233 - Enklave der Träumer
wovon das ausgelöst wird. Irgendetwas ist da im Süden und dem müssen wir uns stellen.«
»Es kann nicht gut für seinen Geist sein, so lange in diesem Zustand zu verbringen…« Airin sah Aruula bittend an. »Kannst du ihn nicht zurückholen? Du kannst lauschen. Nao hat die Gabe auch. Maddrax hat mir erzählt, wie gut du darin bist…«
»Ich kann es versuchen. Vielleicht kann ich so zumindest verstehen, was mit ihm gerade passiert. Aber ich werde ihn wohl kaum zurückholen oder mit ihm reden können…«
Warum zweifle ich so an mir? Zumindest ist es einen Versuch wert…
Daans Finger lagen auf Maddrax’ Hals. »Sein Herzschlag ist viel zu schnell. Dann das Zittern. Er könnte ernsthaften Schaden erleiden, wenn er nicht bald wieder zu sich kommt.«
Aruula legte die Hand auf Maddrax’ Brust. Sein Herz raste. »Ich versuche es. Vielleicht hilft es ja.«
Sie schloss die Augen und fühlte sich ganz in ihren Geliebten hinein. Sie lauschte so verzweifelt wie selten zuvor. Ihre Hand ließ sie auf Maddrax’ Brustkorb. Sie suchte nach seinen Gedanken und fand sie. Langsam tauchte sie in die Bilder ein. Behutsam.
Da war ein Felsen. Ein Felsen unter dem Meer. Der falsche Uluru. Seine Oberseite schimmerte rötlich. Etwas lag dort. Etwas zog sie heran.
Wie sonderbar, wunderte sie sich. Als ich den Felsen zuletzt sah, habe ich ihn nur von der Seite erblickt. Dass auf der Oberseite etwas sein könnte, habe ich weder gesehen noch gespürt…
Sie wollte näher heran, doch andere Bilder überlagerten Maddrax’ Gedanken und lenkten sie ab.
Dunkelheit zog über die Welt. Es war nicht die Welt, die sie kannte. Roter Sand bedeckte alles. Canyons und Berge übersäten das Land unter ihr. Sie erinnerte sich an Maddrax’ Erzählungen. Das musste der Mars sein! Gefühle sprangen von Matt zu ihr über. Sie sog scharf die Luft ein. Vernichtung. Verdunklung. Der Mars würde fallen. Jetzt.
Das ist zu viel… zu heftig… zu viel auf einmal…
Angst. Namenlose Angst. Schwärze. Hoffnungslosigkeit.
Die Welt um Aruula wurde ausgelöscht. Sie war umgeben von Finsternis. Aber die Schwärze war nicht leer. Etwas lauerte dort. Etwas bedrohte sie. Ein sprachloses Entsetzen kam über sie und riss sie mit sich fort in einen bodenlosen Abgrund…
»Aruula!« Airin packte sie an beiden Schultern und schüttelte sie, doch Aruula reagierte nicht. Ihr ganzer Körper zuckte in Krämpfen.
»Aruula, wach auf!« Die Kriegerin lag wie eine Puppe in ihrem Griff. Ihre Augenlider flatterten wie die von Maddrax. Airin sah verzweifelt zu Daan. »Was sollen wir nur machen? Besser, wir kehren sofort um!«
»Das ist einer Hantaa nicht würdig«, meinte Daan bestimmt. »Du hast Aruula gehört. Sie will dem Dämon weiter entgegen ziehen.«
»Was, wenn ihre Herzen das nicht mitmachen?« Airin hatte Angst. Angst und Schuldgefühle. Hätte sie Maddrax doch nie von den verdammten Träumen erzählt… Aber der Gedanke war unsinnig. Der Freund hatte ohnehin nach Süden gewollt. In der Transportqualle wäre es ihm vermutlich nicht viel anders ergangen als in dem U-Boot.
»Wir müssen zu Piama beten«, warf Tara ein. »Piama wird uns helfen.«
»Nein!« Airin schüttelte heftig den Kopf. Sie musste handeln. »Beten allein wird die beiden nicht retten!«
***
Vor der Küste
»Es ist hier.« Naos Stimme war seltsam melodisch. Er fühlte sich fremd in seinem Körper. Alles erschien ihm unwirklich. »Hier ganz in der Nähe…« Er starrte durch das Wasser. Seltsamerweise zog es ihn nicht in Richtung Ufer, sondern hinaus auf das Meer. Aber mitten im Meer konnten doch keine Menschen leben. Dort konnte Herak nicht sein. Es sei denn, der Dämon hatte ihn in sein Unterwasserreich verschleppt.
»Seht da vorne!« Nik wies auf die Küste. Dort reichte ein langer Steg in das Wasser hinein. An seinem Ende war eine breite Plattform zu sehen. »Lasst uns dorthin fahren!«
»Ich bin froh, wenn wir endlich aus diesem Ding rauskommen«, murmelte Joon, der fast ihre gesamten Vorräte auf der langen Fahrt aus Nervosität aufgegessen hatte.
Vorsichtig lenkte Nao die Transportqualle an den Steg. Das sanft abfallende Ufer war zu flach, um die Qualle näher zu lenken. Er tauchte ein Stück, damit das sonderbare Gefährt nicht sofort gesichtet werden konnte, und befand sich bald halb unter der Plattform.
»Okee. Dann lasst uns rausgehen und uns die Sache ansehen.«
»Habt ihr die Totenköpfe gesehen?«, fragte Joon flach atmend. »Das waren doch Totenköpfe!«
»Nichts, was
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