23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition)
zweites Mal nominiert. Die Konkurrenz war groß. Neben mir standen noch vier andere Männer auf der Liste: Chris Hilton, Greg Centauro, Dieter von Stein und Tommy Gun. Alles nette Jungs und gute Darsteller, jeder von ihnen hätte den Preis verdient gehabt. Aber irgendwie hatte ich diesmal ein gutes Gefühl. Jetzt oder nie!
Einige Tage vor der Preisverleihung stattete ich der Venus, die inzwischen zum 13. Mal veranstaltet wurde, einen Besuch ab. Ich wählte den Donnerstag aus, der immer sehr angenehm ist, da er den Fachbesuchern, Händlern und Ausstellern vorbehalten bleibt.
Ich schlenderte zwischen den Ständen umher, als ich einen Reporter und einen Kameramann im Auftrag der Bild entdeckte. Kamerageil, wie ich nun mal bin, suchte ich rasch den Kontakt. Ich stellte mich den beiden vor und verriet ihnen auch: »Ich bin nominiert als bester Darsteller.«
Die Journalisten waren nett, gut gelaunt und sprachen auf eine ruhige Art. Sie fanden mich sympathisch, weil ich frei von der Leber weg plauderte.
»Das ist toll, was du erzählst«, unterbrachen sie irgendwann meinen Redefluss, »wir sollten das auf jeden Fall mit der Kamera aufnehmen.«
»Das heißt, ich soll alles noch mal erzählen?«
Sie schulterten die Kamera, hielten mir das Mikrofon vor die Nase. Mein erstes Venus-Interview begann. Ich war stolz wie Bolle. Doch dann strebte eine Menschentraube auf uns zu und unterbrach unser Gespräch.
Ich erkannte Nadja Abd el Farrag, auch bekannt als Naddel, besser bekannt als Dieter Bohlens Exfrau, die umringt von Sicherheitskräften über die Messe geführt wurde. 2009 war sie die Venus-Botschafterin, ein Promi, der auf Plakaten für die Messe warb.
Erotik-Botschafterin? Ohh!
Das Bild- Team verlor das Interesse an mir, richtete die Kamera auf Naddel. Ich musste was unternehmen. Aber was? Sie war nur noch wenige Meter entfernt. Sollte ich ihr was zurufen? Naaadellll? Nein, das war mir nicht auffällig genug. Was also dann? Ihr Guten Tag sagen wie ein x-beliebiger Autogrammjäger? Auf keinen Fall, du bist ein Pornodarsteller! In diesem Moment kam mir die rettende Idee.
Inzwischen war sie auf meiner Höhe. Ich ließ die Hose runter. Mein Schwanz war nur halbsteif. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Bild- Reporter die Kamera auf mich schwenkten. Und auch Naddel schaute hin. Ihre Augen quollen aus den Höhlen. Dann drehte sie sich ab mit einem Gesichtsausdruck, der sich auf Lebenszeit in mein Gehirn eingebrannt hat. Nie zuvor habe ich erlebt, dass eine Frau sich mit einem derartigen Ekel von mir abgewendet hat. Irgendwie tat sie mir in diesem Augenblick leid.
Einer ihrer Bodyguards wies grimmig auf meine Hose. Ich zog sie hoch.
»Tschuldigung«, murmelte ich, aber die Entschuldigung war nur geheuchelt. Innerlich feixte ich, denn die Bild hatte die Aktion im Kasten. Perfekt! Auch wenn es niemand glauben mag, meine Stripeinlage hatte keinerlei Konsequenzen – keinen Messeverweis, nicht einmal einen Tadel. Gar nichts.
Allerdings werde ich heute noch von wildfremden Leuten darauf angesprochen. »Hey, du bist doch der, der vor Naddel die Hose runtergelassen hat.« Viele Fans zollten mir dafür Respekt. Einige meiner Darstellerkollegen kritisierten mich zwar, aber die meisten fanden die Nummer lustig – bis auf eine Person. Ich wollte mich noch bei ihr entschuldigen, aus zwei Gründen: Zum einen, weil ich es geschafft hatte, sie derart zu schockieren – und das auf einer Erotikmesse, wo allerorts nacktes Fleisch zu sehen ist! Zum zweiten, weil er nur halbsteif gewesen war. Ich hätte ihn ihr gern in voller Länge gezeigt. Wer weiß, was dann geschehen wäre ...
Zwei Tage später, am Samstag, 15. Oktober 2009, fand die Verleihung der Erotixxx Awards im Festival Center des »Estrel«-Hotels statt. Ich buchte einen Zehnertisch, damit meine Freundin, mein Bruder, ein Kameramann, ein Fotograf sowie einige Freunde Platz fanden.
Es gab reichlich zu essen und zu trinken und natürlich auch ein Rahmenprogramm. Alle waren sie da, die Stars und Sternchen der Erotikbranche aus der ganzen Welt. Du bist sogar nominiert, sagte ich mir, und du könntest heute ausgezeichnet werden. Ich war unglaublich stolz. Wir amüsierten uns prächtig, und es war mir eine Freude, diesen Tag mit Freunden zu teilen, auch wenn ich nicht immer bei der Sache war, weil mir 1000 Gedanken durch den Kopf gingen, vor allem aber: Was sage ich, wenn ich den Preis tatsächlich bekomme?
Üblicherweise bedanken sich die Gewinner immer nur bei irgendwelchen
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