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2330 - Spur ins Nichts

Titel: 2330 - Spur ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dahinglitt - aus Sicherheitsgründen in weitaus größerer Entfernung als beim ersten Anflug vor zwei Tagen -, spürte Benjameen da Jacinta die Blicke der anwesenden Besatzungsmitglieder auf sich ruhen. -Er schloss demonstrativ die Augen, versuchte die Gestalten und Gesichter um sich herum zu vergessen. Kraft seines paranormal veranlagten Geistes und langjähriger Übung gelang es ihm innerhalb kurzer Zeit, die Personen in seiner Nähe ebenso „wegzudenken" wie die Einrichtungsgegenstände - bis er scheinbar im Nichts hing, umgeben von Dunkelheit und Lautlosigkeit. Immer wieder in der Vergangenheit war es ihm passiert, dass er aus einem solchen Zerotraum aufschreckte, weil er sich tatsächlich im Nichts wähnte, irgendwo im Al lund ohne Schutzanzug.
    Diesmal konnte nichts schief gehen.
    Benjameen hatte sich zwei Tage lang auf den Einsatz vorbereitet. Sein Auftrag lautete, aus der sicheren Position im Innern des Leichten Kreuzers „Ausschau" nach möglichen Überlebenden des auf Rothger abgestürzten Objekts zu halten. Tekener glaubte fest, dass es sie gab. SENECA hatte anhand der Ortungsfragmente die Flugbahn des fremden Objekts in der Phase des Absturzes errechnet. Es sprach einiges für die Vermutung des Smilers.
    Benjameen da Jacinta hörte Teks Stimme wie von fern. Sie erinnerte ihn an das leise Murmeln eines Baches. „In zwanzig Sekunden tauchen wir über den Horizont in den kritischen Sektor ein", verstand er den Terraner. Dort hatten sie die Spuren des Absturzes gefunden, Schrottteile eines Schiffes, Bruchstücke der Ladung sowie einen toten Avoiden aus einem ihnen unbekannten Volk. Das Wrack selbst hatten sie nicht gefunden. Und doch musste es da sein und mit ihm die Besatzung. Der Tote im Mondstaub konnte nicht das einzige Lebewesen an Bord des Schemens gewesen sein, dessen Ortungsecho die SOL für winzige Augenblicke aufgefangen hatte. „Benjameen, bist du bereit?"
    Da Jacinta hob kurz die Hand zur Bestätigung. Zeroträumen, so lautete sein Auftrag. Den Geist auf die Reise in eine Traumwelt schicken, die auf unbegreifliche Weise zur Wirklichkeit wurde. Es handelte sich um ein Phänomen im Bereich der Wahrnehmung. Da Jacinta lebte damit und hatte längst aufgehört zu fragen, warum das so war.
    Der 59-jährige Arkonide machte sich auf die Reise. Die Umgebung sackte weg, während er in eine kurze Schlafphase von wenigen Sekunden fiel. Aber in dieser kurzen Zeit geschah so viel im Universum, und er durfte ein winziges Bruchstück davon erfahren.
    Dass er das Zielgebiet schon kannte, erleichterte ihm seine Spähmission.
    Rothger ist jetzt unser Mond, dachte er. So, wie Ultrablau unser Planet ist.
    Benjameen da Jacinta schickte sein Bewusstsein auf die Reise. Er löste den Wahrnehmungsfokus aus seinem Körper, verlagerte ihn nach außen, erweiterte die engen Grenzen, die der Arkonidenkörper ihm setzte. Übergangslos fühlte sich der Zeroträumer schwerelos, von jeder Materie getrennt.
    Er träumte, sah die Spuren im rotbraunen Mondstaub, die rasend schnell unter ihm vorbeiwanderten, suchte nach einem Anker oder einem Echo als Bezugspunkt. Nach einer Weile entdeckte er eine Gestalt, die sich im Staub krümmte, eingehüllt vom grellen Schein einer Explosion.
    Licht waberte hinter der Helmscheibe.
    Die Gestalt stürzte, fiel auf den Rücken ...
    Benjameen sah sie, aber er nahm keine Mentalimpulse wahr. „Nein!" Er wusste nicht, dass er es laut schrie. Sein Bewusstsein kehrte teilweise in den Körper zurück, er wollte erwachen. Aber die hypnotische Selbstkonzentration aus der Zeit vor dem Beginn des Fluges wirkte weiter.
    Er blieb im Zerotraum, änderte die Richtung, damit auch der Traum einen anderen Weg einschlug. Was er soeben gesehen hatte, geschah nicht jetzt und hier. Es waren projizierte Ereignisse, wie sie sich so oder ähnlich abgespielt hatten. Der Tod des Avoiden ... Vergeblich wartete der Zeroträumer auf Gedankenimpulse, hoffte auf das Glimmen eines Fünkchens, an dem er sich festklammern konnte. Irgendwo mussten die Fremden sein.
    Benjameen da Jacinta erwachte endgültig. Er zog sein Bewusstsein vehement in den Körper zurück, wurde wieder er selbst. Er spürte Hände und Füße und ein leichtes Ki t- zeln in der Nase. Wie jedes Mal erleichterten ihn diese Wahrnehmungen ungemein.
    Ein Stück Unsicherheit blieb dennoch. Wo bin ich?
    Er schlug die Augen auf.
     
    *
     
    Hangay, die SOL, der Flug und die Erlebnisse auf der Suche nach Spuren der Negasphäre und schließlich die Notlandung auf

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