Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer

Titel: 2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Erachtens hat dich der Typ ziemlich brutal und herzlos ausgenutzt."
    „Das wird schon stimmen. Aber Knabe - was weißt du von Liebe?"
    Sie hasste sich dafür, meinte die Gestaltbildnerin, dass sie nicht rechtzeitig bemerkt hatte, worauf Wilon seinen überragenden Intellekt verwendete. Verschwendete. Dass sie ihm nicht als würdig erschienen war, seine Geheimnisse mit ihr zu teilen, rechnete sie sich, nicht ihm, als Fehler an. „Eventuell", sagte Kant, sehr dünnes Eis unter seinen Stiefeln spürend, „wäre es ganz gut, wenn du dir endlich eingestündest, dass der Mann ein ziemlich arrogantes Arschloch war. Und zwar bis zum Schluss. Ich meine, sein Abgang hatte einerseits Klasse. Andererseits könnte man das auch übertrieben pathetisch nennen.
    Niemand hätte ihn daran gehindert, sich anderswo wichtig zu machen, oder?"
    Es brach so plötzlich aus ihr heraus, dass Kant sich, Paragetha-Ausbildung hin oder her, nur mit größter Not in Sicherheit bringen konnte.
    Hinter dem umgeworfenen Tisch kauernd, verfolgte er, wie Ejdu mit den vier aus ihrem Nabel geschnellten Peitschen sein Wohnzimmer in Trümmer legte. Dabei brüllte sie in mehr Sprachen, als er jemals vernommen hatte; darunter auch Kraftausdrücke auf Arkonidisch und Interkosmo, die ihm selbst nie eingefallen wären.
    Hinterher, nachdem sie sich ebenso abrupt wieder beruhigt hatte, bot sie ihm an, mit ihr zu schlafen. Aus Dankbarkeit, weil er den Knoten in ihrem Hals gelöst hatte, der sie langsam, aber sicher erdrosselt hätte. „Träumt nicht jeder Raumfahrer insgeheim von Alien-Sex?", gurrte sie kokett. „Nimm du das Schlafzimmer", sagte Kantiran flach. „Ich richte mir eine Matratze im Bad."
     
    *
     
    In der letzten Märzwoche, drei Tage vor dem Termin, an dem die Vollversammlung der Friedensfahrer anberaumt war, traf die OREON-Kapsel ELLSUNTUR ein: Chyndors Schiff.
    Der Para-Charismatiker trug nicht eben Optimismus zur Schau. Nachdem Kant und Alaska Saedelaere ihn in der Wartehalle am Raumhafen begrüßt hatten, meinte er: „Die Enthonen werden mit uns sprechen.
    Oder vielmehr: zu uns. Aber eher hetzen sie den Revisor auf mich, als dass sie sich unserer Beweisführung beugen."
    „Den Versuch ist es wert", sagte Alaska trocken. „Hätte ich mich überhaupt hierher begeben, wenn ich kein hoffnungsloser Optimist wäre?" Chyndor rollte das Auge.
    Dann entzündete er eine Räucherkerze an einem der Altäre.
    Der Lamuuni erhob sich von Saedelaeres Schulter, flatterte erst zu Chyndor, dann zu Kant, dann zurück zu seinem derzeitigen Herrn, dem Maskenmann.
    Kurz überkam Kantiran eine Vision: Eine endlose Ebene stand vor der Wahl, sich in sich selbst zu verknoten und zu verklumpen oder schnurgerade gewölbt an Ewigkeiten vorbeizustreifen, makellos, so unbedarft ohne Harm, dass sie letztendlich vor einsamer Ziellosigkeit zerbarst. Tja.
    Auch Alaska wusste nicht zu interpretieren, was der Lamuuni vermitteln wollte.
     
    *
     
    Zahlreiche Rundbogenfenster mit eingestellten Säulen prägten die Fassade des Palais Ellega. Wie immer standen alle Pforten offen. Ohne Gedränge oder Hast strömten die Friedensfahrer ins Innere.
    Keine zwei Personen glichen einander; auch die Kleidungs- und Ausrüstungsstile waren so vielfältig, als habe man es mit einer holografischen Parade von ausgesucht unterschiedlichen, exotischen Wesen zu tun.
    Sie sind aber echt, dachte Kantiran, der zwischen Auludbirst und Alaska Saedelaere Platz genommen hatte und seinen Blick über das weite Rund des Amphitheaters schweifen ließ.
    Und echt wichtig.
    Mehr als viertausend, die sich in der Universalen Schneise verlieren mögen - die aber, hier konzentriert, eine Zusammenballung von Talenten darstellen, welche ihresgleichen sucht und nirgendwo anders im bekannten Kosmos findet.
    Das Raunen und Gemurmel auf den Rängen steigerte sich, als die Varia, skurrile, vieräugige Wesen mit einer Art Fischgräten-Kopfskelett, gravitätischen Schritts die im letzten Moment Eingetroffenen zu den noch freien Logen geführt hatten und im Eingang zu den Kavernen verschwanden.
    Die Sonne Rosella Rosado ging unter.
    Am wolkenlosen Himmel stieg der gewaltige gelbrote Gasriese Sumnat auf.
    Ein kühler Windhauch wehte durch das Palais.
    Dann begann, mit dem wehmütigen Ton einer lange nicht geblasenen Posaune, die Versammlung.
     
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher