2347 - Die HeiÃe Legion
aber wenn ich es recht sehe, hätten wir schon vor zwei Tagen unser Ziel erreichen sollen. Vermutlich endet unsere Reise bald.
Dafür spricht auch, dass wir uns, wenn ich dieser Holografie Glauben schenke, nicht mehr im Hyperraum befinden."
„Ein letzter Orientierungsstopp", bestätigte der Maskenträger. „Uns steht noch einmal ein Hyperraumsprung von wenigen Minuten bevor. Du weißt, was dich dann erwartet."
„Ich hörte von der Heißen Legion."
Kantiran glaubte sie inzwischen gut genug zu kennen, um leichte Unsicherheit in ihrer Stimme zu hören. „Wir sollten gemeinsam in der Zentrale bleiben."
Saedelaere, kein Freund großer Worte, erklärte knapp: „Ich habe die FORSCHER wieder in den Hyperraum gesteuert.
Rücksturz in fünf Minuten."
Sie verbrachten die Zeit schweigend.
Kantiran dachte an die dreimonatige Reise zurück. Es war eine entspannte Zeit gewesen, in der er Cosmuel von Tag zu Tag mehr schätzen gelernt hatte; er bereute sein Versprechen, sie als Novizin in den Geheimbund einzuführen, nicht.
Er konnte nur hoffen, dass sie die Prüfungen bestand. Gleichzeitig fragte er sich, ob er die nötige Objektivität aufbrachte, sie zu bewerten. Es war gut, dass nicht er die Initiierungsaufgabe auswählte, sondern das Orakel der Friedensfahrer, der hochleistungsfähige Zentralrechner auf dem Orakelmond Norenor.
Früher oder später würde er sich aber die Frage stellen müssen, wie er sein Verhältnis zu Cosmuel sah. War sie wirklich nur... „Rücksturz in zehn Sekunden", riss MIRKETS Ankündigung ihn aus den Gedanken. „Drei - zwei - eins."
Alle Holoprojektionen erloschen, denn Cosmuel durfte nicht die geringsten Informationen über Rosella Rosado erhalten.
Gleichzeitig kam die Heiße Legion.
Doch etwas war anders als sonst.
*
Mein Name lautet Cosmuel Kain.
Seit über vier Monaten weiß ich, dass ich eine Cyno bin. Ich habe einen Auftrag von kosmischer Bedeutung zu erfüllen, ohne zu wissen, wie gerade ich etwas gegen die entstehende Negasphäre unternehmen könnte.
Kantiran hat mir das angekündigt, was jetzt geschieht. Sein Name weckt Empfindungen, die mir fremd sind, denn ich bin nie engere Beziehungen eingegangen, vielleicht weil meine mir stets unbekannte genetischmentale Programmierung es verhinderte.
Die Heiße Legion kommt über uns.
Sie leuchtet golden. Sie wimmelt, nur verschwommen wahrnehmbar. Seltsame, undefinierbare Wesen. Sie durchdringen Kantiran, Alaska, Chyndor und... ... mich.
Mir wird heiß.
Auch davon hat Kantiran mir berichtet. Ich solle keine Angst haben. Es werde vergehen.
Die Legion sieht mich. Fühlt mich. Dringt in mich ein und erkennt mich.
Durchleuchtet mich. Legt mein Leben bloß, meine Gesinnung und meine Empfindungen.
Die Hitze empfinde ich nicht nur körperlich, sondern auch als einen warmen Balsam über meiner Seele. Die Legion erfasst sofort, was ich mein Leben lang nicht wusste.
Sie durchdringt mich, trennt Realität und Fälschung, scheidet die Gesinnungen und Empfindungen meines Herzens, richtet über Gut und Böse.
Gut und Böse.
Gut und Böse ...
Plötzlich wird mir angst. Furcht überwältigt mich. Die Teile der Legion, die mich prüfen, kommunizieren mit den anderen, teilen mit, was sie erkannt haben.
Woher weiß ich, dass sie das tun? Ich höre es nicht, spüre es nicht auf telepathischem Weg, sondern weiß es einfach.
Kantirans Prüfung endet.
Chyndors Test wird abgebrochen.
Alaska Saedelaere atmet erleichtert aus.
Ich jedoch werde nicht freigegeben. Ich kämpfe gegen die Angst an. Und gewinne.
Doch dieses Erschrecken, dieses entsetzliche Erschrecken. Zuerst glaubte ich, es stamme von mir, doch in Wirklichkeit ist es eine Empfindung der Heißen Legion.
Die Legion - sie ist ... ist für mich so...
*
Kantiran atmete erleichtert aus, als es dieses Mal rascher als gewöhnlich endete.
Sogar von Alaska Saedelaere ließ der immaterielle Schwarm unerwartet schnell ab. Aufgrund seines Cappin-Fragments brachte die Heiße Legion ihm stets besonderes Misstrauen entgegen, was sich dadurch bemerkbar machte, dass seine Überprüfung jedes Mal länger andauerte als bei den anderen. Die immaterielle Schutztruppe der Friedensfahrer ließ diesmal jedoch gleichzeitig von ihm wie von Kantiran und Chyndor ab.
Kantirans Erleichterung endete abrupt, als er bemerkte, warum dies der Fall war.
Der schemenhafte Schwarm ballte sich vor Cosmuel Kain und stürzte sich dann auf die Cyno.
Das goldene Leuchten intensivierte sich stärker
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