2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer
Mondra mittlerweile rund 75 Erdenjahre alt war.
Aber sie wirkte viel jünger, wie dreißig, maximal vierzig.
Vielleicht, überlegte er, ist es wegen Delorian. Mein Halbbruder spielte eine gewichtige Rolle bei der „Geburt" von ES.
Hatte auch Mondra aufgehört zu altern?
Ohne dass ihr ein Zellaktivator verliehen worden wäre? War sie auf diese Weise dafür belohnt worden, dass sie das Kind zur Welt brachte, das Teil einer Superintelligenz wurde?
Irgendwann würde Kant sie darauf ansprechen. Dies aber, spürte er, war nicht der geeignete Moment.
Also erwiderte er nur: „Danke für dein Angebot, das mich sehr freut. Ich nehme es gerne an."
Sie umarmten einander sacht. Danach redeten sie nicht mehr, bis sich ihre Wege trennten. „Gute Nacht, Kantiran,"
„Gute Nacht, Mondra.
8.
Schuppen und Palais
Rosella Rosado,
1337 bis 1339 NGZ
Tags darauf trug Kantiran zunächst nach, wie die Mission in der Galaxis Zheiranz ausgegangen war.
Ohne dass sich der Revisor je gezeigt oder mit ihnen kommuniziert hätte, flog die ASH AFAGA ab; Kantiran war sich bewusst, dass dieser Satz nicht ganz der Wahrheit entsprach; doch er wollte eine der besten Pointen seiner Geschichte nicht vorzeitig verraten. Die SCHWINGE wurde per Fernsteuerung mitgeführt.
Der Revisor hatte, stellte sich heraus, von Anfang an nicht Kantiran, sondern Wilon Vass im Visier gehabt. Cür ye Gatta war es gewesen, die einen obskuren Funkspruch nach Zheiranz aufgefangen, teilweise entschlüsselt und das Asha Ger davon in Kenntnis gesetzt hatte.
Ejdu Melia barg und bestattete die Überreste des genialen Metamatikers.
Niemand von der verbliebenen Gruppe hätte ihr verübelt, wenn sie danach Lasses Ipes-Uper ebenfalls den Rücken gekehrt hätte. Stattdessen engagierte sie sich an vorderster Front bei der Revision der Machenschaften ihres verstorbenen Geliebten.
Trauern, erklärte sie, würde sie später noch lange und intensiv genug. Augenblicklich fühlte sie sich verpflichtet, bei der Bereinigung der Schäden zu helfen, die der ehemalige Sepfa-Fürstbischof angerichtet hatte.
Miralhub Tsidam und die anderen führenden Schlangenreiterinnen verbargen ihre Erleichterung nicht, ein schweres, drückendes Joch abschütteln zu können.
Die Shazzorien hatten sich nie zu Alleinherrschern über ihre Zwerggalaxis aufschwingen wollen, von den benachbarten Sterneninseln ganz zu schweigen.
Eine gravierende Rolle spielen, ja, das wollten sie schon; wer nicht? Aber friedliche Koexistenz mit den anderen Völkern war ihnen allemal wichtiger als die Errichtung eines Imperiums.
Ejdu, Auludbirst, Cür und 'nan-Si dekonstruierten Wilons Netzwerk binnen weniger Tage. Die kunstvoll verflochtenen Firmen-Konglomerate wurden auseinander dividiert, zerlegt, in echte Unabhängigkeit entlassen. Das Kartell würde wohl noch eine Zeit lang bestehen bleiben, seine Expansionspolitik jedoch einstellen beziehungsweise in ein allmähliches „Gesundschrumpfen" umkehren. Gleiches galt für das Militär, das in gleichem Maß abrüsten würde, wie die Dezentralisierung des Kristallhandels und der Quarzdepots voranschritt.
Die Oberhäupter der Sippen traten gern einen Teil ihrer Macht und damit Verantwortung an andere Völker und Systeme ab. Je gerechter die Reichtümer verteilt waren, desto weniger drohten Konflikte. Das war ihnen immer bewusst gewesen; jedoch hatten sie Wilons geschickter Argumentation vom angeblich unausweichlichen „Sachzwang der Galaktisierung" nichts entgegenzusetzen vermocht.
Von den zehn geforderten OREON-Transportern war ebenfalls keine Rede mehr. Hingegen erneuerte das Konsortium der Hohen Händler feierlich das Ewige Abkommen mit den Friedensfahrern. Die erste Lieferung würde zum frühestmöglichen Termin erfolgen.
Auch die Laderäume der sechs verbliebenen OREON-Kapseln wurden bis oben hin angefüllt. Dann traten sie den Rückflug nach Altasinth und ins System Rosella Rosado an.
*
Am 24. Dezember 1337 NGZ legte Kantiran seinen Eid ab und wurde zu einem vollwertigen Mitglied der Friedensfahrer.
Fincan Kaldori, ein uralter Enthone, einer der elf Garanten des Patronats, leitete die Zeremonie. Wenn der gebrechlich, ja gebrochen wirkende Mann während des ganzen Festakts fünf Sätze von sich gab, so war das viel.
Dafür betonte 'nan-Si in seiner mit viereinhalb Stunden Redezeit vielleicht ein klein wenig weitschweifigen Laudatio umso nachdrücklicher, dass Kantiran hochstehende Ethik bewiesen hätte, indem er vom manipulativen Einsatz
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