2330 - Spur ins Nichts
gesagt.
Die Station, von der ihr euch so viel versprecht, ist leer. Keine Bewohner, keine Spuren von ihnen, keine Technologie. Vaccao, die Eisstadt, ist eine Eiswüste, vermutlich seit Jahrmillionen."
„Wir sehen sie uns trotzdem an", beharrte Dao-Lin-H'ay. „Dafür bitten wir dich um Verständnis, Alte Mutter."
„Noch einmal Alte Mutter, und du läufst zurück! Auch wenn mir das Schiff nicht gehört!"
Die Anwesenden brachen in schallendes Gelächter aus.
Die TATI ging bereits in Sinkflug auf Vaccao über. Der Panoramabildschirm zeigte die Eismassen, die teilweise bis zu zwei Kilometer hoch in den Himmel ragten, von den Naturgewalten nach und nach zusammengeschoben und aufgefaltet, ähnlich wie Gebirge durch tektonische Verschiebungen entstanden. „Ben, die Orter machen subplanetare Hohlräume aus", sagte Tess Qumisha. „Noch lässt sich nichts Genaues sagen, aber sie könnten künstlicher Natur sein."
Benjameen da Jacinta nickte vielsagend. Die Funksprüche von Sonnenlicht-18 waren hierher nach Ultrablau geschickt worden. Es musste eine Station geben oder zumindest die Überreste davon. Dem Zustand der Station im Duff-System nach zu urteilen, würden sie auch die Station in voll funktionsfähigem Zustand vorfinden. „Vielleicht sprechen wir von zwei unterschiedlichen Stationen", überlegte da Jacinta. „Oder von unterschiedlichen Hohlräumen. Entschuldige, Fay-Vani-D'au, wir wollen deine Kompetenz nicht in Zweifel ziehen.
Wenn sich jemand in der Eisstadt auskennt, dann bist du es."
Sie nahm seinen Rückzieher zur Kenntnis, ohne mit der Wimper zu zucken. Von da an schwieg sie allerdings und meldete sich erst wieder zu Wort, als das Schiff am Rand der Eisbastionen gelandet war und die ersten Raupenschlitten ausschleuste.
*
Fay-Vani-D'au stand aufrecht im Schlitten, wie sie es von ihren Expeditionen her gewohnt war. „Nach rechts über das Plateau. - Jetzt links die Rampe hinab. - Vorsicht, da kommt eine Brücke. Sie führt über eine Gletscherspalte und war schon früher etwas bruchgefährdet."
Benjameen wechselte einen kurzen Blick mit Tess. Mit jedem Satz und jeder Unterhaltung wuchs ihr Respekt vor der alten Frau, die dem Lebensalter einer Graukartanin entsprechend als hochbetagt galt. Sie zitierte aus ihrer Erinnerung, wohl wissend, dass nicht alles so sein konnte, wie sie es bei ihrem letzten Besuch vorgefunden hatte. Die Brücke zum Beispiel war in sich zusammengebrochen, wie sie Au - genblicke später erkannten. Sie bildete eine Art Stauwehr in der Spalte, auf der sich neues Eis gebildet hatte. Auf diese Weise war ein ungefähr hundert Meter breites, massives Plateau entstanden. Die gegenüberliegende Seite bestand aus mindestens einem Dutzend Eismassiven, die ein Riese mit seiner Axt gespalten zu haben schien.
Benjameen schätzte die Splitter als mindestens rasiermesserscharf ein.
Fay-Vani-D'au benötigte nur ein paar Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. „Mitten hindurch, den steilen Weg da aufwärts."
Sie beschleunigten die Raupenketten-Schlitten, damit sie genug Schwung erhielten und an der Steigung nicht rückwärts rutschten. Sie gelangten auf eine Art Empore, von der Natur geschaffen und doch so passend, als sei sie speziell für ihren Besuch in der Eisstadt von Vaccao gemacht. „Wir sind angekommen!" Fay-Vani-D'au stieg vom Schlitten und ging zu Fuß weiter.
Am Ende der Empore führten Einschnitte hinab in eine Ebene, die sich links und rechts bis fast zum Horizont erstreckte. Geradeaus maß. sie höchstens dreihundert Meter. Dahinter ragte ein Gebirge in die Höhe. Die Eisschicht über dem Felsmassiv hatten die Taster der TATI mit mehr als hundert Metern gemessen. Daher wunderte es umso mehr, wie zielsicher Fay-Vani-D'au auf die schrundigen Wände zuhielt, zwischen mehreren aufragenden Zacken verschwand und nach einer Weile anfing, über die Schlafmützen in ihrer Begleitung zu meckern.
Benjameen da Jacinta grinste verhalten. Die Graukartanin hatte die meiste Zeit ihres bisherigen Lebens allein in der Einsamkeit verbracht.
Entsprechend gestaltete sich ihre verbale Kommunikation. Fast mechanisch hob der Arkonide den Blick und musterte Dao-Lin-H'ay. Sie zeigte durch steife Körperhaltung, wie sehr sie sich vom Verhalten der Artgenossin distanzierte. „Es ist eine weitere Facette dieser Welt", sagte er laut. „Wir müssen damit leben, denn wir sind ein Bestandteil von Ultrablau geworden."
Bestimmt war er nicht der Erste, der das aussprach. Aber ah diesem
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