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2351 - Die gefallenen Mächtigen

Titel: 2351 - Die gefallenen Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Spitze. „Es hat sich viel geändert. Wie ich sehe, hast du keine neuen Gouverneure berufen."
    „Ihr sieben habt eine riesige Lücke hinterlassen ..."
    „Die du nun allein ausfüllst?"
    „Für den Anfang, Nuskoginus, nur für den Anfang. Bis sich neue, junge Gyshanian würdig zeigen, als Gouverneure im Dienst der Galaxis zu wirken, damit in Eudoccia die Kontinuität der Kultur gewahrt bleibt."
    „Du hast Farner Aly und ganz Eudoccia zu neuer Blüte geführt", gestand Nuskoginus ein. Zumindest an der Oberfläche, fügte er in Gedanken hinzu. „Doch du scheinst nicht daran zu denken, dich von der Macht zu verabschieden und als Nachfolger für mich und meine Gefährten frisches Blut heranzuführen."
    „Ich habe lediglich zum Nutzen Eudoccias gehandelt", behauptete Inkendyare. „Nach dem Abschied ,der sieben alten Gouverneure hat sich die SLage langfristig destabilisiert, und es ist schwer geworden, unter den zahllosen Völkern einen umfassenden Frieden zu garantieren."
    Hat Inkendyare in Eudoccia schleichend die Macht übernommen?, fragte sich der Mächtige. Hat sie unter der Oberfläche ein System etabliert, das ihre verdeckte Herrschaft zementiert? Selbstredend aus altruistischen Motiven...? „Wie ich festgestellt habe, hat die Anzahl der Sauerstoffatmer in unserer Heimat stark abgenommen."
    „Eine Folge unserer neuen Politik", sagte die Letzte der acht großen Gouverneure. „Wenn sie mit ihren ewigen Scharmützeln einfach nicht innehalten wollen, sollen sie sich getrost selbst dezimieren. Ich halte es für falsch, ihre Konflikte von Unschuldigen anderer Spezies unterbinden zu lassen, die dabei selbst ihr Leben in Gefahr bringen oder gar verlieren."
    Die alten Diskussionen ... Für einen Moment fühlte Nuskoginus sich zu den achtjährlichen Konferenzen mit sämtlichen Gouverneuren zurückversetzt.
    Inkendyare gab dem Burgherrn - ihn hatte sie ersetzt, ersetzen müssen, sein Vorgänger war bereits zu ihrer gemeinsamen Zeit uralt gewesen - ein Zeichen, und er verließ das Turmzimmer.
    Nun waren sie allein.
    Nun trat Nuskoginus endlich vor und umarmte die Mutter seiner Kinder.
    Er erinnerte sich an andere Umarmungen, heißblütigere, als sie beide nicht nur gleich jung gewesen waren, sondern auch gleich jung ausgesehen und sich angefühlt hatten.
    An die dezente Färbung ihrer festen Schuppenhaut, ihre leuchtend blauen Augen.
    Er erinnerte sich daran, wie er ihr geholfen hatte, den Nachwuchs auf die Welt zu bringen, wie er zum ersten Mal gesehen hatte, dass die Finger- und Zehennägel der Kleinen fast weiß waren. Erst später dunkelten sie zu einem hellen Beige ab.
     
    *
     
    Er erinnerte sich, wie die Mikrotentakel auf seinen Lippen und im Mundinnenraum verstärkt Säure zur Vorzersetzung der Nahrung ausschieden, als wüssten sie, dass er Vater geworden war und nun, genau wie Inkendyare, die vorzersetzte Nahrung von Mund zu Mund an den Nachwuchs weitergeben musste. Natürlich, ein hormoneller Prozess, das war ihm klar, aber es war ihm damals trotzdem wie ein Wunder vorgekommen.
    Auch jetzt, Jahrhunderte später, konnte er nicht sagen, was der schönste, der beeindruckendste Augenblick seines Lebens gewesen war. Seine Weihe im Dom Oquaach oder der Moment, in dem er zum ersten Mal sein eigen Fleisch und Blut gesehen hatte.
    Sie hatten ihre Beziehung geheim gehalten, niemand etwas davon verraten, nicht einmal den anderen Gouverneuren. Nur Kafug schien damals etwas geahnt zu haben und hatte sich immer wieder zu Andeutungen hinreißen lassen, die auf diese Verbindung abzielten. Aber Nuskoginus hatte das für eine Form von Eifersucht gehalten, für gekränkte Eitelkeit; denn Kafug hatte offen sein Interesse an Inkendyare kundgetan, doch sie hatte ihn mit einer Schroffheit zurückgewiesen, die eigentlich völlig untypisch für sie war.
    Nachdem sie lange gegenseitig ihre Wärme und Nähe genossen hatten, lösten sie sich voneinander, und Nuskoginus erkundigte sich nach ihren Kindern. „Tot", sagte sie leise und traurig. „Alle tot.
    Aber sie haben es alle weit gebracht, und auch ihre Urenkel machen mir viel Freude.
    Haben sie damals keine Rolle bei deinen Überlegungen gespielt, ob du das Angebot der Hohen Mächte annehmen solltest oder nicht?"
    „Ich habe nicht einen Gedanken an sie verschwendet", gestand Nuskoginus zu seiner Schande, aber ehrlich ein.
    Inkendyare seufzte leise.
    Dann endlich fiel Nuskoginus auf, was er längst hätte bemerken sollen. „Unsere Kinder tot", sagte er, „unsere Enkel wohl

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