234 - Das Drachennest
Adjutanten kümmern, General«, sagte Agat’ol. »Er scheint ein echtes Problem zu haben.«
Unwillig drehte Crow sich nach dem Deutschen um. Zusammengekrümmt hing Hagenau im Pilotensessel.
Fluchend stand der General auf, beugte sich über den Kranken und begann ihn zu untersuchen. Agat’ol spähte zum Navigationsrechner – nur noch sechzig Kilometer trennten den Gleiter von der Galapagos-Inselgruppe. »Wir haben Glück im Unglück«, sagte er. »In etwa einer halben Stunde erreichen wir ein Atoll, auf dem ich mich zufällig ein wenig auskenne. Dort könnten wir den Bedauernswerten versorgen und frische Früchte und Fleisch an Bord nehmen.«
»Bitte nicht von Essen reden«, stöhnte Hagenau. »Ein Blinddarmdurchbruch… ich bin tot…«
»Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Mann!« Crow tastete den entblößten Bauch seines Adjutanten ab. Bei jeder Berührung schrie Hagenau vor Schmerzen auf. »Bretthart«, erklärte Crow. »Scheint tatsächlich was Ernstes zu sein. Legen wir also eine Zwischenlandung ein und operieren Sie, Hagenau.«
»Operieren…?!« Der Deutsche riss Mund und Augen auf. Sein fahles Gesicht war spitz und schweißnass. »Wer soll mich denn operieren…?«
»Lassen Sie mich nur machen, Hagenau.« Crow setzte sich in seinen Kommandosessel, schaltete den Autopiloten aus und übernahm die Steuerung des Gleiters. Er blickte auf den Bildschirm des Navigationsrechners. »Die Galapagos-Inseln also«, murmelte er. »Wollte ich schon immer mal hin.« Und dann an Agat’ols Adresse: »Erzähl weiter: Was geschah nach der Großen Verdampfung?«
***
»Ein Scheinangriff«, murmelte Kor’nak. Neben ihren Kampffischen hatten der Rottenmeister und Mag’uz sich mit sechs weiteren Mar’oskriegern in den Meeresgrund eingegraben. Aufmerksam beobachteten sie von ihrer Deckung aus die beiden weißgrauen Großquallen. Die bewegten sich langsam auf Pan’eks Jagdqualle zu. »Das dekadente Gesindel hält sich mal wieder für besonders schlau«, zischte der Rottenmeister.
»Hauptsache, sie schlucken den Köder«, zischte Mag’uz. »Und jetzt schlucken wir sie .« Auf ein Zeichen Kor’naks hin begann sich die kleine Kampfrotte aus dem Sand zu wühlen. Alle acht Mar’oskrieger erhoben sich samt ihrer Fische aus dem weichen Meeresgrund. Die plötzliche Bewegung der gesamten Rotte wirbelte Luftbläschen und Sandwolken auf.
Kor’nak spähte nach der dritten Qualle der Pflanzenkauer. Die lag etwa sechshundert Längen entfernt in einem Seegrasfeld und war nicht zu erkennen; die vierte feindliche Großqualle hatte sich scheinbar entfernt. In Wahrheit versuchte sie Pan’eks Jagdqualle in den Rücken zu fallen. Doch daraus würde nichts werden – in diesen Augenblicken griffen sechs Krieger Kor’naks sie mit drei Soord’finnen an.
»Ruhm und Fleisch!«, schnalzte Kor’nak. »Packen wir sie!« Vor Mag’uz schwang er sich auf seinen vier Längen großen Soord’finn. »Und versuchen wir sie erst einmal lebend zu packen!«
Auch die anderen sechs bestiegen jetzt ihre Kampffische; immer zwei Mar’oskrieger ritten auf einem Soord’finnen. Alle acht trugen sie schwarze Fischhaut um Hüften und Oberschenkel und Schildkrötenpanzerplatten auf Brust und Bauch. Auch die Helme mit den Schlitzen für den Scheitelflossenkamm waren aus Schildkrötenpanzer.
Kor’nak fasste die Zügel seines Kampffisches. Das Tier schoss aus Seegras und Sandwolken hervor nach oben, sein langer, scharf gezahnter Kopfspeer zerteilte das Wasser. Kor’nak und Mag’uz klemmten ihre Beine gegen die Fischflanken. Deutlicher sahen sie nun Pan’eks Jagdqualle: Hundertfünfzig Längen entfernt täuschte sie einen Rückzug an. Pan’ek und seine Jäger hatten sich längst wieder ins Cockpit zurückgezogen. Die beiden Angreifer beschleunigten; Pan’eks Qualle war noch etwa dreihundert Längen entfernt.
Blitze zuckten plötzlich in der Ferne. Die Pflanzenkauer, die der Jagdqualle in den Rücken fallen wollten, wurden angegriffen und wehrten sich. Die Blitze tauchten die Unterwasserlandschaft in gespenstisches Licht, ihre unerwartete Leuchtkraft überraschte und warnte Kor’nak. »Vorsicht!«, rief er. »Sie wehren sich mit neuartigen Blitzstäben!«
Rasch trennten sie nur noch wenige Dutzend Längen von Pan’eks Jagdqualle. Etwa vierhundert Längen hinter den angreifenden Feindquallen der Pflanzenkauer tauchte wie aus dem Nichts schwarz und wuchtig die zweite Jagdqualle von Kor’naks Rotte auf. Die Späher und Zwillinge Quo’pok und
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