2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer
ruhig über sich ergehen.
Allerdings dauerte seine Durchleuchtung nur kurz, im Gegensatz zu Alaska, den die Legion erneut intensiv heimsuchte; wie dieser vermutete, wohl entweder wegen seines Cappin-Fragments oder wegen des Zellaktivators kosmokratischer Fertigung.
Letztlich wurde auch ihm der Zutritt gewährt.
MIRKET hatte die Holo-Fenster „verdunkelt", so wie damals bei Alaskas erstem Besuch im Rosado-System.
Uneingeweihten, klärte er seinen Schüler auf, war es nicht erlaubt, das Hauptquartier der Friedensfahrer zu sehen oder zu betreten. Daher musste Kantiran in der Kapsel warten, bis sein Fürsprecher mit dem Beiboot und einer Initiationsaufgabe von der Mondkette zurückkehrte. „Wie lange? Stunden, Tage, Wochen?"
„Schwer abzuschätzen. Monate jedenfalls nicht." '„He, das war ein Scherz, nicht wahr?"
„In der Tat. Bei mir ging es relativ rasch.
Qaar blieb nur sieben Tage weg."
„Du hast einen Funken Humor aufblitzen lassen! Ich fasse es nicht. Was kommt als Nächstes? Veranstalten wir an Bord eine Fete?"
„Die freche Unterstellung, ich wäre keiner heiteren Gemütsregung fähig, beleidigt mich. Jedoch schreibe ich diese Unbotmäßigkeit deiner enthemmenden Euphorie nach dem Passieren der Heißen Legion zu."
Unter der Maske musste Alaska über seine eigene Hölzernheit schmunzeln. „Nun gehab dich wohl. Nutze die Zeit zur Perfektionierung der Sprache Thonisch.
Und lass mir um aller Himmel willen die Roboter in Ruhe!
3.
Was heißt hier loyal?
Rosella Rosado,
Ende Oktober 1337 NGZ
Genau das tat Kantiran nicht.
Callebu faszinierte ihn. Der Psychomed hatte weit mehr drauf als gängige arkonidische oder terranische Modelle.
Unter anderem vermochte er, untypisch selbst für hochgezüchtete Robs mit Biopon-Modulen, sich bewusst zu verstellen.
Seine Haltung Kant gegenüber hatte sich während der Reise mehrfach geändert. Er hatte den Kumpel gespielt, dann den strengen Aufseher, dann wieder den eifersüchtigen Rivalen. Gegenwärtig führte er sich wie ein hochnäsiger Butler auf, der den Schützling seines Dienstgebers für geistig minderbemittelt hielt.
Kant hegte den Verdacht, der Roboter wolle ihm mit diesen Scharaden all jene „zwischenmenschlichen" Interaktionen ersetzen, die Saedelaere aufgrund seiner zurückhaltenden Persönlichkeit nicht bieten konnte. Gleichzeitig horchte ihn Callebu unauffällig aus, um ihn gegebenenfalls bei seinem Herrn anschwärzen zu können.
Die Frage war: bei welchem Herrn?
Das herauszufinden, setzte Kantiran ganz oben auf die imaginäre Liste seiner nächsten Ziele. Insgesamt brannte er darauf, mehr über die Friedensfahrer zu erfahren. Bei allem Wohlwollen - mit wenigen ausgewählten, häppchenweise dargebotenen Informationen würde er sich keinesfalls abspeisen lassen.
Er hatte nichts dagegen, examiniert zu werden; im Gegenteil: Eine Geheimgesellschaft, die leichtfertig Neumitglieder aufnahm, hätte erst recht seinen Argwohn geweckt. Allerdings sollte, nach seinem Verständnis von „autonomer Moral", wer geprüft wurde, auch umgekehrt das Recht zu prüfen in Anspruch nehmen dürfen.
Falls die Friedensfahrer. Duckmäuser und Mitläufer suchten, dann hatten sie den Falschen erwischt.
Ihr Idiom, das zu erlernen er sich nach Kräften bemühte, gefiel ihm recht gut. Ähnlich wie einige wenige antike Sprachen der Milchstraße besaß das Thonisch nur zwei Zeitformen, Vergangenheit und Zukunft, doch kein Präsens.
Philosophisch ein durchaus reizvoller und logisch zwingender Gedanke: Über ein „Jetzt" zu reden oder zu schreiben war ja eigentlich unmöglich.
Dafür fanden insgesamt dreizehn verschiedene Verb-Modi Verwendung.
Diese drückten die Haltung des Subjekts zur jeweiligen Tätigkeit aus. Es gab „gern tun", „widerwillig tun", „gezwungen sein", „aus Vernunft", „aus Eigensinn", „mit Rücksicht auf höhere Werte" und eine Reihe weiterer Abstufungen bis hin zu „ohne die geringste Einschätzung der Konsequenzen". Thonisch war also einerseits simpler und andererseits wesentlich komplexer als beispielsweise das Interkosmo.
Nachdem er einige Stunden mit Sprachstudium zugebracht hatte, streunte Kantiran durch die Korridore der FORSCHER. Er gab sich den Anschein der Niedergeschlagenheit, ließ Kopf und Schultern hängen, schlich dahin, leise eine melancholische Melodie summend.
Callebu schluckte den Köder prompt. Er ließ nicht lang auf sich warten. „Kann ich dem jungen Herrn behilflich sein?"
„Ich fühle mich einsam.
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