2349 - Wurmloch ins Solsystem
„Das Sicherheitsrisiko liegt außerhalb des Kristallschirms!", stellte er fest. „Beim nächsten Eindringen werden wir es nicht mit Dunkelkapseln und Mikro-Bestien zu tun bekommen, sondern mit Traitanks."
Perry Rhodan reagierte nicht. Er hatte eine Vielzahl von Hologrammen vor sich verteilt, zum Teil überlappten sie einander.
Pasteur versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Es handelte sich durchweg um Aufnahmen aus dem Sonnensystem.
Jupiter war zu sehen, ebenso Merkur und die Erde. „Noch schlägt die Kolonne nicht wieder zu", behauptete Rhodan. „Wer immer derzeit das Kommando hat, muss jeden weiteren Durchbruchsversuch als Verschwendung von Ressourcen ansehen.
Der Kapitän oder auch Vizekapitän hat beinahe dreihundert Dunkelkapseln verloren und eine weit größere Anzahl Mikro-Bestien. Das für uns Wichtigste dabei: Niemand kann wissen, was wirklich geschehen ist. Die Angreifer werden uns möglicherweise überschätzen und annehmen, dass wir effektive Waffensysteme zur Verfügung haben. Falls sie hingegen der Meinung sind, die kleine Flotte schon beim Durchbruch durch den Schirm verloren zu haben, werden sie vorerst keinen zweiten Vorstoß wagen."
Forrest Pasteur nickte. „Sie setzen also ihre Messreihen fort, forcieren die Abfolge ihrer Angriffe und warten darauf, dass sie sichere Strukturlücken schaffen können, die zudem groß genug sein werden, Traitanks den Einflug in das Solsystem zu ermöglichen."
Pasteurs Blick verengte sich. Nachdenklich schaute er Rhodan an. „Mit anderen Worten, unser Jagdgeschwader wird nicht mehr gebraucht. Es hatte einen einzigen Einsatz ..."
„Der Materialaufwand, die intensiven Schulungen der Mannschaften, die Manöver - nicht ein Galax war schlecht investiert. Die Mikrotom-Jäger standen rechtzeitig zur Verfügung; ihrem Einsatz verdanken wir die neue Galgenfrist."
Pasteur wirkte plötzlich verbissen. „Mittlerweile kenne ich dich gut genug, Perry. Es wurde und es wird viel geredet. Über den Residenten, über den Aktivatorträger ..."
„Was noch?", fragte Rhodan erst etliche Sekunden später, nachdem der Oberstleutnant keine Anstalten traf, den unterbrochenen Satz zu Ende zu bringen. „Über den Mann, der die Menschheit von einer Krise in die andere führt?"
„Nicht ganz so drastisch. Aber so ungefähr."
„Sie haben Recht", bestätigte Rhodan. „Aus ihrer Sicht. Einer muss die Verantwortung tragen."
„Das ist es eigentlich nicht, was ich sagen wollte ..."
„Aber du fragst dich, weshalb ich meine Zeit mit Ortungsbildern und Holoansichten der Planetenbahnen vergeude."
Die letzten Monate waren an allen nicht spurlos vorübergegangen. Forrest Pasteur konnte nicht verhindern, dass er den Residenten überrascht anblickte. Rhodan hatte einmal mehr seine Beobachtungsgabe und sein Einfühlungsvermögen bewiesen. „Wie viele Geheimprojekte ähnlich Mikrotom hast du in der Hinterhand, Perry? Es müssen zwangsläufig Entwicklungen sein, die uns in die Lage versetzen, den Traitanks zu widerstehen.
Die breite Masse weiß nichts davon, aber gerade sie ..."
„Du kennst die Bezeichnungen."
Forrest Pasteur lachte unterdrückt. „Projektnamen, nicht mehr ...
Geheimniskrämerei, die langsam an die Nieren geht. Du scheinst niemandem mehr zu vertrauen, Perry. Aber dir fällt nicht auf, dass du deine Freunde damit vor den Kopf stößt. Nicht die Menschen im Sonnensystem sind deine Gegner, sondern die Chaostruppen außerhalb!"
„Richtig", bestätigte Perry Rhodan. „Und diese Truppen werden alles daransetzen, Informationen zu bekommen. Die Familie der Koda Ariel habe ich nicht vergessen.
Schon deshalb bin ich gezwungen, überlebenswichtiges Wissen nur wenigen zugänglich zu machen."
„So wie ESCHER?"
Rhodans Miene verhärtete sich. „Was weißt du davon?"
„Ich kenne nur den Namen - und mit mir vermutlich einige tausend Personen, die ihn in einem Schutzbunker in Terrania gehört haben. Jemand muss davon gesprochen haben, dass ESCHER eine Bedrohung sei."
Rhodan schüttelte den Kopf. „In Zeiten wie diesen wird viel Unsinn geredet." Er zeigte auf die zwischenzeitlich abgedämpften Hologramme vor sich. „Wenn wir uns mit etwas befassen müssen, dann damit. Das Phänomen der Hyperperforationen kann jederzeit zur Bedrohung werden, falls die Kolonne ebenfalls damit konfrontiert wird und auf irgendeine Weise Nutzen daraus zieht."
*
Mit Unterstützung des Hauptrechners hatte Perry Rhodan versucht, ein System in das Phänomen der Hyperperforationen
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