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233 - Enklave der Träumer

233 - Enklave der Träumer

Titel: 233 - Enklave der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Bilder.
    Sie wurde hinauf gesogen zwischen die Sterne. Sie blickte in das Antlitz der Finsternis. All die Eindrücke waren nicht zu verarbeiten. Ihrem körperlichen Zusammenbruch folgte der geistige. Minuten vergingen. Sie glaubte das Antlitz Gottes zu sehen. Seine Güte zu spüren. Er nahm sie auf. Er erwählte sie und machte sie zu seiner Braut. Seine Stimme sprach zu ihr und erzählte ihr die unglaublichsten Dinge. Bald, ja bald würde er ankommen und die Welt würde brennen. Aber das war nicht das Ende. Es war erst der Anfang… Seine Engel würden auf Erden regieren…
    Sie kam auf den Wellen treibend wieder zu sich, hustete und spuckte. Das Salzwasser brannte in ihr. Ihr Körper zitterte und doch fühlte sie sich selig. Ein tiefer Glaube durchdrang sie.
    »Straitar…« Sie hustete heftig, und es dauerte eine Weile, bis sie klar sprechen konnte. »Straitar, du wolltest mein Opfer nicht. Noch nicht. Du hast mich zu Höherem berufen!« Paggi schloss die Augen und ließ sich treiben. Ein paar Fische umkreisten sie, hielten sie aber anscheinend für tot und verschwanden wieder. Es dauerte lange, bis sie an Land getrieben wurde.
    »Straitar führt mich«, sagte sich Paggi. Ihr Verstand war seltsam vernebelt und zugleich klar wie niemals zuvor. Der Morgen graute bereits, als Menschen die fast besinnungslos daliegende Frau fanden. Es waren zwei. Einer trug ein Dreieck auf die Wange gezeichnet. Der andere hatte sich darauf ein Spinnennetz gemalt. Sie beugten sich zu der nackten Frau herab.
    »Kannst du uns hören, Weib?«
    »Gatuu. Du bist Gatuu. Und das ist Karzar. Ihr seid Diener des Herrn, so wie ich seine Braut bin.«
    Die beiden Männer warfen sich einen erstaunten Blick zu. Der eine sank vor ihr auf die Knie. »Du kennst unsere Namen? Du weißt, was es mit den Träumen auf sich hat?«
    »Ich weiß es, und ich werde euch in die Mysterien des Herrn einweihen. Ich war bei SEINER Stätte und ER sprach zu mir…«
    Der Mann hob sie behutsam auf seine Arme. »Sei uns willkommen, Braut von Straitar. Wir wollen hören, was du zu berichten hast…«
    Sie nahmen Paggi mit sich. Sie gaben ihr ein Kleid, das ihr zustand. Und zum Dank führte die Braut Straitars sie zum Licht…
    ***
    Paggi beendete ihre Erzählung. Herak fühlte seine Beine nicht mehr. Die Fesseln machten sie taub.
    »Paggi«, begann Kiras ruhig. »Du hast unter Wasser den Verstand verloren. Du bist krank. Komm mit mir und ich pflege dich, bis du wieder bei Sinnen bist.«
    Die verschleierte Frau lachte schallend. »Krank? Ich? Du bist verblendet, Kiras! Dein Glauben an Piama raubt dir das Licht der Erkenntnis! Aber wenn der Tod zu dir kommt, wirst du es sehen! Auch meine Jünger mussten es erst lernen. Für viele gibt es nur einen Weg. Im Tod offenbart sich Straitar am gründlichsten. Schaue ihn und erblinde im Angesicht seines Wissens!«
    »Was du mit Herak machst, ist mir egal«, unterbrach Kiras mit schmeichelnder Stimme. »Aber könnte ich nicht einfach deiner Leibgarde beitreten? Ich habe doch auch früher auf dich aufgepasst…«
    Herak warf Kiras einen finsteren Blick zu. Es war zu erwarten gewesen, dass der Peron ihn bei der erstbesten Gelegenheit verriet!
    Paggi schien kurz zu überlegen. »Nein«, meinte sie dann bedauernd. »Straitar will es nicht. Ihr habt ihn verhöhnt.«
    »Paggi!«, fuhr Kiras auf.
    Seine ehemalige Gefährtin wirbelte herum und hielt ihm den Dolch an die Kehle.
    »Du wirst zu Ehren Straitars geopfert! Erfreue dich an deinem Schicksal und schweige, du Wurm! Dein Tod soll zur Stunde des Sonnenuntergangs sein, im Angedenken an jene Stunde, als ich hier ankam, nachdem sich mir der Herr im Meer offenbarte!« Sie wandte sich an Herak. »Und du musst Geduld haben. Du kommst erst morgen an die Reihe. Versteh das bitte. Ein Opfer pro Tag ist absolut ausreichend.«
    ***
    An der Westküste Australiens
    »Es fängt wieder an!« Aruula packte Matts Schultern. Daan und Airin waren sofort bei ihr. Matts Augenlider zuckten, während er um sich schlug. Die letzten Stunden war er nicht mehr richtig zu sich gekommen. Stattdessen sprach er hin und wieder wie ein Schlafwandler und kämpfte wie besessen gegen unsichtbare Feinde.
    »Der Streiter…«, murmelte er. »Der Streiter…«
    »Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir umkehren.« Airin klang ängstlich. »Oder ihn zumindest an Land bringen.«
    »Nein.« Aruula wischte Matt mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn, als er für einen Moment still lag. »Wir müssen weiter, um herauszufinden,

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