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235 - Auf dem sechsten Kontinent

235 - Auf dem sechsten Kontinent

Titel: 235 - Auf dem sechsten Kontinent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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auf Dauer miteinander auskommen könnten.«
    Sie lächelte Boris an. »Habe ich ein einziges Wort über Pierre verloren? Er tut mir ja leid, der arme Kerl. Er lässt sich von Hörensagen beeinflussen und weiß nicht mehr, was er von mir denken soll. Vielleicht wäre es besser, wenn er weg wäre.«
    »Was meinst du mit ›weg wäre‹ ?«
    »Denk darüber nach, Boris, denk gut nach. Und wenn du Lust hast, kannst du mich in meiner Kabine besuchen kommen, sobald die Sonne untergeht.«
    Nanette drehte sich um und kehrte zum wartenden Franken zurück. Pierre wurde ihr zunehmend lästig mit all den Eifersuchtsszenen, die er ihr machte. Er wollte nicht verstehen, dass er von ihren ganz besonderen Fähigkeiten profitierte. Es wurde Zeit, dass sie sich einen neuen Mann suchte und den alten entsorgen ließ. Umso mehr, da sie spürte, dass ein Kind in ihr heranwuchs. Und es stammte sicherlich nicht von Pierre.
    5.
    Erstkontakt
    »Bleib ruhig stehen, Fremder«, verlangte der Mann, »und erzähl uns, wo du und deine Freundin herkommen.«
    »Das ist nicht so leicht zu erklären«, begann Matt vorsichtig. Er drehte die offenen Handflächen nach oben. »Den Begriff Innenland kenne ich allerdings nicht.«
    »So?« Der Mann ließ ihn nicht aus den Augen. Der Flintenlauf, der sich aus dem Fenster hervorgeschoben hatte, zielte in Aruulas Richtung. »Willst du mir etwa sagen, dass du von jenseits des Riffs stammst? Dann müsste ich dich einen Lügner nennen. Dort gibt es weit und breit kein Land.«
    »Wir besitzen ein hochseetaugliches… Schiff. Wir haben es jenseits des Riffs verankert, weil wir keine Passage ins Innere fanden.«
    »Ach ja? Und die Dentrillen haben euch durchgelassen? Einfach so?«
    »Die Dentrillen? Du meinst diese Wasserbäume?«
    »Exakt. Sie reagieren sehr empfindlich auf Menschen.« Die Anspannung des Mannes ließ ein wenig nach. Er tat einen Schritt auf Matt zu. »Um genauer zu sein: auf Barbaren, die versuchen, die Barriere zu durchdringen. Jener Trupp von Eisjägern, der es letztmals versuchte, verschwand mitsamt seinem Reitwal auf Nimmerwiedersehen zwischen den Ästen derDentrillen.«
    Eisjäger. Aruula hatte also richtig gesehen. Barbaren beherrschten das Meer nahe des neuen Südpols, und sie ritten auf dressierten, möglicherweise mutierten Walen.
    »Wir kommen in Frieden«, versicherte Matt einmal mehr, »und wir haben nichts mit Völkern zu tun, die gewaltsam in euer Inselreich vordringen wollen. Wir möchten euch nicht zur Last fallen. Wir suchen nach einer Passage ins Innere der Antarktis.«
    »Warum?«
    »Könntest du deiner Frau bitte sagen, dass sie ihr Gewehr beiseite legen soll? Es fällt mir nicht leicht, Fragen zu beantworten, während ein nervöses Zucken ihres Zeigefingers das Leben meiner Gefährtin auslöschen könnte.«
    »Gerne – sobald du die Waffe weglegst, die du hinter deinem Rücken versteckst.«
    Matt zog den Colt langsam aus dem Hosenbund, legte ihn vor sich auf den Boden und nickte Aruula, dasselbe mit ihrem Schwert zu tun. Die Kriegerin gehorchte widerwillig und trat dann einen Schritt zurück.
    »So ist’s gut.« Der Mann kam auf sie zu, klopfte Matts Taschen ab und atmete dann erleichtert durch. »Ist in Ordnung, René!«, rief er in Richtung des Hauses. »Du kannst rauskommen. Sie sind sauber.«
    Eine Mittvierzigerin, schlank und groß gewachsen, deren dunkle Haarpracht von silbergrauen Strähnen durchzogen war, trat nun ebenfalls auf die Veranda. Sie stellte das Gewehr beiseite. So, dass sie es jederzeit erreichen konnte.
    »Ich heiße Matt, und das ist meine Begleiterin Aruula.«
    »Eine Barbarin«, sagte der Mann abfällig. »Seltsam, dass die Dentrillen sie durchgelassen haben.« Er wandte sich wieder Matthew zu. »Ich weiß nicht, warum du mich anlügst, Fremder, aber ich erkenne einen Innenländer, wenn ich ihn sehe. In der Welt jenseits des Riffs gibt es keinen Menschen mehr, der dieses Attribut verdient. Die Erde ist von grässlichen Wesen besetzt, mit denen wir nichts zu tun haben wollen.«
    »Hattet ihr denn jemals Kontakt mit der Außenwelt?«
    »Seit einigen Jahren nicht mehr. Es gab mehrere blutige Begegnungen. Wir haben den Eisjägern klar gemacht, dass sie hier nichts zu suchen haben. In ihrer Heimat können sie meinetwegen tun und lassen, was sie wollen. Aber das Schelfland ist tabu für sie.«
    Matt unterdrückte ein bedauerndes Lächeln. Der Mann erinnerte ihn an einen Farmer des südöstlichen »Bible Belt« seiner nordamerikanischen Heimat. An einen

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