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232 - Höllisches Paradies

232 - Höllisches Paradies

Titel: 232 - Höllisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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brüllte.
    Zwei Kugeln in der Trommel. Und noch weniger Zeit. Wenn er jetzt nicht traf, war die Sache erledigt.
    Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Der Schuss peitschte.
    Im selben Moment sprang die Bestie!
    Matt schrie auf, in Erwartung der Explosion, oder langer blutiger Krallen, die ihn zerfetzen mussten.
    Der Lichtblitz blieb aus.
    Aber auch die tödliche Verletzung.
    Der Boden erbebte, ein Donnern erklang – doch nicht das einer Detonation, sondern weil die Bestie mit allen Vieren direkt vor ihm im Sand aufsetzte.
    Matt hielt den Schussarm weiter vorgestreckt, zielte auf den Kopf der Kreatur und wusste doch, dass es ihm nichts nutzen würde.
    Er war tot.
    Oder…?
    Die Bestie atmete rasselnd. Sah ihn an. Geifer troff aus ihrem Maul. In den fast menschlichen Augen erkannte Matt eine seltsame Mischung. Wut, Schmerz, Leid… Hoffnung?
    Die Bestie neigte ihren Kopf näher zu ihm und starrte ihn an. Ihr Blick ließ Matt schaudern. Er zitterte und atmete stoßweise aus.
    Was zum Teufel geschah hier? Wie sollte er reagieren? Konnte ein Schuss aus nächster Nähe die Kreatur töten? Oder vergeudete er damit seine letzte Kugel – und die letzte Chance, den Sprengstoff zur Explosion zu bringen?
    Das Ding beugte sich vor, war nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Es hob eine Kralle und berührte Matthew an der Stirn, so wie es Liarys berührt hatte. Heißer, stinkender Atem wehte Matt ins Gesicht.
    Und dann wusste er mit einem Mal, was die Bestie tat.
    Als er die Stimme in seinem Kopf hörte.
    Ich kann dich töten, mit einer einzigen kurzen Bewegung.
    »Du bist… ein Telepath!«, erkannte Matt.
    Ich bin ein MONSTER!, schrie es in seinem Kopf, und die Stimme betäubte ihn fast.
    Für einige Sekunden schien die Bestie alle Fassung zu verlieren. Hektische Bilder fluteten in Matts Verstand, kreatürliche Emotionen. Erinnerungen an Morde und Qualen, schrecklicher als alles, was er bis jetzt in seinem Leben erlebt hatte und nur übertroffen von den Visionen um den Streiter, dem Bösen an sich, der auf dem Weg zur Erde war.
    Dann fing sich die Bestie wieder.
    Ich bin… ich war Petja Artjenko, klang die Stimme auf. Einst habe ich mich geopfert, für die Menschheit, so wie du dich für deine Leute opfern willst! Hätte ich damals geahnt, welches Schicksal mich erwartet …
    Die Stimme schwieg, und Matt hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Sprich mit ihm oder stirb! Die Bestie schien in zwei verschiedene Persönlichkeiten gespalten – den Doktor, den schon Stanislav Prodenko in seinem Logbuch erwähnt hatte – und das, was durch das ITH und den genetischen Müll aus ihm geworden war.
    »Mach dem ein Ende!«, sagte Matt. »Lass mich dir helfen.«
    Er hoffte inständig, die richtigen Worte gewählt zu haben. Wenn die Bestie ihm nun antwortete, würde er sterben. War es der Rest von Dr. Artjenko, der die Oberhand behielt, hatte er noch eine Chance.
    Mein Leben ist immerwährende Qual, sprach die Stimme weiter. Es dauert inzwischen länger als ein halbes Jahrtausend. Das Gift hat mein Gehirn zerstört. Der Hunger, der mich überkommt, zwingt mich wieder und wieder zu töten. Ich will es nicht, ich muss es tun! Manchmal, wenn ich gesättigt bin, so wie jetzt, kann ich das Ungeheuer in mir zurückhalten. Aber es lauert in der dunklen Tiefe meiner Seele, und dann kommt es ans Licht und… Die Stimme stockte. Ich habe die junge Frau getötet. Ich wollte es nicht, aber ich konnte die Bestie nicht aufhalten. Nun muss es mir gelingen – es ist meine letzte Chance. Ich ertrage mein Leid nicht mehr, meine Existenz!
    Matt sog tief den Atem ein, als die Bestie von ihm abließ. Der Kontakt endete. Sein Kopf vibrierte; er war kaum in der Lage, klar zu denken.
    Die Kreatur sah ihn noch einmal an. Öffnete den grauenvollen Schlund und grollte etwas, das in Matts Ohren wie »HILF MIR!« klang.
    Dann erhob sie sich und stapfte zum Flugzeug zurück. Kauerte sich neben die Kiste mit dem Sprengstoff.
    Matt überlegte nicht lange. Wer wusste, wie lange Artjenko sein zweites Ich im Zaum halten konnte? Er packte den Colt fester, zielte und schoss. Holz splitterte.
    Gedankenschnell warf Matt sich hinter den Felsen.
    Eine endlos scheinende Sekunde lang geschah nichts. Sah er nichts anderes als den letzten Blick der Bestie vor seinem inneren Auge. Ein Blick voller Tiefe und Trauer. Und Dankbarkeit.
    Dann explodierte das TATP.
    Ein heißer Hauch, höllisch und fauchend, rollte über den Felsen hinweg. Die Druckwelle schleuderte Sand,

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