2327 - Risikoplan Charlie
und sah Hefner herausfordernd an. „Das ist dein Zielobjekt. Oder hast du es dir anders überlegt?"
Hefner lächelte schwach. „Verschwende unsere Zeit nicht mit überflüssigen Bemerkungen. Du hast deinen Auftrag erledigt und kannst wieder gehen."
Der Topsider bleckte die Raubtierzähne. „Da ist die Sonne anderer Meinung. Ich werde bei dir bleiben, bis du den Auftrag erledigt hast. Wenn du damit nicht einverstanden bist, ist der Handel hinfällig."
Hefner verstand. Der SENTENZA-Chef hielt ihn - genau wie geplant - für den Angehörigen eines arkonidischen Geheimdienstes. Ob nun tatsächlich ein Anflug von Patriotismus für die Kooperation der SENTENZA sorgte oder reines geschäftliches Kalkül, hatte Hefner nicht zu interessieren. Wichtig war nur, dass She ihn an die Terminale Kolonne auslieferte.
Aber der SENTENZA-Chef hatte nichts weiter als den sorgsam gefälschten biographischen Hintergrund von Tockton Tsopan, der so konstruiert war, dass er auf eine Geheimdiensttätigkeit schließen ließ.
Hefner konnte sich glücklich schätzen, dass seine Organisation eine ganze Reihe solcher falschen Identitäten angelegt hatte und jederzeit abrufen konnte. Die Sonne musste Vorsicht walten lassen. Die SENTENZA konnte es sich nicht erlauben, die ersten zarten Kontakte mit der Kolonne zu gefährden. Wenn Tockton Tsopan nicht der war, für den er sich ausgab und man ihn hielt, musste man mit Vergeltung rechnen.
Also musste Tockton Tsopan seine Geschichte untermauern. Zum einen hatten die arkonidischen Geheimdienste noch nie vor politischen oder sonstigen Morden zurückgeschreckt. Wenn er die Tat beging, würde er seinem Background Glaubwürdigkeit verleihen.
Und zum anderen würde er sich, so oder so, damit in die Hand der Sonne begeben.
Hefner schob die kleine Tasse zur Seite, ergriff den Datenspeicher und sah sich um.
In dem Café hielten .sich um diese Zeit hauptsächlich Geschäftsleute auf, die Projekte besprachen oder sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen versuchten.
Mehrere führten Holo-Präsentationen vor.
Ein weiteres Holo würde nicht besonders auffallen.
Er sah Mutti-Grod an. Als der Topsider nickte, öffnete er den Speicher, und über dem Tisch bildete sich ein Mini-Holo.
Hefner sog tief die Luft ein und bemühte sich dann, ganz ruhig zu atmen. Er schloss kurz die Augen und sah es sofort wieder vor sich. Die Erinnerungen drangen mit einer Macht auf ihn ein, der er nichts entgegenzusetzen hatte.
Die dunklen Büroräume vor ihm. Der Geräuschpegel der Feier in der benachbarten Suite des Trichterbaus in unmittelbarer Nähe des Palasts des Tatos, eine der besten Adressen in der Stadt. Der kurze Blick zur mehrfach gesicherten Tür, zu dem positronischen Hightech-Gerät, mit dem er sich Zugang verschafft hatte, trotz der Absicherungen ...
Er hatte nicht viel Zeit, drei Minuten, maximal vier. Und der Rückzug war noch nicht gesichert. Seine Teamkollegen mussten zum richtigen Zeitpunkt für eine Ablenkung sorgen ... Aber er konnte sich hundertprozentig auf sie verlassen.
Er holte das Mehrzweck-Sichtgerät aus der Innentasche seines formellen Abendgewands und schob es über die Augen. Das Gerät war zerlegt in das Gebäude geschmuggelt worden, und er hatte es zusammengebaut, nachdem die Einzelteile die Kontrollen passiert hatten.
Obwohl sich die Spitze der arkonidischen Gesellschaft im Trichterbau des Khasurns da Tutmor zusammengefunden hatte, wurden strenge Kontrollen durchgeführt.
Hier auf Hayok herrschte ein noch stärkeres gegenseitiges Misstrauen als auf Arkon selbst. Hayok bot Wirtschaftswachstum, Kontakte mit der Liga Freier Terraner ... Diese Aufbruchstimmung verleitete viele Khasurn dazu, es mit den Gesetzen und Vorschriften nicht zu genau zu nehmen.
Dakenus da Tutmor, der junge Führer des Khasurns, den Besonnenheit noch nie ausgezeichnet hatte, weilte nicht auf Hayok; die Einladung hatte sein wesentlich älterer Großonkel Jonahon ausgesprochen. Und wenn die wichtigsten und einflussreichsten Mitglieder der Gesellschaft eingeladen wurden, durfte auch Tockton Tsopan nicht fehlen.
Jahrelang hatten sie diese Gestalt aufgebaut, und nun endlich konnte ihre Arbeit Früchte tragen.
Falls es ihm gelang, den Inhalt der Positronik zu überspielen. Daten über wirtschaftliche Manipulationen, mit denen sie Einfluss auf andere Khasurn nehmen und an wichtige Forschungsergebnisse herankommen konnten ...
Und Daten über die Verbrechen, die Jonahon da Tutmor in den letzten Jahrzehnten begangen
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