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2330 - Spur ins Nichts

Titel: 2330 - Spur ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aufstieg ebenfalls keine richtige Kontrolle über seine Psi-Gaben hatte ausüben können. Und doch gestaltete es sich anders, das wusste Benjameen, die beiden Fähigkeiten waren nicht miteinander vergleichbar, ebensowenig wie sein Spektrum perfekt mit dem anderer Zeroträumer übereinstimmte.
    Er befand sich mit seiner Gabe irgendwo zwischen jenem Ernst Ellert und Kazzenkatt, der vor rund tausend Jahren gelebt hatte und ein beinahe perfekter Zeroträumer gewesen war.
    Im Unterschied zu Ellert und ihm selbst hatte Kazzenkatt jedoch auf der Seite der Chaosmächte gestanden und als „Element der Lenkung" die Milchstraße unsicher gemacht.
    Der Arkonide hatte die Beherrschung seiner Psi-Fähigkeit im Laufe der letzten Jahrzehnte so gut wie möglich zu steuern versucht, durch Selbsthypnose und Trance kurz vor dem angestrebten Sekundenschlaf. Im Lauf der Zeit hatte er bestimmte Gedankenstrukturen entwickelt, mit deren Hilfe er sich quasi selbst programmierte.
    Wenn er einschlief und anfing zu träumen, lief es nach einem Schema ab, das er sich lange zuvor mühselig erarbeitet hatte.
    In diesem Fall allerdings hätte er sich alle Vorbereitungen sparen können. Er besaß keinerlei Ansatzpunkt für seinen Traum, abgesehen von dem groben Aussehen des Vogelwesens und der Information, dass die Fremden wahrscheinlich Diskusraumer flogen.
    Dennoch wollte er es versuchen.
    Benjameen da Jacinta fing an zu träumen. Zunächst fehlte ihm jede Vorstellung, wie es dort aussah, wo er hin wollte. Er träumte von Trümmern, aber sie ähnelten den Trümmern, wie er sie auf Menschenwelten erlebt hatte.
    Er stellte sich Wesen vor, die sich bewegten und die dem Toten ähnelten, der jetzt in einer Kühlkammer des SOL-Mittelteils lag. Ein gewöhnlicher Arkonide wäre angesichts der Eindringlichkeit der Traumbilder erwacht, bei Benjameen erzeugte die Fähigkeit des Zerotraums einen entgegengesetzten Effekt. Die Bilder zogen sein Bewusstsein immer tiefer in den Traum hinein. Der Wahrnehmungsfokus wanderte beharrlich aus seinem Körper hinaus in die Ferne, wenn man es denn als dreidimensionalen Effekt darstellen wollte.
    Die Gestalten in seinem Traum erhielten Fransen, dann Risse. Sie drohten im Nichts zu zerfleddern. Der Arkonide verstärkte seine Anstrengungen weiter, riskierte viel, aber doch nicht zu viel. Irgendwo existierte eine Grenze, bei deren Überschreiten sein Bewusstsein sich im Nichts verlieren würde. Die unsichtbare „Nabelschnur" zwischen Traumkörper und realem Leib wäre dann zerrissen, er könnte nie mehr zu sich selbst zurückkehren.
    Unwirsch registrierte er ein Zupfen am Ärmel. Im Traum vollführte er eine abwehrende Bewegung, wollte die störende Hand abstreifen. Das Zupfen blieb, und es entstand auch nicht am Arm.
    Da ist etwas! Vielleicht bildete er es sich nur ein. Oder doch nicht? Da ist jemand! Eine Person, ein Lebewesen!
    Das Zupfen zeigte eine Resonanz an.
    Benjameen da Jacinta verstärkte die Intensität seines Traums, suchte nach dem Echo irgendwo in diesem unbegreiflichen Hyperkontinuum psionischer Strahlung, zu dem er durch seine Fähigkeit teilweisen Zugang erhielt.
    Grüngelbes Licht blendete ihn plötzlich. Er sah eine seltsam verzerrte Umgebung, die er nicht zu erkennen vermochte. Die Eindrücke überschwemmten ihn in einer gewaltigen Woge aus Farben und Eindrücken, Bewegungen und seltsamen Lichtreflexen, so dass er im Traum zu ertrinken fürchtete. Er schlug mit den Armen, um über Wasser zu bleiben und Luft zu bekommen. Gleichzeitig riss er sein Bewusstsein mit aller Kraft an sich.
    Erschöpft sank er in seinem Sessel zusammen, barg das Gesicht in den Händen.
    Sofort war Tess bei ihm, der helle Stern jedes Morgens und Abends. Aber auch Tekener stand schon daneben.
    Diesmal zeigte sein Gesicht jene entschlossene Starre, die der Arkonide nicht an ihm mochte. Sie hatte etwas Seelenloses an sich, das ihm ebenso fremd war wie die Wahrnehmung der vergangenen Sekunden. „Sie sind da", ächzte er. „Ich habe durch die Augen eines dieser Wesen geblickt. Tek, gib mir ein wenig Zeit, um mich zu erholen."
    „Einverstanden. Reicht eine Umkreisung Rothgers aus?"
     
    *
     
    Sie schrieben den 13. Tag seit ihrer Ankunft und Strandung auf Ultrablau.
    Manche Besatzungsmitglieder in der SOL sprachen unverblümt vom 13. Tag des ersten Jahres im Halo der Galaxis Hangay - vielleicht wollten sie das Halo-Jahr tatsächlich als Zeitrechnung einführen und auf diese Weise den Beginn einer neuen Epoche für das Goldene Schiff

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