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232 - Höllisches Paradies

232 - Höllisches Paradies

Titel: 232 - Höllisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Maschine zu holen – sehr, sehr vorsichtig, denn jede Erschütterung konnte zur Explosion führen – und draußen an der Wandung zu deponieren, dort wo er innen die restlichen wusste. So würde er sicherer und auch aus einem flachen Winkel zielen und treffen können.
    Doch die Aktion hatte nur wenige Minuten gedauert; seitdem zehrte wieder die Untätigkeit an ihm. Er wusste schon nicht mehr, wie oft er in den letzten Stunden seinen Colt überprüft hatte.
    Die gleißende Sonnenscheibe stieg in den Zenit und ließ die Inselwelt braten. Der reflektierende Flugzeugrumpf tat ein Übriges, um Matthew Drax den Schweiß aus allen Poren zu treiben. Gern hätte er Schutz gesucht, aber wenn die Kreatur endlich auftauchte, musste er auf dem Posten sein.
    Hatte die Bestie denn nicht bemerkt, wohin die Menschen verschwunden waren? Matt, der die Intelligenz in ihren Augen gesehen hatte, konnte nicht daran glauben. Nein, dieses Biest wusste, was hier lief. Aber war es klug genug, um ihr Vorhaben zu vereiteln? Vielleicht wartete es bis zum Einbruch der Dunkelheit, wohl wissend, dass seine Chancen dann stiegen. Oder wollte es mit der Flut näher ans Ufer herankommen, bevor es sich aus dem Wasser erhob?
    Matt lehnte sich an die Wandung der Berijew und schaute zum Strand hinüber. Beunruhigt stellte er fest, dass die Disziplin der Leute dort nachgelassen hatte. Zwar hockte Aruula unverändert auf einem hohen Felsen und hielt den Blick aufs Riff gerichtet, und die meisten anderen schritten lärmend an der Wasserlinie entlang, aber zwei, drei Crewmitglieder – Matt konnte aus der Entfernung nicht erkennen, wer es war – wagten sich bereits zu weit ins Meer hinein. Wollten sie sich abkühlen und wurden deshalb unvorsichtig?
    Als der erste von ihnen ganz eintauchte und ein paar Schwimmzüge machte, entschloss sich Matt, dem Treiben nicht länger zuzusehen. Was war denn mit Jack los? War er eingenickt und sah die Gefahr nicht?
    »Heda!«, rief er über den Strand, aber der Lärm, den die Crew verursachte, war zu groß, als dass sie ihn gehört hätten. Er versuchte es mit Winken, aber niemand, auch nicht Aruula, blickte in seine Richtung.
    Mist! Ich werde hingehen müssen, dachte Matt missmutig. Hoffentlich taucht…
    Als wäre der Gedanke ein geheimes Signal gewesen, erklang in diesem Moment ein gellender Schrei! Der Schwimmer schlug wild mit den Armen um sich.
    Sofort waren alle hellwach und alarmiert – aber zu spät!
    Was dann zwischen Riff und Ufer geschah, würde Matt so schnell nicht mehr vergessen: Das Wasser brodelte und teilte sich. In seiner vollen Größe von mehr als vier Metern erhob sich die Bestie aus den Fluten. Quer in ihrem Maul hing der tote Schwimmer. Jedenfalls hoffte Matt, dass er schon tot war – denn die Zähne der Bestie zerbissen ihn in diesem Augenblick in drei Teile. Zwei davon fielen zurück ins Wasser. Die Kreatur fasste nach, griff nach dem Kopf des Toten und steckte ihn sich ins Maul.
    Blut strömte dem Scheusal über den grotesken Leib. Es schüttelte sich, senkte seinen Schädel und suchte den zweiten Mann im Wasser. Dieser sprang wie von Sinnen zum Ufer zurück. Von dort ratterten Gewehrschüsse herüber, trafen die Bestie – und prallten jaulend von deren Brust ab! Als hätte sich dort in nur einer Nacht ein Panzer gebildet!
    Mit zwei, drei Sätzen war die Kreatur bei dem Fliehenden und hob ihn fast spielerisch in die Höhe. Wie eine unerbittliche Zwinge schloss sich die Faust um ihn. Wieder klatschten Blut und Innereien in das klare Wasser. Dann biss sie auch ihm den Kopf ab.
    Der dritte Flüchtende – es war Torm, wie Matt jetzt erkannte – erreichte unterdessen das Ufer, wo ihn Aruula in Empfang nahm. Sie stand breitbeinig da, hielt das Schwert erhoben. Jack Ibrahim leerte neben ihr sein restliches Magazin in die Kreatur, ohne sie jedoch stoppen zu können. Die restlichen Menschen ergriffen bereits die Flucht.
    Lauft ihnen nach!, dachte Matt schreckensstarr. Nicht zu lange schießen! Kommt her! Die Bestie muss sich auf mich konzentrieren!
    Endlich ließ der Halbägypter die Waffe sinken; ein Rattern machte deutlich, dass das Magazin leer geschossen war. Er ließ sie fallen und rief Aruula etwas zu. Sie zog Torm mit sich, als sie und Jack herumfuhren und losrannten, den anderen hinterher.
    Die Bestie stapfte dem Strand entgegen und blieb an der Wasserlinie stehen. Misstrauisch beäugte sie die Szenerie: die Menschen, die das Flugzeugwrack in diesem Moment passierten, und die drei Nachzügler,

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