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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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auf dem Festgrund, die meisten in Afra und im Zweistromland, wie die Lungenatmer die Region damals nannten. Sie versuchten dort die Lehren des Großen Gilam’esh unter den Angehörigen Ihrer Gattung zu verbreiten, General. Diese Geistwanderer kannten es alle, das Geheimnis Gilam’esh’gads. Nag’or tötete viele von Ihnen, ohne das Rätsel der geheimen Stadt jemals lösen zu können.«
    »Verstehe.« Die Geschichte schien Crow ehrlich zu fesseln. »Und der jüngere der beiden Geistwanderer?«
    »Er hieß Dry’tor. Er sollte die Meere der Erde auf der Suche nach der geheimen Stadt Gilam’esh’gad durchstreifen. Beide Urenkel des Schrecklichen Mar’os zogen los, um ihren Auftrag zu erfüllen, der eine aufs Festland, der andere in die Weiten der irdischen Meere. Und dann geschah etwas Furchtbares…«
    »Mir ist so schlecht«, stöhnte Hagenau. »Mir ist so entsetzlich schlecht…« Er sank in seinem Pilotensessel zusammen. »Ich hab unglaubliche Bauchschmerzen…« Er hielt sich seinen Bauch; sehr bleich war er geworden. Agat’ol beneidete ihn nicht.
    »Gehen Sie in Ihre Kabine, Hagenau!«, herrschte Crow ihn an. »Ruhen Sie sich aus. Ich übernehme.«
    »Ich hab solche Schmerzen…« Wie unter Krämpfen wand Crows Adjutant sich im Sessel und krümmte sich. »So furchtbare Schmerzen…«
    Crow presste die Lippen zusammen und machte ein ziemlich ratloses Gesicht. Agat’ol ergriff seine Chance und sagte: »Vielleicht sollten wir ja doch eine Zwischenlandung in Betracht ziehen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!«, brauste Crow auf. »Nicht eine einzige Stunde haben wir zu verschenken! Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Hagenau!« Er wandte sich wieder an Agat’ol und nickte ihm zu. »Weiter.«
    »Die Wissenschaftler der Vegetarier entwickelten heimlich eine Massenvernichtungswaffe…«
    »Also die Wissenschaftler deines Volkes.«
    »Genau die.« Agat’ol biss sich auf die Zunge, weil er so distanziert von der Hydritenfraktion gesprochen hatte, zu der er doch zu gehören vorgab. Konzentriere dich, ermahnte er sich im Stillen, er ist ein Hai, er ist gerissen, er darf dich nicht durchschauen! Wenn du dich verplapperst, wird er dich schneller erledigen, als du deine Scheitelflossenkämme spreizen kannst! »Unsere Wissenschaftler nannten diese Waffe Molekularbeschleuniger.«
    Crow beugte sich vor. Plötzlich saß er auf der Kante seines Sessels. Aus schmalen Augen belauerte er Agat’ol. »Molekularbeschleuniger…« Er betonte jede Silbe, sprach den Namen aus wie andere ein Gedicht. Alles, was mit mächtigen Waffen zu tun hatte, schien ihn zu elektrisieren.
    »Der Geheimrat von Gilam’esh’gad ließ die Molekularbeschleuniger auf die großen Städte der Mar’oskrieger richten, vor allem auf die Heilige Stadt des Schrecklichen Mar’os, denn dort versammelten sich die Obersten der Mar’osianer an einem bestimmten Tag, um Kriegsrat zu halten. Agenten des Geheimrates hatten dafür gesorgt.«
    Hagenau stöhnte, hechelte und wimmerte. Allmählich begann Agat’ol sich Sorgen zu machen, dass der Lungenatmer hier oben im Gleiter sterben könnte. Dann würde Crow ihn einfach während des Fluges ins Meer werfen und es vermutlich »Seebestattung« nennen; und sein schöner Plan wäre dahin.
    Der General achtete gar nicht auf seinen leidenden Adjutanten. Er beugte sich nur noch weiter vor, um trotz des Gewimmers ja kein Wort zu verpassen. »Und dann?« Gespannt lauschte er.
    »Sämtliche Molekularbeschleuniger wurden zeitgleich aktiviert. Von einer Sekunde auf die andere begann das Meerwasser in weiten Teilen der irdischen Ozeane zu kochen. Kaum fünftausend Mar’os-Jünger überlebten. Ungeheure Mengen von Dampf stiegen aus dem Meer in den Himmel, und dann begann es zu regnen und zu regnen. Bald wurde die ganze Erde überflutet…«
    »Die Sintflut!« Crow lachte auf und winkte ab. »Solche Legenden haben wir auch in Hülle und Fülle!«
    »Das ist keine Legende«, widersprach Agat’ol. »Das ist die offizielle Geschichtsschreibung meines Volkes! Sie nennt diese Katastrophe die ›Große Verdampfung‹.«
    »Selbstverständlich.« Crow grinste noch immer.
    »Hilfe, ich sterbe«, wimmerte sein Adjutant. »So helft mir doch, sonst sterbe ich…«
    »Existiert diese Waffe, dieser Molekularbeschleuniger denn noch?«, wollte Crow wissen.
    »Helft mir doch!«, jammerte Hagenau. »Ich glaub, es ist ein Blinddarmdurchbruch…«
    »Oder gibt es noch irgendwo Konstruktionspläne…?«
    »Wir sollten uns um Ihren

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