232 - Höllisches Paradies
Steine und Flugzeugteile durch die Luft. Die Welt erbebte in einem Inferno.
Die Explosionen dauerten an. Kleinere Fragmente taumelten herab, schlugen knapp neben Matt gegen den Felsen oder klatschten sirrend in den Sand.
Eine letzte Explosion gebar einen schneeweißen Blitz. Eine weitere Hitzewelle schlug über Matt zusammen. Es schien, als brenne die Luft. Sie entzog der Umgebung für einen Moment jeglichen Sauerstoff.
Matt stockte der Atem. Er krallte seine Finger in den Sand, kniff die Augen zusammen und betete.
Dann war es vorbei.
Knisternd und knackend loderten Flammen hoch empor. Schwarzer Rauch malte einen Pilz in den Himmel.
Ganz langsam schob Matt sich hoch. Seine Ohren klingelten, sein Blick war getrübt. Wie durch einen Schleier sah er Bewegung: Vom Waldrand kamen die Leute von der HOPE herbeigelaufen, Aruula vorneweg. Matt blinzelte. Fuhr sich durch die Haare, die nach Asche rochen.
Er taumelte um den Felsen herum.
Dort, wo die Be-300 gelegen hatte, erstreckte sich nun ein gut fünfzehn Meter langer und drei Meter tiefer Krater, in dem ein höllisches Feuer brannte.
Von der Bestie war nichts mehr zu sehen.
Matt seufzte. Das anschließende Schulterklopfen wie von hundert Händen, die aufmunternden und dankbaren Worte, sogar Aruulas innige Umarmung nahm er kaum wahr. Tief in sich hörte er immer wieder diesen letzten Versuch der Bestie, menschliche Worte zu formen. Hilf mir…
Mit der Bestie, die einmal Dr. Petja Artjenko gewesen war, endete ein Kapitel dieses höllischen Paradieses. Zurück blieben die übrigen Zeugen dessen, was die Perversionen der alten Menschheit hier angerichtet hatten. Aber die Natur fand immer einen Weg, und so würde auch diese bizarre Flora und Fauna weiter existieren. Er konnte nur hoffen, dass sie kein zweites Wesen wie diese unglaubliche Chimäre gebar.
Matt legte den Kopf in den Nacken und leerte die ihm dargebotene Feldflasche in einem Zug.
***
Nun war es kein Problem mehr, die Taue des Floßes an der Transportqualle zu befestigen.
Das Floß war stabil genug, um die Überlebenden zu tragen. Aus Schutzanzügen und Palmwedeln hatte man ein Dach gefertigt, das die Passagiere während der gut einwöchigen Reise vor der Sonne schützte. In der Mitte der Konstruktion stapelten sich ausreichend Proviant und Süßwasser; weiteres Trinkwasser würde bei Bedarf die Qualle filtern. Zarah und Lisette, eine weitere junge Frau aus der Crew, die nicht schwimmen konnte, kamen mit an Bord des bionetischen Organismus. Jack hatte das Kommando auf dem Floß.
Einige der Leute waren durch die Ereignisse traumatisiert. Matt, der schon Schlimmeres erlebt hatte, wusste, dass es noch Wochen oder gar Monate dauern würde, bis auch die Letzten wieder ruhig schlafen konnten. Aruula sprach mit ihnen, baute sie auf, so gut sie konnte.
Bevor sie aufbrachen, gedachten sie der ums Leben gekommenen Opfer. Die Gräber von fünf Männern und einer jungen Frau ließen sie in diesem höllischen Paradies zurück. Auf die anderen sechzehn wartete an Australiens Westküste der Peron Park – eine neue Heimat, wenn sie es wollten.
Matt startete die Qualle. Mit neun Knoten in der Stunde ging es nach Südwesten. Das Wetter war gut, die See ruhig.
Als Zarah und Lisette vor Erschöpfung eingeschlafen waren, legte Aruula ihre Hand auf Matts Unterarm.
»Ich spüre, dass dich etwas beschäftigt«, sagte sie und fügte hinzu: »Auch ohne zu lauschen. Was ist geschehen, als dir die Bestie gegenüber stand?«
Matt starrte vor sich hin auf die Steuerkonsole. Dann drehte er ihr langsam den Kopf zu. Ein Lächeln zog über sein Gesicht. »Ich werde es dir erzählen, aber gib mir bitte noch ein paar Tage Zeit.«
Aruula schwieg. Dann nickte sie und strich ihm über die Wange. »So viel Zeit, wie du willst, Maddrax. Wir haben gemeinsam noch viele Abenteuer zu bestehen.«
ENDE
[1] Siehe Maddrax Nr. 230 »Gilam'esh'gad«
[2] Siehe Maddrax Nr. 125 »U.S.S. Hope«
[3] Siehe Maddrax Nr. 14 »Der Tod über Paris«
[4] siehe die MADDRAX SpinOff-Serien »Mission Mars« und »Das Volk der Tiefe«
[5] siehe DAS VOLK DER TIEFE
[6] Siehe Maddrax Nr. 230 »Gilam'esh'gad«
Weitere Kostenlose Bücher