuk nickte. „Stell nie wieder meine Führerschaft in Frage, hast du mich verstanden? Nächstes Mal zeige ich keine Gnade." Seltsam, dachte er. Wir steuern ein komplexes Raumschiff und verstehen die Phänomene des Alls, aber wenn man uns zum Kampf herausfordert, übernehmen die Instinkte das Sagen. Er hob die Schnauze in die Luft. Der fremde Geruch war zerstoben.
Die Gefahr war vorüber.
*
Glücklicherweise sind tagsüber die Tore geöffnet, dachte Arrick. Vielleicht kann ich einfach hindurchspazieren. Sie werden ja nicht jedem ins Gesicht schauen.
In diesem Moment schloss sich das Palisadentor unten am Weg. Warnrufe echoten vom Berghang. Schließlich rief man sogar seinen Namen: „Arrick Aargrefe, bleib stehen, du Hund!"
„Ich bin allein", antwortete er. „Wovor fürchtet ihr euch?" Er breitete die Arme aus, um zu zeigen, dass er keine Waffen trug.
Trotzdem sammelten sich immer mehr Wachen auf dem Wehrgang, während er sich dem Tor näherte. Von oben riefen sie: „Auf Beschluss des Rates darfst du Vulgata nicht betreten. Verschwinde!"
Er sagte: „Ich habe wichtige Nachrichten, die ganz Vanderbeyten betreffen. Ich muss den Patriarchen sprechen."
„Nachrichten welcher Art?"
Beinahe hätte er gesagt: Es sind Besucher hier aus dem All.
Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, welch tragischer Fehler das wäre. Die Siedler würden voller Neugier nach ihnen suchen, weil sie niemanden kannten außer freundlichen Terranern. Und wenn sie die Galchinen fanden, würden sie ihnen entweder mit panischer Angst oder mit Feindschaft begegnen, und wie die Galchinen darauf reagierten, mochte er sich gar nicht ausmalen. Dabei war es so wichtig, dass es eine friedliche Begegnung gab! „Es wäre sicher nicht im Interesse des Patriarchen, wenn ich die bedeutende Neuigkeit zuerst euch kundtue", sagte er. „Es weiß auch noch keiner der Geächteten davon. Die Art und Weise der Bekanntgabe liegt im Ermessen Kantur Gothas allein."
„Ungewohnte Worte von einem Rebellen."
„Eine ungewohnte Lage ist es, mit der wir umzugehen haben."
Sie berieten sich. Dann kam die Antwort. „Warte hier, wir fragen Kantur Gotha."
Mit Mühe zwang sich Arrick, keine Grimasse zu schneiden. Konnten diese Männer denn keine Entscheidung treffen?
Das war das Werk der 520 Gebote, die für jeden Fäll eine Strafe vorsahen, und Kantur Gothas, der alle Entscheidungsgewalt an sich gezogen hatte.
Nach einiger Zeit entstand Bewegung auf dem Wehrgang. Eine Wache rief herunter: „Der Patriarch hat entschieden! Du darfst deinen Hintern in Sicherheit bringen. Und zwar so lange, wie wir brauchen, das Tor zu öffnen. Bist du nicht weg, dann verpassen wir dir eine gehörige Tracht Prügel. Es ist eine Frechheit, dass du dich dem Ratsbeschluss widersetzen wolltest!"
Wie bitte? Es verschlug ihm den Atem.
Eine Beleidigung war das, eine Kränkung sondergleichen!
Er hörte den schweren Balken auf dem Boden aufsetzen, der das Tor verschloss.
Es öffnete sich. „Auf ihn, Männer!", rief einer.
14.
„Jetzt werdet ihr mich kennen lernen!" Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte.
Sie verfolgten ihn nicht. Eilig lief er zurück zum roten Weg, durch den Wald, zum Feld hin, wo die Galchinen warteten.
Dort trat ihm Velved Karwai entgegen. „Hattest du Erfolg?"
Etwas stimmte nicht. Dem Galchinenführer klebte Blut an den Zähnen. Hatten sie einen der Geächteten gefressen? Arrick sah sich um nach einem Kleiderfetzen, einem Knochen. Dort hinten lag einer der Galchinen am Boden. Niemand kümmerte sich um das Geschöpf. „Was ist mit ihm?" Arrick wies auf den Liegenden. „Geht es ihm nicht gut?"
„Lass das meine Sorge sein."
Dieses Blut an den spitzen Zähnen! Es ließ ihn erschaudern. Hatten sie vor Hunger einen der Ihren gerissen, und jetzt lag er dort, weil er, Arrick, sie bei ihrer Mahlzeit gestört hatte? So durften sie auf keinen Fall vor den Rat treten. „Selbstverständlich geht es
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