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2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer

Titel: 2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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andere."
    Kantiran setzte sich und nahm den Kopf zwischen die Hände. Er gestand sich ein, dass Wilons Ausführungen eine starke Versuchung beinhalteten, eine Verlockung, sich in die wahrscheinlich ernsthaft gutgemeinten Träume kippen und von ihnen einfangen zu lassen.
    Und doch spürte er im Innersten, dass der Sepfa zweifellos intellektuell Recht hatte, aber im Begriff war, unrecht zu tun. Den Shazzorien zum Beispiel. Den Friedensfahrern. Deren Patronat.
    Und ihm,, ihm, Kantiran da Vivo-Rhodan: dem Sohn einer arkonidischen Mascantin, die keine Sekunde gezaudert hätte, eine derartige Machtfülle an sich zu reißen; und eines terranischen Residenten, der die pure Anmutung, ein Gebiet von der Größe der Universalen Schneise überblicken, geschweige denn leiten und lenken zu können, entrüstet von sich gewiesen hätte.
    „Sicher", sagte er mit leiser, belegter Stimme. „Ruinenfelder werden wieder erblühen, mystische Vögel sich aus der Asche erheben ... Bloß, weil zwei notorische Besserwisser, einer schlauer und selbstverliebter als der andere, sich Blutsbrüderschaft schwören ... Nein, Wilon Vass, vergiss es. Die Einschränkung, die uns von der Charta der Friedensfahrer auferlegt wird, hat ihre Berechtigung, das erkenne ich in diesem Augenblick klarer denn je."
    „Schade. Na ja. Ein kleines Karo", versetzte der Geflügelte, „suhlt sich eben doch lieber im kleinen Muster."
    „Stell das vor dir selbst dar, wie es dir gefällt. Rechne, bis du schwarz wirst, aber nicht mit mir. Und noch ein Wortspiel: Du übernimmst dich; mich jedoch übernimmst du nicht."
    „Wer", fragte Vass heiter, „sollte mich daran hindern?"
     
    *
     
    Es tat ihm ehrlich Leid für und um das aufgeschlossene, begabte Jüngelchen, das er gern als Adjutanten an seiner Seite gehabt und unter seine Fittiche genommen hätte.
    Wilon wäre sogar geneigt gewesen, der Bindung halber mit ihm, vernünftig befristet, das Lager zu teilen; durchaus auch im Beisein der bezaubernden Ejdu Melia. Letztlich siegte jedoch Kantirans kleinkrämerische Seele oder wohl eher sein mit dem Makel der Engstirnigkeit behaftetes Erbgut.
    Was er jetzt auspackte, war jedenfalls letztklassig: Einen billigen Datenträger holte er aus der Tasche seiner schmuddeligen Jacke und hielt ihn sich stolz vors schweißfeuchte, abstoßend klobige Gesicht. „Dein Geständnis", krächzte er dabei, „fein säuberlich aufgezeichnet. Für den Revisor."
    Wilon hockte sich ihm gegenüber, die Flügel züchtig gefaltet, schlang den Arm darum und stützte seinen Kopfwuschel auf die Handfläche. Machte sich, mit anderen Worten, so klein wie möglich, damit der andere die Botschaft auch wirklich annehmen konnte. „Höre", sagte er leise und eindringlich. „Wir sind allein im weiten, weiten Weltall.
    Dein Chip hilft dir exakt nichts. Wie willst du ihn aus der SCHWINGE schaffen? Du wirst diese Kapsel nicht bei Bewusstsein verlassen. Nein, keine Angst, töten werde ich dich nicht. Ich bin Friedensfahrer, aus tieferer Überzeugung als die meisten anderen. Du wirst eingeschläfert, tiefgefroren, mitsamt dem Kryo-Aggregat auf der nächsten passablen Welt ausgesetzt, ruhig gestellt für die nächsten Jahrtausende. Bis dahin sollte das Meiste in meinem Sinn geregelt sein."
    „Was erzählst du auf Lasses IpesUper, wo ich verblieben bin?"
    „Auf dem Rückflug wird mir so langweilig sein, dass mir etwa 234 glaubhafte Geschichten einfallen werden. Die nummeriere ich durch, und je nach den ersten drei Zahlen der Quersumme der Buchstabensynonyme des ersten an mich gerichteten Satzes werde ich auswählen.
    Zufall ist lustig, wenn man ihn beeinflussen kann."
    „Wer bin ich, dir zu widersprechen?"
    Zwei Handbreit über dem unästhetisch feinstrukturlosen Haupt des verhinderten Lehrbuben erschien aus dem Nichts ein kleiner schwarzer Vogel. Hektisch flatternd stürzte er sich auf den Datenträger, schnappte ihn mit den Schnabelspitzen und entmaterialisierte so unerwartet, wie er aufgetaucht war. „Ein Lamuuni", sagte Kantiran müde. „Hat einiger Mühe bedurft, bis Alaska und ich ihn so weit hatten, dass er auch mich als Auftraggeber akzeptiert. Er fliegt durch Wände; durch die Trennwände zwischen den Kausalitäten."
    „Weißt du, dass die Gleichung, welche du soeben implementiert hast, von berückender Schönheit ist?", fragte Wilon. „Nein. Ich weiß momentan nur, dass ich nie, nie mehr anstreben werde, alles zu wissen."
    Zwischenspiel: Mitternachtsspaziergang Isla Bartolomé, 2./3. Januar 1345

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