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2330 - Spur ins Nichts

Titel: 2330 - Spur ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einsamen Ort voller Erwartungen und Hoffnungen gingen die Worte den meisten seiner Begleiter durch Mark und Bein.
    Nur Dao-Lin-H'ay verstand, dass er allein mit ihr sprach.
    Die Kartanin wartete, bis alle Techniker und Wissenschaftler zwischen den Eiszacken verschwunden waren. „Du reagierst voreilig, wenn du vom Bleiben sprichst", flüsterte sie. „So kenne ich dich gar nicht."
    „Was ist zwischen dir und Fee Kellind?"
    Mit diesem Konter hatte sie nicht gerechnet. Ihr Gesichtsflaum zuckte nervös, die Ohren bewegten sich ungleichmäßig hin und her. „Ein paar Bewohner des Schiffes wollen nach U'Hartu ziehen. Fee Kellind ist dagegen."
    „War es nicht meine Rede, Dao? Die Menschen fangen an, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Und du nennst das voreilig, obwohl ein Dreivierteljahr vergangen ist? Wer wohnt denn bereits kaum mehr in der SOL?"
    „Das ist etwas völlig anderes. Außerdem wird die SOL eines Tages wieder fliegen. Das ist klar."
    „Es wird schneller gehen, als wir glauben. Blo Rakane und Tek sind überall, wo Unterstützung gebraucht wird. Bei diesem Tempo berechnet der Haluter mit seinen zwei Gehirnen in - nerhalb von drei Jahren das Universum neu."
    Dao-Lin-H'ays Mundwinkel zuckten amüsiert. „Dann sind wir uns ja einig. Sollen die Menschen ruhig in die Stadt ziehen und sich da eine Existenz aufbauen. Sobald die SOL startet, ziehen sie eben wieder um."
     
    *
     
    Nach ungefähr dreißig Metern wi - chen die steil aufragenden Eiswände zur Seite und gaben den Blick auf eine Höhle frei. Fay-Vani-D'au wartete, von den anderen war nichts mehr zu sehen. „Zwanzig Jahre ist es her, dass ich den Zugang entdeckte. Im Eispanzer hatte sich ein Riss gebildet. Zusammen mit meinen Begleitern legten wir ihn frei. Seither haben wir alle paar Jahre Entfroster aufgesprüht, damit der Panzer nicht zu dick wird."
    Ein Zischen erklang. Dampfschwaden trieben aus der Höhle ins Freie.
    Drinnen arbeiteten die Techniker mit Desintegratoren. Aus einer mehrere Meter dicken, blau schimmernden Eisschicht frästen sie einen vier mal vier Meter messenden Block heraus und verdampften ihn. Dahinter gähnte Finsternis. „Diese Vorhöhle sieht aus, als sei sie natürlichen Ursprungs", sagte die alte Frau. „Die Spuren der Erosion sind jedoch ziemlich jung. Ich bin sicher, dass es sich um einen künstlich angelegten Zugang handelt."
    Zwanzig Meter ging es geradeaus vorwärts bis zu einer Metalltür. Fay-Vani-D'au deutete auf ein Vorhängeschloss. Sie hatte es einst selbst angebracht und besaß als Einzige den Schlüssel dazu. Hinter der Tür erstreckte sich ein Korridor, der schräg abwärts führte. Benjameen da Jacinta schätzte die zurückgelegte, Strecke auf ungefähr fünfhundert Meter. Dann mündete der Korridor in ein Gewölbe.
    Benjameen da Jacinta hielt mitten im Schritt inne. Was er sah, raubte ihm den Atem. Vor ihnen lag eine andere Welt. Der Hohlraum schien über und über mit Eis bedeckt, teils weißblau schimmernd, teils dunkelrot. Von der Decke hingen Glasfasergewebe aus dünnen Fäden, die offensichtlich bis zur Oberfläche des Eismassivs reichten und von dort etwas Tageslicht nach unten holten. Es tauchte das Gewölbe in dämmriges Licht, zusätzlich erhellt von den vielfach reflektierenden Wänden.
    Der Arkonide tat die ersten Schritte in das Gewölbe. Es war vielfältig in Emporen, Viadukte, Galerien und Treppen gegliedert. Zahlreiche Zugänge zu Nebengewölben zweigten ab.
    Da Jacinta trat an einen der Stützpfeiler heran und betastete das leicht durchscheinende Material. Es fühlte sich kalt an, er konnte nicht entscheiden, ob es sich tatsächlich um Eis oder eine Spezialbeschichtung handelte.
    Inmitten des Gewölbes ragten zwischen den Treppen und Säulen kleine Bauwerke auf, die ihn an Altäre oder terranische Hünengräber erinnerten. „Spürt ihr den Druck des Gewölbes?", hauchte Fay-Vani-D'au. „Wer zum ersten Mal hier eintritt, hält es nicht lange aus. Zumindest gilt das für uns Graukaratanin. Wie ich sehe, seid ihr aus anderem Eis."
    Benjameen da Jacinta schätzte den Durchmesser des Gewölbes auf einen halben Kilometer, die Höhe auf zweihundert Meter. Die Bezeichnung „Eisstadt von Vaccao" erschloss sich jetzt erst richtig. Sie bezog sich nicht auf das Eis draußen, sondern auf das Aussehen der Stadt in ihrem Innern.
    Die Bögen und Kapitelle auf den Säulen verschmolzen harmonisch mit den Emporen und Brücken. Die Treppen folgten einem geometrischen Plan, aber durch die vielen

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