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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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begannen, Arricks Lehren zu glauben, manche im Geheimen, manche öffentlich. Die neue, alte Weltsicht rührte die Menschen an. Nur ein Bruchteil war allerdings bereit, das bequeme Leben in Vulgata aufzugeben
     
    11.
     
    Fünf Jahre nach der Verbannung wohnten vierhundert Geächtete mit Arrick auf dem Felsplateau. Sie trugen ihre Haare lang, nicht wie die Siedler kurz geschoren.
    Arrick hatte in der Heiligen Schrift gelesen, dass es einem Anführer gut anstand zu dienen, und so blieb er dabei, Feldarbeit zu verrichten wie die anderen auch. Eines Tages im Frühjahr, als der Boden getaut war und Arrick mit drei anderen Männern den Acker hinten im Wald pflügte - die drei gingen vor dem Pflug und zogen ihn, Arrick drückte ihn nieder in den Boden und achtete darauf, dass eine gerade Furche entstand - erschien Murielle am Feldrand.
    Es war noch kalt, im beißenden Wind zog sich seine Gesichtshaut zusammen. Er spürte aber eine seltsame Wärme im Bauch, als er die Tochter des Patriarchen erblickte, wie sie dastand und den Saatpickern zusah, die im Schwarm hinter ihm herflogen, um aus der frischen Furche die Insektenlarven zu fressen.
    Er konnte die Männer nicht allein lassen, um zu ihr zu gehen. Es half nichts, zuerst musste das Feld fertig gepflügt werden.
    Bei jeder Kehre am Ende des Feldes hoffte er, sie würde noch da sein, wenn er sich umdrehte. Und sie war da. Sie spazierte am Feldrand entlang, dann wieder lehnte sie eine Weile an einem Baumstamm und sah in die Krone hinauf. Fürchtete sie, dass sich eine Raubspinne anschlich?
    Endlich war das Feld gepflügt. „Geh nur", sagte einer der Männer, „sie wartet ja schon die ganze Zeit auf dich. Wir bringen den Pflug zurück auf den Felsen."
    Arrick ging auf Murielle zu.
    Sie lächelte. „Du siehst gut aus", sagte sie zur Begrüßung. „Die langen Haare meinst du?" Er strich sie sich hinter die Schultern. Sie wuchsen nicht gelockt bei ihm wie bei den meisten andern, sondern glatt. Er mochte das nicht.
    Was hätte er darum gegeben, Locken zu haben! „Die Arbeit hat dich kräftig gemacht."
    Er deutete eine Verbeugung an. Sie gelang nicht. „Ich danke. Warum bist du hier?"
    „Sind nicht oft Besucher bei euch?"
    „Das schon. Dich habe ich aber in fünf Jahren kein einziges Mal gesehen."
    „Du hast gut aufgepasst."
    Verlegen kratzte er sich den Nacken. „Ich muss gestehen, dass ich darauf gehofft habe, dich wiederzusehen. Aber dein Entschluss steht wohl fest - du bleibst bei deinem Vater."
    „Ich liebe ihn, Arrick. Ich liebe diesen alten Mann. Er versucht nichts anderes, als die Ordnung in Vulgata aufrechtzuerhalten.
    Du machst es ihm nicht gerade leicht."
    „So?" Was sie sagte, enttäuschte ihn.
    Dieses Lächeln eben hatte mehr verheißen.
    Er hatte erwartet, dass sie etwas anderes sagen würde, etwas, das ihn glücklich machte. „Vergeude nicht deine Zeit. Du wirst mich nicht davon überzeugen, die Richtung zu ändern."
    „Das will ich auch gar nicht. Ich bin gekommen, weil ich eine große Bitte habe, die nur mich betrifft."
    „Die wäre?"
    „Ich möchte die Heilige Schrift sehen. Ich weiß, du gibst sie nie aus der Hand. Aber ich möchte selbst darin lesen, um herauszufinden, ob etwas dran ist an dem, was du jahrein, jahraus predigst."
    „Ein neuer Auftrag deines Vaters? Er würde dieses Buch lieber heute als morgen vernichtet sehen."
    Funken glommen auf in ihren Augen. „So denkst du von mir? Du solltest mich besser kennen."
    „Ich will dich nicht beleidigen. Aber deinem Vater sähe ein solcher Plan ähnlich."
    „Er ist zu alt, um einzusehen, dass er sein Leben auf das falsche Fundament gebaut hat. Wärst du in seinem Alter, würdest auch du vorziehen, es nicht herauszufinden."
    Arrick nickte. „Natürlich nimmst du ihn in Schutz."
    „Also schlägst du mir meinen Wunsch ab?"
    Er dachte nach. Obwohl sie ihn ärgerte, war ihm die Vorstellung unangenehm, sie schon wieder gehen lassen zu müssen. „Ich zeige dir die Heilige Schrift", sagte er. „Komm mit!"
    Sie gingen durch den Wald auf dem Weg, den die Geächteten den roten nannten, weil hier häufig Blut floss - immer musste man damit rechnen, von einer Spinne angefallen zu werden. Arrick hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, ihn mit gezücktem Messer zurückzulegen. „Ich sehe, du hast mein Mitbringsel noch", sagte Murielle. „Wir haben hier schon über ein Dutzend Menschen verloren. Und es schreckt die Spinnen ab, wenn sie eine Waffe sehen.
    Diese Biester sind klüger, als wir

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