2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer
eines Großraumschiffs entsprach, und so weiter und so fort. Dazu gab es drei Örtlichkeiten, die deklariert dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch dienten.
Die größte und „offiziellste" stellte das Palais Ellega dar. Hier fanden regelmäßig offene Gesprächsforen statt: sowohl philosophische Kolloquien zu Themen der Ethik, Erkenntnistheorie und Kosmologie als auch Diskussionen über neue Schlichtungstechniken oder andere praxisnahe Anwendungen.
Auludbirst hielt wenig davon: „Zeitvertreib für Quatschköpfe wie 'nan-Si, die sich am liebsten selbst reden hören", ätzte er.
Der zweite Treffpunkt lag unweit des Raumhafens. Es handelte sich um einen schmucklosen Flachbau, der eine Wartehalle für die Transmitter-Verbindung zum Orakelmond enthielt.
Irgendwann hatte es sich eingebürgert, dass Friedensfahrer, die für ihre Projekte Mitstreiter mit bestimmten Fähigkeiten suchten, hier Nachrichten auf einem virtuellen „schwarzen Brett" hinterließen..
Die Ein- und Ausgabegeräte standen mit dem Orakel-Großrechner auf Norenor in Verbindung, der die Anfragen und Rückmeldungen auch über das Netzwerk der Bahnhöfe verbreitete. Es war also nicht nötig, in der Halle, an deren Längswand auch zahlreiche Altäre standen, persönlich aufzukreuzen, aber viele Friedensfahrer hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, ihr einen Besuch abzustatten, wenn sie auf Fumato weilten. „Blödiane, die sich gegenseitig ihre Fotoalben und Souvenirsammlungen aufdrängen", lautete Auludbirsts vernichtendes Urteil darüber.
Nur den dritten Treffpunkt ließ er als empfehlenswert gelten: „Hakkans Schuppen".
Das war eigentlich keine Gaststätte, sondern eine Art Gartenlaube, die im Lauf der Zeit zahlreiche windschiefe Aus- und Anbauten erfahren hatte. Vor mehr als einem Jahrtausend hatte „Hakkan der Barbar", von dem immer noch in höchsten Tönen gesprochen wurde, das angrenzende Gebäude bewohnt und damit begonnen, im Schuppen private Gelage zu veranstalten. „Hier kriegst du all die netten Dinge, von denen das Patronat besser nichts erfahren sollte", verriet Auludbirst, der mit großer Begeisterung empfangen wurde. Wie sich gleich darauf erwies, stellte er höchstpersönlich einen Gutteil der beliebtesten Alkoholika und sonstigen Rauschmittel her. Da wurde sein markantes Odeur gern in Kauf genommen...
Kantirans Erinnerung an die späteren Stunden des Abends war etwas getrübt. trübt. Jedenfalls hatte er einige recht wilde Gesellen kennen gelernt und die Begegnung genossen. Was nicht nur daran lag, dass sie von seinem erfolgreichen Debüt auf Lasses Ipes-Uper gehört hatten und ihn ausgiebig hochleben ließen.
Sosehr er Alaska Saedelaere schätzte - Kant empfand die Erfahrung doch als sehr befreiend, dass nicht alle Friedensfahrer so asketisch und ausschließlich „vernünftig" lebten wie der Maskenträger...
*
Im folgenden Jahr unterstützte Kantiran Auludbirst und andere aus der Clique von Hakkans Schuppen bei einigen kleineren Einsätzen in nahe gelegenen Galaxien.
Die Abenteuer, die er dabei erlebte, hätten reichlich Erzählstoff geboten. Doch da sie für die Entwicklung im Großen und Ganzen nicht relevant waren, übersprang er diese Episoden; nicht ohne sich von Gucky das Versprechen abnehmen zu lassen, jene Anekdoten bei Gelegenheit nachzuholen.
Mitte Januar des Jahres 1339 Neuer Galaktischer Zeitrechnung traf er sich mit Alaska Saedelaere im Bahnhof Inggaran, wie sie es vereinbart hatten. Was der Maskenmann über Hangay berichtete, war Kant nicht wesentlich neu; allerdings sprach Alaska mit einer selbst für ihn ungewöhnlichen Ernsthaftigkeit und Eindringlichkeit.
Zwar hatte er, zusammen mit dem „Para-Charismatiker" Chyndor und einer stetig wachsenden Zahl anderer Friedensfahrer, keine Anzeichen auf gewichtige Veränderungen in naher Zukunft feststellen können; abgesehen davon, dass in der aus dem sterbenden Universum Tarkan transferierten Galaxis die Quartale Kraft nicht mehr nutzbar war.
Jedoch waren die beobachteten Aktivitäten der Chaosmächte so unverkennbar, dass sich alle im Umfeld Hangays Tätigen einig waren: Hier braute sich Fürchterliches zusammen. „Meine Kameraden und ich haben die Petitionen unterstützt", sagte Kantiran, „die Chyndor übers Orakel an das Patronat gerichtet hat."
Darin war dringend gebeten worden, der gesamte Geheimbund möge sich mit aller Kraft des Problems Negasphäre annehmen. „Von einer Antwort ist mir nichts bekannt."
„Es gab keine. Die Anfragen und
Weitere Kostenlose Bücher