2322 - Die Schläfer von Terra
Hause gekommen, ich weiß es! Ich spüre, dass sie da ist. Und so geht es mir nicht allein!"
Zustimmendes Gemurmel antwortete.
Stimmen erhoben sich, die ebenfalls davon sprachen, Angehörige zu „spüren". „Wir wissen es, Schwester", sagte Lasalle. „Wir fühlen es alle. Die Behörden sagen uns, dass unsere Lieben nicht mehr als Individuen existieren, sondern Teil eines unpersönlichen Kollektivs geworden sind.
Aber das ist nicht wahr. Wir wissen es, weil wir mit dem Herzen hören."
Beifall. Fiona zog die Brauen zusammen.
Für ihre Begriffe redete Lasalle zu fromm und zu sehr um den heißen Brei herum. „Komm endlich auf den Punkt!", rief sie laut. „Du hast Recht, Schwester", sagte er. „Es ist' genug. Die Behörden sagen, dass das, was sie >Nukleus< nennen,. Ruhe braucht.
Dass er der bedrohten Menschheit helfen will und nicht gestört werden darf. Brüder und Schwestern, wir lassen uns nicht nach Hause schicken! Wir wissen, dass unsere Lieben dort auf der Isla Bartolome auf uns warten, und kein herzloser Beamter kann uns das ausreden. Sie haben eine Bannmeile über Galapagos verhängt, die Inseln abgeriegelt, damit niemand sie bei dem stört, was immer sie mit unseren Kindern dort anstellen."
Er hob die Stimme. Fiona rieb sich über die feuchte Stirn. Gerd Herwald legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir lassen uns dadurch nicht abschrecken! Sie drohen damit, jeden aufzuhalten, der versucht, sich den Inseln zu nähern. Nun, Freunde, wir werden sehen, ob sie es wagen, fünfhundert Menschen mit Gewalt daran zu hindern, zu ihren Kindern, Geschwistern und Freunden zu gehen! Denn nur mit Gewalt können sie uns jetzt noch aufhalten, und wenn sie das tun, weiß die ganze Welt, was hier wirklich gespielt wird!"
„Ja!" Fiona sprang auf und drehte sich zu den Versammelten um. Sie hob eine Faust. „Denn die Wahrheit ist, dass sie unsere Kinder wieder - wieder! - missbrauchen wollen! Sie sind für die Herrschenden keine menschlichen Wesen, sondern Waffen in einem von ihnen geführten Kampf!"
Die Frauen und Männer erhoben sich und klatschten begeistert. Pierre Lasalle wartete, bis sie sich beruhigt hatten. „Brüder und Schwestern, wir werden nicht mit Gleitern fliegen, wie sie es erwarten, sondern sie überraschen. In Ecuador liegt ein bereits gecharterter Passagierdampfer, auf dem wir alle Platz haben werden. Von dort aus sind es auf dem Seeweg nur eintausend Kilometer bis zu den Inseln.
Wir werden alle an Bord gehen und dann sehen, ob die Staatsmacht es wirklich riskiert, ihre Bürger mit Waffengewalt daran zu hindern, ihre Liebsten wiederzusehen!"
Er hob die rechte Hand, als der Beifall aufbrandete. „Unsere Freunde von der Presse werden mit uns fahren und ständig aktuell berichten. Wir sind bereit, das größte Opfer zu bringen, und die ganze Welt soll Zeuge sein! Wem das Wagnis zu groß ist, der kann jetzt noch gehen. Wir verstehen das. Wir sind bereit, lieber zu sterben, als uns durch unglaubliche Drohungen einschüchtern zu lassen! Wir lassen uns unsere Liebsten nicht noch einmal nehmen!"
Nein!, dachte Fiona Arlings, als sie in seine traurigen Augen sah. Nicht noch einmal.
Eher will ich mit ihnen sterben.
Ob durch die Kanonen der Herrschenden oder ihr von Verbitterung krankes Herz - was machte das für einen Unterschied?
Ein verwilderter Park, Terrania Die drei Daerba saßen wieder auf ihren Ästen und lauschten der Botschaft, die der große graue Schäferhund an sie zu richten hatte.
Wir wissen nun, wie der Kristallschirm der Terraner funktioniert, sendete der Kalbaron, nachdem er das, was er in der Akademie über den Schirm, seine Grundlagen, seine Konstruktion und seine Schwachpunkte erfahren konnte, so knapp wie möglich dargestellt hatte. Wir wissen daher, wo wir anzusetzen haben. Der Kristallschirm an sich ist für uns unangreifbar. Wir verfügen nicht mehr über die Möglichkeit, unser Wissen per Kolonnen-Funk an die Traitanks nach draußen zu geben. Deshalb werden wir an der Wurzel des Übels anpacken.
Er machte eine Pause und witterte. Es war kein Mensch in der Nähe, kein verirrtes Liebespaar, keine Patrouille. Sie waren ungestört.
Der Terranova-Schirm wird von 96 Raumschiffen der gleichnamigen Flotte erzeugt, wobei diese bislang nur provisorisch mit dem Hypermaterial Salkrit umzugehen verstehen. Um den Schirm zu sabotieren, werden wir zwei, um sicherzugehen, drei der 96 LORETTA-Tender ausschalten müssen. Der Zusammenbruch oder die Schwächung des Schirms kann sodann von
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