23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition)
Leuten und Filmproduktionen. Im Falle des Falles wollte ich dieses Ritual brechen und etwas Besonderes machen. Während ich so überlegte, formte sich in meinem Kopf eine Idee. Ja, wenn ich den Preis bekäme, würde ich ebenfalls eine Rede halten, aber eine einzigartige. Ich würde jemandem meinen Dank aussprechen, der von Beginn meiner Karriere an meiner Seite gewesen war. Jemandem, der meinen Werdegang hautnah miterlebt hatte, der immer zur Stelle gewesen war, egal wann ich ihn gebraucht hatte. Jemandem, der so viel Leid mit mir geteilt und mich fast nie im Stich gelassen hatte und der mir noch heute so viel bedeutet. Ich wollte eine Rede auf meinen Schwanz halten.
Während ich so vor mich hin überlegte, fielen mir die Gesichter der mich umgebenden Leute auf. Es waren Darstellerinnen, Darsteller, Produzenten, und was ich von ihnen mitbekam, bereitete mir Unbehagen. Sie tuschelten, und aus ihren Blicken sprach wieder der Neid.
Das ist mir egal, beruhigte ich mich, heute ist mein Tag!
Selbstzweifel befielen mich. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Plötzlich war ich mir meines Sieges nicht mehr sicher.
Da baute sich ein Darsteller vor mir auf. Ich kannte ihn nicht.
»Du bist ein Spinner«, pöbelte er los. »Du bist der Letzte, der diesen Preis verdient hat. Du kannst gar nichts. Du hast noch nie was geleistet. Du bist peinlich.«
»Warum machst du dir nicht einfach einen schönen Abend«, erwiderte ich, »so wie wir.«
Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ich box dich von der Bühne, wenn du gewinnst.«
Schockiert sah ich ihm hinterher. Mir verging jegliche Freude. Ich wollte nur noch weg, weg von diesen Menschen, doch meine Freunde hielten mich zurück.
»Wir stehen hinter dir«, sprachen sie mir Mut zu. »Und auf jeden Fall halten wir dir den Rücken frei.«
Trotzdem wollte die Verzweiflung nicht von mir abfallen.
Der Abend zog sich in die Länge, denn die Preisverleihung in der Kategorie der besten Darstellerinnen und Darsteller, das Highlight der Venus, erfolgt immer zum Schluss.
Jana Bach, die Moderatorin, verlas die Nominierten. Die längsten Sekunden meines Lebens begannen. Mit einem Mal war alles fremd, unwirklich mysteriös. Ich wollte die Luft anhalten, nicht mehr zuhören, nicht mehr zuschauen und ich senkte meinen Kopf, machte mich klein, ganz klein, winzig.
»Und der Gewinner ist ...«, sagte Jana Bach. Sie machte eine Pause, lächelte, und plötzlich schrie sie: »... Pornfighter Long John!«
Etwas in mir explodierte. Ich brüllte. Ich schlug die Hand auf den Tisch. Ich sprang auf. Ich stürmte auf die Bühne. Mit über 60 Prozent aller Stimmen war ich zum besten Darsteller 2009 gewählt worden. Auf Platz 2 landete Chris Hilton, (24 Prozent), weit abgeschlagen auf den Plätzen 3 bis 5 Dieter von Stein (7 Prozent), Tommy Gun (4 Prozent) und Greg Centauro (1 Prozent). Ein mehr als deutliches Ergebnis.
Ja , dachte ich, jetzt bist du die Nummer 1. Ich war erleichtert und überglücklich. Mein größter Wunsch und mein Lebensziel waren erreicht. Der Traum, der nun keiner mehr war. Es war Realität. Alles erreicht, alles geschafft.
Doch mein Triumph währte nur wenige Sekunden. Als der Beifall nachließ, setzte die Stille ein, unterbrochen von vereinzelten Buhrufen und Schmähungen. Und wie ich dort allein auf der Bühne stand, befiel mich plötzlich Einsamkeit. Es war, als ob ich in ein dunkles Loch fiel, das mich und alles, was mir wichtig war, verschlang. Sogar die Dankesrede, die ich mir zurechtgelegt hatte, war wie fortgewischt.
Aus weiter Ferne hörte ich mich irgendeinen Müll erzählen. Ich bedankte mich wie alle anderen bei Firmen und Produzenten, bei meiner Freundin, deren Namen ich falsch aussprach, was mir so peinlich war wie kaum etwas in meinem Leben. Dann ging ich von der Bühne und bekam einen dicken Kuss von ihr. Sie überlächelte es. Danach gab ich einige Interviews und stellte mich den Fotografen. Ich kam mir vor wie in Trance. In mir herrschte Leere und immer noch die Einsamkeit. Ganz oben ist man allein. Ich begann nachzudenken, was denn eigentlich der Sinn des Lebens ist, und stellte mir die Frage, ob ich mein Leben bereue. Ich weiß die Antwort nicht.
Kapitel 49
Enttäuschung
2010 genoss ich den Erfolg, der mir durch meine Venus-Auszeichnung zuteilwurde, hatte aber ebenso sehr an meiner Verzweiflung zu knabbern. Dann lernte ich Sarah im Internet kennen. Sie war 24 und sah wunderschön aus. Zwar hatte sie, wie sie schrieb, noch einen Freund, aber mit dem sei tote
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