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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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der zischenden Mag’uz machten sich auf den Weg.
    ***
    Der General steuerte den Gleiter etwa sechzig Meter hoch über die blaue See des Pazifiks hinweg. Agat’ol beobachtete den Monitor des Navigationsrechners – am Horizont entdeckte er ein paar dunkle Punkte zwischen Himmel und Ozean. Was sollte das anderes sein als das Gar’onn’ek-Atoll? Er atmete auf.
    »Ich wundere mich, dass sich die Mar’oskrieger überhaupt wieder von der Katastrophe erholt haben«, sagte Arthur Crow. Hagenau lag zusammengekrümmt im Pilotensessel und stöhnte leise in sich hinein. Agat’ol glaubte nicht mehr daran, dass er die Dosis überleben würde. Hoffentlich hält er wenigstens noch bis zur Landung durch, dachte er im Stillen. Den General schien der Zustand seines Adjutanten nicht besonders zu beschweren. »Normalerweise hätten sie doch aussterben müssen«, fuhr Crow fort. Er sprach murmelnd, als würde er laut denken. »Scheint eine mächtig zähe Gattung zu sein.«
    »Viel hätte nicht gefehlt und ihre Ausrottung wäre tatsächlich perfekt gewesen«, sagte Agat’ol, ohne den Monitor aus dem Blick zu lassen. »Schon kurz nach der Großen Verdampfung vagabundierten nur noch ein paar Tausend Mar’os-Jünger in etwa fünfundsiebzig kleinen Horden durch die Weltmeere. Doch auch wir normalen Hydriten hatten große Probleme in den Jahren nach der Katastrophe.«
    »Probleme welcher Art?« Crow runzelte die Stirn.
    »Eine Seuche dezimierte uns. Im neunzehnten Umlauf nach der Großen Verdampfung schworen zwei Hydriten dem Mar’os-Kult ab und standen vor den Toren Gilam’esh’gads.« Über Crows Schulter hinweg beobachtete Agat’ol den Monitor. Himmel und Meer waren kaum voneinander zu unterscheiden. Dort, wo sie miteinander verschwammen, wurden die Punkte allmählich zu Flecken. Das Atoll rückte näher. »Zufällig kenne ich diese Passage aus dem ›Neuen Buch der Chronik‹. Die beiden wurden in die Geheime Stadt eingelassen, um die Lehren des Großen Gilam’esh studieren zu können. Doch sie schleppten eine tödliche Seuche ein, die das Ende der Stadt einläutete.«
    »Was war das für eine Seuche?«, fragte Crow, und an die Adresse seines ächzenden Adjutanten: »Durchhalten, Hagenau. In ein paar Minuten landen wir. Dann werden Sie operiert.«
    »Die so genannte Beulenkrankheit«, fuhr Agat’ol fort. »Die Mar’osianer hatten sich auf ihren Weg nach Gilam’esh’gad absichtlich damit infiziert – und ihr Racheplan ging auf. Innerhalb von drei Monden starben fast sämtliche Bewohner der Stadt, und die Wenigen, die es überlebten, waren bis in alle nachfolgenden Generationen schwer gezeichnet. Die einst blühende Metropole wurde zur Geisterstadt.«
    »Und die Fleischfresser?« Crow ging in einen Sinkflug, denn die Inseln waren nur noch wenige Kilometer entfernt.
    »Hundert Jahre nach der Großen Verdampfung irrten weniger als zweitausend Nachkommen der Mar’oskrieger durch die Weiten der Ozeane. Sie leben wie die wilden Fische, bauten keine Städte mehr und hatten alles vergessen, was sie über hydritische Technologie wussten.« Agat’ol äugte zum Höhenmesser. Nur noch zwanzig Meter hoch flog der Gleiter. Die Inseln, die man auf dem Monitor sah, waren voller Berge und Wälder. »Ihre Zahl ging sogar noch weiter zurück, und ihre Bedeutung sowieso: Über Jahrhunderte waren sie nicht mehr als wilde Barbaren ohne Wissenschaft und Kultur. Wir dagegen bauten schon wieder neue Städte. Zweitausend Jahre nach der Katastrophe bevölkerten meine Vorfahren wieder über vierzig Unterwasserstädte. Damals tauchten bereits erste Hinweise auf, der Mar’os-Kult könnte wieder aufblühen.«
    »Und es gab keinen neuen Krieg mehr mit ihnen?«
    »Nein.«
    »Diese Superwaffe, dieser Molekularbeschleuniger, wurde also nie wieder eingesetzt?«
    »Leider doch.« Verstohlen schielte Agat’ol zu Hagenau: Der vergiftete Lungenatmer schien durchzuhalten. Fast hatte Agat’ol den Eindruck, er würde ihrem Gespräch lauschen. »Allerdings nicht gegen die Barbaren. Zwei zivilisierte Hydritenstädte führten Krieg gegeneinander. Eine setzte den Molekularbeschleuniger ein. Fast dreitausend Jahre nach der großen Verdampfung geschah das.«
    Crow lachte höhnisch. »Die Lehren des Großen Gilam’esh scheinen ja auf keinen besonders fruchtbaren Boden gefallen zu sein!« Knapp zehn Meter über der glatten See steuerte er den Gleiter einer flachen Sandstrandküste entgegen. »Doch warum sollte es deiner Rasse besser gehen als unserer? Und wie ging es

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