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2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer

Titel: 2334 - Im Auftrag der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bild gesetzt worden war, stellte er MIRKET zur Rede. „Deine Befehlsgewalt an Bord steht völlig außer Frage. Ich darf dich normalerweise nicht übergehen", beruhigte ihn der Rechner. „Ausschließlich in exakt festgelegten Fällen, wenn gegen eherne Regeln der Friedensfahrer verstoßen wird, muss ich dem Revisor im Asha Ger davon Meldung erstatten."
    „>Eherne Regeln<", motzte Kantiran. „Man benützt ein selbst mitgebrachtes, lächerlich schwaches Utensil, und flugs wird die Geheimpolizei verständigt."
    „Lächerlich machst eher du dich", wies ihn Alaska zurecht. „Sowohl mit deinem auf Provokation abzielenden Dumme-Jungen-Streich als auch mit dieser weit überzogenen Polemik."
    Der Revisor im Asha Ger stellte so etwas wie das personifizierte Gewissen der Friedensfahrer dar. Über sein Aussehen und seine Identität war nichts bekannt.
    Angeblich gehörte er zu den ersten, die vom Patronat rekrutiert worden waren.
    Es musste sich also um ein ähnlich langlebiges Wesen wie die Enthonen handeln. Vielleicht verbrachte es ja zwischendurch immer wieder längere Perioden in einem Tiefschlaf-Tank.
    Für den sehr seltenen Fall, dass ein Mitglied der Geheimgesellschaft sich über deren Regeln hinwegsetzte und infrastrukturelle Einrichtungen grob missbräuchlich verwendete, trat der Revisor auf den Plan. Er schützte die Integrität der Friedensfahrer, indem er den Abtrünnigen aufspürte und ihm OREON-Kapsel sowie Zutrittsberechtigung für die Transporter, Bahnhöfe und sonstigen Stützpunkte entzog.
    Weitere Strafen verhängte er nicht - mit dem unwiderruflichen Ausschluss aus der Gemeinschaft war die Sache erledigt. Der letzte derartige Eingriff des Revisors lag weit über hundert Jahre zurück.
    All das hatte Kantiran bereits während ihrer intergalaktischen Reise von Alaska erfahren. Aber mit der ihm eigenen Sturheit weigerte er sich, die Existenz einer Kontrollinstanz hinzunehmen, und agierte sie noch so zurückhaltend. „Ach, jetzt bin ich der dumme Junge. Habe ich denn ein Kapitalverbrechen begangen?", verteidigte er sich hitzig. „Zu wissen, wo man sich aufhält und ob einem eventuell Gefahr droht, sollte doch eigentlich zu den Grundrechten zählen, die jedem Raumfahrer zustehen."
    „Mit Verlaub, von seinem Standpunkt aus betrachtet, hat der junge Herr Recht."
    Verdutzt starrte Alaska den Roboter an.
    Wortgefechte lagen ihm sowieso nicht.
    Wenn sich jetzt auch noch Callebu einmischte... „Die Regel, vor der Initiation keine näheren Informationen über Rosella Rosado zu erhalten, hat ihren Sinn", sagte er. „Wäre der Beitritt zu diesem Zeitpunkt bereits sicher und die Aufnahmeprüfung reine Formsache, würde sie sich ja erübrigen."
    „Herr Saedelaere hat ebenfalls Recht."
    „Klappe, Callebu. Mach einen Abgang."
    „Sehr wohl, junger Herr." Der Roboter trollte sich. „Ich sehe ein, dass die Anordnung begründet ist", sagte Kantiran, etwas gemäßigter. „Aber eine Körperschaft, die mich zum Mitglied will, muss es sich gefallen lassen, dass ich ihr Regelwerk anfechte. Selbst wenn es sich seit Jahrtausenden bewährt hat, zum Nutzen unzähliger Personen, und ich es grundsätzlich ganz vernünftig finde."
    „Offensichtlich tut sie das auch; dein Verhalten tolerieren, meine ich. Der Vorfall ist drei Tage her, also wohl in dein Profil eingeflossen. Dennoch wurdest du nicht abgelehnt."
    „Warten wir mal, was da noch kommt."
    Diesmal beendete der Junge das Streitgespräch. Mit den Worten: „Tut mir Leid, mir wird's hier zu eng" verschwand er aus der Zentrale.
    Alaska sah dunkle Wolken an seinem geistigen Horizont aufziehen. Er begriff, dass seine Motivation sich von jener Kantirans gravierend unterschied.
    Er selbst hatte sich - nach anfänglicher Skepsis - dem zutiefst humanistischen Credo der Friedensfahrer unterworfen und akzeptierte dieses nun als bindend. Er hatte sich freundlich aufgenommen gefühlt, niemals gezwungen oder gegängelt.
    Der Junge hingegen empfand keine Dankbarkeit; und eine Organisation, wie wohltätig auch immer, stellte als solche für ihn noch keinen absoluten Wert dar. Er war bereit, sich notfalls auch gegen Patronat und Friedensfahrer zu wenden.
    Beispielsweise, wenn die Bedrohung durch die Negasphäre akut werden sollte ...
    Unbestritten suchte er ebenso im Kosmos nach einem persönlichen Lebenssinn wie Alaska, und gleich ihm wollte er dabei seine humanistische Gesinnung wahren.
    Doch Kantiran war keiner, der geduldig diente; sondern, trotz oder wegen seiner Jugend, ein Mann

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