2329 - Gestrandet in Hangay
sie schnell, viel zu hastig und deshalb im Gegensatz zu ihrer Haltung. „Ihr habt über unsere Probleme gesprochen?" Tekener ärgerte sich selbst über seine banale Frage, denn genau aus diesem Grund hatte Dao-Lin-H'ay die SOL verlassen. „Sie nennen sich Graukartanin." Ein Ruck ging durch ihren Körper, sie streckte sich, als sei sie eben aus einer flüchtigen Benommenheit aufgeschreckt, sie schaute Tek an, zuckte aber ebenso schnell zurück, als sich ihre Blicke trafen.
Dao-Lin, erkannte Ronald Tekener, schien sich nur mühsam konzentrieren zu können. „Sie haben dich beeinflusst?", fragte er unumwunden. „Du hast bestimmt nichts dagegen, wenn wir dich in der Medostation relevanten Tests unterziehen ..."
„Das ist Unsinn!", fuhr Dao auf. „Ich bin völlig in Ordnung, Tek. Es ist nur ...", sie fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und schüttelte sich ab, als könne sie so ihre Benommenheit loswerden, „... das Gespräch war sehr ermüdend."
Du trägst einen Aktivatorchip, meine Liebe, wollte Tekener erinnern. Er tat es nicht und schwieg, weil Dao-Lin-H'ay endlich zu einem umfassenden Bericht ansetzte.
Sie hatte den Kartanin von der Mission der SOL in Hangay erzählt, schien damit aber eher Verwirrung als Verständnis gesät zu haben. „Hätte ich die Wahrheit kaschieren sollen?", fragte sie trotzig. „Ich hatte das Gefühl, dass sie ehrlich sind und ..."
„... und da warst du es ebenfalls", vollendete Tekener, als Dao verstummte. „Was sagt dieser Hohe Mann dazu, Ron-Sha-R'itt?"
„Er gab sich alle Mühe, zu verstehen, was in unserem Bereich des Universums geschieht."
Ein wenig ihrer Anspannung schien endlich von Dao-Lin abzufallen. Sie selbst ignorierte diesen Zustand, und das war etwas, das Ronald Tekener nie an ihr beobachtet hatte. „Aber Ron hat offenbar selbst größte Schwierigkeiten", fuhr Dao-Lin fort. „Vorrangig interessiert ihn das Wohl seiner Stadt, eigentlich des ganzen Planeten. Er vertraut uns - und wir sollten ihm vertrauen, Tek. Er ist ..."
„Ja?"
„Er ist etwas Besonderes, das konnte ich spüren. Deshalb habe ich ihm nicht nur unsere Freundschaft angeboten, sondern versprochen, dass wir Energie aus der SOL für die Stadt und ihre Bewohner zur Verfügung stellen. Er wird alles Nötige veranlassen, und genau das sollten wir ebenfalls tun, je eher, desto besser."
Tekener rieb die Narben der Lashat-Pocken auf seinem Kinn. Dao hatte sich verändert, das spürte er deutlich, er konnte diese Veränderung nur nicht in Worte fassen.
Vor ihm entstand ein Kommunikationsholo. Eine Einblendung zeigte, dass die Kommandantin die Internverbindung'' auf mehrere Stationen verteilte.
Der bleiche Halbkugelschädel des Chefwissenschaftlers Blo Rakane erschien.
Tekener glaubte, in den großen Augen des Haluters Besorgnis zu erkennen. Hinter Rakane diskutierte Tangens der Falke mit einigen Wissenschaftlern, unter ihnen Tess Qumisha und Benjameen da Jacinta. „Es gibt unangenehme Neuigkeiten", sagte Blo Rakane betont. „Das Team hat die Aufzeichnungen des UHF-P-2-Orters während der Notlandung ausgewertet. - Demnach haben wir ein Problem!"
*
Dieses „Problem", wie es der Haluter genannt hatte, war in der Bildprojektion nicht mehr als ein verwaschener, leicht pulsierender Fleck. „Die Ortung erfolgte nach dem Zeitpunkt der Erhöhung der Hyperimpedanz?" Fee Kellind schien nicht glauben zu wollen, was sie soeben gehört hatte. „Während unseres Landeanflugs auf Ultrablau", bestätigte der Haluter. „Was sagt die Auswertung?"
„Eine Identifizierung ist unmöglich. Das Echo entzieht sich jedem nachträglichen Bewertungsversuch."
„Es war schon mehr als schweißtreibend, den Ortungsreflex auf diese Weise sichtbar zu machen", fügte Tess Qumisha hinzu. „In welcher Distanz wurde das Objekt geortet?", wollte Tekener wissen. „Nicht mehr als zweihundertfünfzigtausend Kilometer, nahezu parallel zur SOL."
„Ich nehme an, ein Schattenwurf der SOL selbst wurde bereits ausgeschlossen", wandte Dao-Lin-H'ay ein. „Ich meine, eine Spiegelung aufgrund der veränderten Hyperimpedanz ..."
„Das war mein erster Gedanke", bestätigte der Haluter. „Aber zweifelsfrei handelt es sich um ein eigenständiges und sehr materielles Objekt."
„Eines der scharfkantigen Diskusschiffe, die auch von Sonnenlicht-18 erfasst wurden? - Sind uns diese Raumer gefolgt?"
Tekener sah, dass sich Dao-Lin abrupt versteifte. Aus weit aufgerissenen Augen beobachtete sie das Holo, das in einer
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