2330 - Spur ins Nichts
der alten Frau gesprochen, die neuerdings alle zu suchen schienen und die selbst im Zerotraum unauffindbar blieb. Fay-Vani-D'au.
Die Suche nach der Station des hangayweiten Beobachtungssystems nahm in Tekeners Log aller wichtigen An - gelegenheiten nach den Antigravprojektoren den zweiten Platz ein, noch vor dem abgestürzten Schiff auf Rothger.
Dass es existierte, hatte Benjameen im Zerotraum gesehen. Es gab Überlebende, die über einen Projektor verfügten, der das Schiff unsichtbar machte, so, wie sie es bei den Disken über Sonnenlicht-18 erlebt hatten.
Wer sich versteckte, hatte entweder panische Angst oder hegte keine guten Absichten. Die Verbindung zur entstehenden Negasphäre drängte sich schon anhand der fremdartigen Technik auf.
Ein simples Deflektorfeld hätte die SOL ohne Weiteres geortet, selbst auf große Entfernungen. Aber bei diesem Tarnfeld versagte selbst die Technik der Aura-Zange, die speziell für den Grenzbereich zwischen dem UHF- und dem SHF-Teil des Hyperspektrums ausgelegt war.
An eine Rückkehr nach Rothger war auf absehbare Zeit nicht zu denken.
Benjameen da Jacinta war realistisch genug, das einzusehen. Dass er Kontakt zu einem dieser Wesen erhalten hatte, beruhte vermutlich auf einem Zufall. Die Fremden konnten sich abschirmen, und wenn jemand das in etliche Teile zerbrochene Wrack finden wollte, musste er die gesamte Oberfläche im fraglichen Gebiet durchkämmen, jeden Krater, jedes Loch, jede Staubkonzentration.
Im nächsten Jahr vielleicht, überlegte der Arkonide. Wenn sie bis dann noch da sind.
Falls das Schiff zu einer größeren Gruppe gehörte, wie sie es bei den Mächten des Chaos voraussetzten, würde bald jemand kommen und nachsehen. Ihm würde auch die SOL auf Ul - trablau nicht entgehen.
Die Terraner nannten das Zwickmühle, wusste da Jacinta. Einerseits hatten sie keine Zeit und kein Personal, nach dem Wrack zu suchen, andererseits mussten sie es so schnell wie möglich finden und sichergehen, dass es keinen Hilferuf ausschicken konnte.
Nur dann war auch die SOL sicher.
Denn eines war jedem in dem Generationenschiff klar: Die fremden Diskusraumer würden die Hantel nicht immer ignorieren, wie sie das bei der Vernichtung von Sonnenlicht-18 getan hatten.
*
Es war der Morgen des 25. September, als der Arkonide unsanft aus seinen Träumen schreckte. Sein Magen revoltierte. Tess, die ihn umschlungen hielt, fuhr mit einem leisen Schrei auf. „Was war das?"
Benjameen da Jacinta schlüpfte unter der Decke hervor, schaltete mit einer fahrigen Handbewegung in Richtung des Bewegungsmelders das Deckenlicht an und stieg hastig in seiner Kleidung. „Es geht los", krächzte er. „Gleich gibt SENECA Alarm!"
Aber er lauschte und hoffte vergebens. Dafür meldete sich die immer freundlich und überaus menschlich klingende Stimme der Biopositronik. „Für Unruhe ist es zu früh, doch für frühes Aufstehen bereits etwas spät", begrüßte ihn das Rechengehirn munter. „Der Untergrund hat sich ein wenig gesenkt, das ist alles. Die Mulde ist zusammen mit der SOL um sechs Meter achtzig abgesackt."
„Bloß?", fragte Benjameen. „Wenn das bloß ist..."
Während Tess duschte, holte Benjameen sich die Aufnahmen der Außenkameras auf den Wandschirm im Wohnzimmer. Der Bodenbelag des Raumhafens rund um die von den SOL-Desintegratoren geschaffene Vertiefung wies zahlreiche verästelte Risse auf. „Beim nächsten Mal sind es keine sechs Meter, sondern zwanzig oder dreißig", vermutete der Arkonide. „Irgendwann geht es dann richtig abwärts wie in einem Schacht, bis nur noch die SZ-1 aus dem Loch schaut.
Der Druck, der dann auf den unteren Teilen der Hantel lastet, gibt ihr den Rest."
„Du bestätigst mal wieder das ewige Vorurteil, Arkoniden seien grundsätzlich Schwarzseher", sagte Tess von der Dusche her, die sie gerade verlassen hatte. „Sieh dir lieber mal den aktuellen Status der Antigravs an - nach dem Frühstück."
*
Nach einem eher spärlichen Morgenimbiss - Benjameens Magen fühlte sich eisig und verklumpt an, so dass er kaum etwas hinunterbrachte - suchten sie ihre Abteilungen auf, wo sie bis spät in die Nacht arbeiteten. Für Hyperphysiker gab es in diesen seltsamen Zeiten immer Arbeit. Als sie endlich ins Bett kamen, war der 26. September angebrochen. Wieder durchlief ein leichtes Zittern die SOL, diesmal nicht von einem Ruck begleitet. Die Gleichmäßigkeit der Kraftübertragung war es, was Benjameen da Jacinta stutzig machte. „Frag jetzt
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